Wachwechsel beim Bauernverband

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Hubert Dietz (links) und sein Nachfolger Werner Nützel Foto: Michael Gründel
Hubert Dietz (links) und sein Nachfolger Werner Nützel  Foto: Michael Gründel
 
 
 
 

Mit Hubert Dietz trat der letzte Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes BBV Bamberg in den Ruhestand. Sein Nachfolger Werner Nützel ist zugleich Leiter der Geschäftsstelle Forchheim. Für Dietz gab es viel Lob und Anerkennung.

64 Jahre lang, seit 1948, hatte der Kreisverband Bamberg des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) einen eigenen Kreisgeschäftsführer. Seit 1. Oktober ist das anders: Mit Hubert Dietz wurde der letzte dieses Standes in den Ruhestand, respektive die passive Phase der Altersteilzeit verabschiedet. Was aber nicht heißen soll, dass die BBV-Geschäftsstelle an der Weide in Bamberg in Zukunft ohne Führung ist: "Die Selbständigkeit wird nicht angetastet", sagt Hubert Dietz selber. Nur der "Allrounder" habe ausgedient.

Wie das alles zusammen geht? Die Antwort ist relativ einfach. Seit 1. Oktober gibt es zwar keinen eigenen Geschäftsführer mehr für den BBV-Kreis Bamberg, aber einen gemeinsamen mit dem Landkreis Forchheim, der sich die Aufgaben teilt. Zwei Tage in der Woche erfüllt Werner Nützel wie bisher seine Aufgaben in Forchheim, wo er bisher eine Vollzeitstelle hat. Zwei Tage ist Nützel künftig in Bamberg und den fünften Tag hält sich der neue gemeinsame Geschäftsführer ganz unbürokratisch dort auf, wo er dringender gebraucht wird.

Das kann deshalb funktionieren, weil die Beratungstätigkeit künftig hier wie dort auf andere Schultern verteilt wird. In Bamberg sind das Armin Schätzlein und - neu - Daniel Spaderna aus Ebensfeld, in Forchheim ist das Jochen Grau. Der Geschäftsführer soll sich dafür auf seine Kernaufgaben konzentrieren.
Im Kreisverband Bamberg sind etwa 4800 Mitglieder organisiert, in Forchheim an die 3000.

Trend zur gemeinsamen Geschäftsführung


Beiden Kreisen muss man zugute halten, dass sie ihre Eigenständigkeit so lange wie möglich erhalten haben. Denn der Trend zur Leitung mehrerer BBV-Kreisverbände durch einen gemeinsamen Geschäftsführer währt in Oberfranken schon einige Zeit: Inzwischen sind Bayreuth, Kulmbach und Kronach auf diese Weise strukturiert, Hof und Wunsiedel sowie Coburg und Lichtenfels. "Warum soll bei uns nicht funktionieren, was sich in den anderen Kreisverbänden eigentlich gut bewährt hat?", fragt der scheidende Geschäftsführer Hubert Dietz.

Ändern konnte man diese Entscheidung weder in Bamberg noch in Forchheim. "Das ist eine Vorgabe des Bayerischen Bauernverbandes, der das Personal auch bezahlt. Der Kreisverband Bamberg hat darauf keinen Einfluss", sagt Kreisobmann Heiner Faatz. Ziel sei, das meinte auch Hubert Dietz, dass die Kreisverbände enger zusammen rücken und die Probleme der Landwirtschaft gemeinsam lösen. Symbolisch übergab er den Bamberger Tresorschlüssel an seinen Forchheimer Nachfolger.

Der Mann, der das an vorderster Stelle bewerkstelligen soll, ist der 51-jährige Werner Nützel. Wie Hubert Dietz gelernter Landbau-Techniker, kommt er aus der Praxis und ist seit 1993 BBV-Geschäftsführer in Forchheim. Eine "Regierungserklärung" wollte der "Neue" bei der Amtsübergabe im Frensdorfer Bauernmuseum nicht abgeben. Mit einem Dank an seinen Vorgänger bat er um Vertrauen bei Land- und Forstwirten, Behördenleitern und Verbandsfunktionären.

Ein Navi für unbekannte Orte


Der gebürtige Eckenthaler (Landkreis Erlangen) gab gerne zu, dass er sich ein "Navi" angeschafft hat, um alle ihm noch nicht bekannten Orte im Bamberger Land zuverlässig finden zu können - wie zum Beispiel den "Jurabauerntag" in Königsfeld. Schwerpunkte seiner Arbeit sieht er zum Beispiel bei planerischen Festlegungen oder der Ausweisung von Schutzgebieten, die in vielerlei Gestalt die Landwirtschaft betreffen.

Der strukturelle wie personelle Wechsel beim Bamberger Bauernverband wurde allseits positiv gesehen. Besonderer Dank galt dem scheidenden Geschäftsführer Hubert Dietz. Der habe "mit seinem großen Wissen unglaublich viel geleistet", betonte der Direktor des Bauernverbandes Oberfranken, Wilhelm Böhmer. Seit 1981 war Dietz BBV-Geschäftsführer zunächst in Lichtenfels, ab 2004 in Bamberg. "Sie haben den Wandel zur Unternehmensgruppe Bauernverband mit gestaltet", lobte Böhmer. "Töchter" sind heute zum Beispiel ein Computerdienst, ein Versicherungsservice oder die Invest-Betreuung "Landsiedlung".

Viel zu kurze Dienstzeit


"Viel zu kurz" sei die Dienstzeit von Hubert Dietz in der BBV-Geschäftsstelle Bamberg gewesen, meinte Kreisobmann Heiner Faatz. "Bei seinen Qualitäten dürfte er eigentlich gar nicht aufhören". Von "Hofübergabe" sprach Oberfrankens BBV-Präsident Hermann Greif. Jeder Nachfolger übernehme gerne einen gut geführten Hausstand. In Sachen Werner Nützel sei in Forchheim das "Hergeben" nicht leicht gefallen.

Landtagsabgeordneter Heinrich Rudrof (CSU) bezeichnete den Bauernverband als tragende Säule der Gesellschaft im ländlichen Raum, die starker Strukturen und Persönlichkeiten bedürfe. Stellvertretender Landrat Georg Bogensperger (CSU) würdigte Hubert Dietz und den Bauernverband gleichermaßen als "Ratgeber für die Region", die wertvolle und wichtige Arbeit leisteten. Der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Andreas Knorr, mahnte, angesichts des hohen Erholungswertes des Bamberger Landes auf das Image der Landwirtschaft zu achten. Personalrat Franz Brütting dankte dem scheidenden Hubert Dietz für die Anleitung "vieler junger Kollegen" und wünschte dem neuen Geschäftsführer Werner Nützel "eine sichere Hand für Bamberg und Forchheim".