Wachenroth zeigt sich offen

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Majd Hamwi (rechts) aus Syrien sprach aus Sicht der Asylbewerber zur Versammlung. Stehend daneben Bürgermeister Friedrich Gleitsmann und Annemarie Müller vom Landratsamt. Foto: Evi Seeger
Majd Hamwi (rechts) aus Syrien sprach aus Sicht der Asylbewerber zur Versammlung. Stehend daneben Bürgermeister Friedrich Gleitsmann und Annemarie Müller vom Landratsamt. Foto: Evi Seeger

Die Gemeinde und das Landratsamt hatten zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen. Im Ort sind derzeit 16 Bewerber untergebracht.

Pfarrer Torsten Bader hatte eine glänzende Idee: "Wir sollten uns vernetzen und uns gemeinsam der Asylbewerber annehmen." Denn die evangelische Kirchengemeinde hat in Weingartsgreuth eine syrische Familie in einem kirchlichen Gebäude untergebracht und in Wachenroth im ehemaligen Gasthof Linsner hat sich die Zahl der Asylbewerber mittlerweile von 10 auf 16 erhöht. Um Fragen zu beantworten und Missverständnisse auszuräumen, hatten Gemeinde und Landratsamt im Gasthaus mit seinem neuen Wirt Carlos Castillo eine Versammlung anberaumt. Der gute Besuch machte deutlich, dass Aufklärungsbedarf vorhanden war. Vom Sachgebiet Soziales im Landratsamt standen Annemarie Müller und Dorothea Ackermann den Wachenrother Bürgern Rede und Antwort.

Nein, von Fremdenfeindlichkeit war nichts zu spüren, allenfalls ein wenig Sorge. Den Wachenrothern scheint es vor allem darum zu gehen, dass die Zahl der Asylbewerber nicht ausufert.
Wachenroth sei ein kleiner Ort, betonte ein Teilnehmer. Nach 18 Uhr gebe es keinerlei Busanbindung mehr und es gebe auch keine Angebote, um die Asylbewerber zu beschäftigen, meinte ein Sprecher.

Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU) - und nicht nur er - wünscht sich daher ehrenamtliches Engagement. Derart vielleicht, wie es sich ein Teilnehmer schon vorgenommen hat: Er will mit den jungen Männern Schach spielen. Dazu brauche man keine Sprache, sagte er. Dass einige von den Asylbewerbern am Sonntag im katholischen Gottesdienst zu sehen waren, hat in Wachenroth einen guten Eindruck gemacht. Wie zu hören war, lebt auch ein Pfarrer (vermutlich der byzantinisch-orthodoxen Kirche) in der Gruppe.

Um einen Deutschkurs will sich Pfarrer Bader bemühen. Für die Familie in Weingartsgreuth habe er keine Förderung bekommen, weil es dort nur drei Erwachsene gibt. Zusammen mit den Leuten aus Wachenroth könnte es klappen. Damit man nicht die gleichen Probleme doppelt anpacke, hält der Pfarrer ein Netzwerk für geeignet. Gemeinsam könne man Probleme lösen, Arztbesuche oder Sprachunterricht regeln.

Dass ihnen jemand bei der Sprache behilflich ist, wünschen sich auch die Gäste aus Syrien. Majd Hamwi, der zu Hause Schiffskapitän war und sich auf Englisch verständigen kann, bot auch Hilfe an, sofern jemand Hilfe brauchen könne. Kostenlos natürlich. Denn das ist das eigentliche Problem der Asylbewerber: Außer bei der Gemeinde oder in Wohlfahrtsverbänden dürfen sie in den ersten neun Monate überhaupt nicht arbeiten, wie Annemarie Müller erläuterte.

Kontingentliegt bei 32 Personen

Das Landratsamt habe die Pflicht, die Asylbewerber, die ihm von der Regierung zugewiesen werden, unterzubringen. Eine Entspannung sei nicht in Sicht. Der Kreis betreibe jedoch keine Gemeinschaftsunterkünfte, sondern sei für die dezentrale Unterbringung in Gasthöfen oder Privathäusern zuständig. 32 Personen seien als Kontingent für Wachenroth gedacht, antwortete Müller auf die entsprechende Frage.
Auch Carlos Castillo, der neue Wirt und Eigentümer des Gasthofs wurde nach seinen Plänen befragt. Der Spanier führt bereits in Rückersdorf bei Nürnberg ein Hotel. In Wachenroth schwebt ihm ein modernes Hotel mit Fitnessbereich vor.

"Uns ist es wichtig, dass unser Dorfgasthaus weiter geführt wird und wir auch weiter Kirchweih feiern können", betonte Bürgermeister Gleitsmann. Kein Problem für Castillo, ebenso wie er sein Haus auch weiter für Familienfeiern öffnen will. "Die Gastwirtschaft war bekannt. Wir sind verwöhnt. Da müssen sie sich anstrengen", gab Gerhard Schmidt dem Wirt mit auf den Weg. Der versicherte, alles zu tun, damit seine Gäste und auch die Gemeinde zufrieden sein können.