Warten auf den Piep-Ton beginnt

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Unser Foto zeigt drei Digitalfunkgeräte bei der Vorstellung in München vor einigen Jahren. Symbolfoto: dpa
Unser Foto zeigt drei Digitalfunkgeräte bei der Vorstellung in München vor einigen Jahren. Symbolfoto: dpa
Kleiner und leistungsstärker sind die neuen Funkgeräte (links, rechts ein altes Modell). Foto: dpa
Kleiner und leistungsstärker sind die neuen Funkgeräte (links, rechts ein altes Modell). Foto: dpa
 
Kleiner und leistungsstärker sind die neuen Funkgeräte (links, rechts ein altes Modell). Foto: dpa
Kleiner und leistungsstärker sind die neuen Funkgeräte (links, rechts ein altes Modell). Foto: dpa
 

Mitte Juni läuft bei Polizei und Rettungsdiensten die Testphase für die neue Funktechnologie an. Anders als früher kann man nun aber nicht sofort sprechen, sondern muss einen speziellen Ton abwarten.

Im Landkreis Bamberg brechen neue Zeiten an. Rettungsdienste und Polizei werden sich allmählich vom guten, alten Analog-Funk verabschieden und rüsten auf digitale Technologie um. Die heiße Phase dieses Wandels wird nun starten.

Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken: "Mitte Juni läuft die Testphase an." 2200 Polizeibeamte werden von der Umstellung betroffen sein. Auch für die Feuerwehren ist Digitalfunk eine große Herausforderung - allein im Landkreis Bamberg gibt es schließlich 187 Wehren mit etwa 7000 aktiven Mitgliedern. Seit Ende April werden Fahrzeuge Zug um Zug mit den neuen Geräten ausgerüstet. Bernhard Ziegmann ist Kreisbrandrat und damit ranghöchster Feuerwehrmann im Landkreis, im Gespräch mit dem Fränkischen Tag betont er, welch wichtiges Projekt die Einführung des Digitalfunks bedeutet: "So eine Umstellung ist äußert komplex und beschäftigt die Verantwortlichen im Kreis Bamberg seit weit mehr als einem Jahr. Im Sommer soll der Probebetrieb anlaufen." Und welche Erwartung hat der erfahrene Feuerwehrler an die neue Technik? "Ich bin noch nicht darin geschult worden, doch von Kollegen aus anderen Kreisen, die schon damit arbeiten, habe ich eigentlich nur positives gehört. Vor allem die tolle Sprachübertragungs-Qualität wird gelobt."

Die kleinen, digitalen Handfunk-Geräte klingen zwar ein wenig metallisch, blenden aber störende Nebengeräusche bei Einsätzen nahezu komplett aus. Peter Vatter, Projektleiter Digitalfunk bei der integrierten Leitstelle Bamberg und Forchheim, weiß ebenfalls um eventuelle kleine Umstellungsprobleme für Feuerwehr-Leute: "Möchte man digital funken, drückt man bei den neuen Geräten auf den Knopf, kann aber nicht wie früher sofort sprechen, sondern man muss auf einen Piep-Ton warten, was etwa eine Sekunde dauern kann. Erst dann ist auch gewährleistet, dass andere den Funkspruch empfangen können."

Seit einem Monat ist übrigens das digitale Funknetz in Oberfranken in Betrieb - nur genutzt wird es noch nicht. Vatter erklärt dazu: "Jetzt sind Messfahrzeuge unterwegs, die prüfen, ob die Netzversorgung überall in der Region gewährleistet ist." Am Ende dieser Phase erhalten alle Rettungsdienste übrigens Karten, auf denen genau verzeichnet ist, wo welche Netzqualität in Oberfranken erreicht wird. Vatter ist zuversichtlich: "Wir liegen 100prozentig in unserem Zeitplan. Der Testbetrieb für den Bezirk Oberfranken soll am 15. Juni starten."

Auf die Kommunen kommt allerdings ein nicht unwesentlicher Kostenfaktor zu. Vor allem die Umrüstung der Feuerwehrfahrzeuge im Landkreis kostet viel Geld und wird vom Staat nicht gefördert - ganz im Gegensatz zur Anschaffung der neuen Geräte. Hier gibt es nämlich Zuschüsse in Höhe von 80 Prozent.

Aber wie schlägt sich die neue Technik im Alltagsbetrieb? Seit Beginn 2014 funkt die mittelfränkische Polizei digital. Pressesprecher Ralph Koch vom Polizeipräsidium in Nürnberg: "Unsere Erfahrung bislang verliefen durchweg positiv." Jens Hammerl, Kreisbrandmeister in Erlangen-Höchstadt, kann dem nur zustimmen: "Unsere bisherigen Erfahrungen sind sehr gut, auch wenn unsere Feuerwehren bei kritischen Einsätzen, bei denen es um Menschenleben geht, noch auf den analogen Funk setzen."


Handgerät mit GPS-Ortung

Doch warum ist eine Umstellung auf Digital-Funk notwendig? Ein Sprecher vom Bayerischen Innenministerium sagt: "Nun sind sogenannte Gruppen-Rufe sowie Direct-Calls möglich. Und in einem Netzmodus sind Einsatzzentralen jederzeit erreichbar." Bislang brauchte man für derartige Funktionen zwei analoge Geräte. Zudem sei jedes kleine Handgerät mit einer GPS-Ortung versehen. Ruhland: "So kann die Leitstelle jederzeit feststellen, wo sich der Polizist oder der Rettungshelfer befindet." Weiterer Vorteil: Das Hightech-Funknetz ist weitaus leistungsfähiger und vor allem abhörsicher. Die Handhabung der neuen Funkgeräte sei dabei nicht komplizierter, lediglich die Technik funktioniere ein wenig anders, ergänzt der Ministeriums-Sprecher.

Es kann aber auch vorkommen, dass der Digitalfunk nicht funktioniert. Feuerwehrleute in Mittelfranken klagen über Funklöcher, bei denen die Kommunikation nicht möglich sei. Dabei handele es sich vor allem um Regionen, in denen bereits das analoge Netz Probleme hatte. "Gesamt betrachtet bietet das neue Digitalfunknetz allerdings eine bessere Flächendeckung als die bisherige analoge Funktechnik. Auch in topografischen Problemlagen, wie z. B. in der Fränkischen Schweiz, wird die Funkversorgung gewährleistet sein", hofft Peter Vatter.

Der Praktiker setzt nun auf die Erfahrungen mit dem Thema im Einsatz. "Dann erst werden wir merken, welche Anwendungen der neuen Technik möglich und auch wichtig sind. Für alle Beteiligten wird das eine spannende und fordernde Aufgabe sein." Doch allen Beteiligten ist vor allem eines wichtig: egal ob mit oder ohne Digitalfunk - die Sicherheit der Bevölkerung hat immer Vorrang und steht weiter im Mittelpunkt aller Planungen.


Digitale Vorgeschichte