Ein Flugbegleiter macht seine Arbeit nicht nur gut, sondern er begeistert. Tausende jubeln ihm zu. Zu seinem Wohl gereicht ihm das nicht. Typisch, findet Johannes Görz.
Über den Inhalt des viralen Videos, das seit Tagen Tausende auf Youtube oder Facebook oder Twitter gesehen haben, braucht man schon nicht mehr viele Worte zu verlieren: Ein Flugbegleiter unterhält seine Gäste an Bord eines Fliegers. Ein sonst eher ermüdender Vorgang wird zur spontanen Standup-Einlage.
So weit so belustigend. Wahrscheinlich würde das Video bald wieder in Vergessenheit geraten - der Flugbegleiter würde wieder von anderen Clips verdrängt werden und einfach weiter seiner Leidenschaft frönen, abseits des Rummels.
Doch nicht so schnell, denn nicht alle schienen seinen Auftritt so lustig gefunden zu haben wie die Tausenden Zuschauer auf Youtube. Dem Vernehmen nach hat der Mann eine Abmahnung von seinem allzu humorlosen Arbeitgeber erhalten.
Wie kann das sein, fragt man sich. Schließlich hat der gute Mann ja nur Freude bereitet, ja sogar kostenlos Werbung für seine Fluglinie gemacht.
Aber er hat sich eines Verbrechens schuldig gemacht, das scheinbar schnell und hart geahndet wird: Er ist aus der Masse herausgestochen.
Er hat es gewagt, kreativ und vor allem aus eigenem Antrieb heraus gehandelt zu haben. Ein Mitarbeiter, der aus lauter Leidenschaft aus Sicherheitshinweisen eine unterhaltsame Show macht, ist nicht vorgesehen. Und anstatt ihn dafür zu belohnen, hat man ihn wohl auch noch bestraft. Das mögen Gerüchte sein, doch Fakt ist, dass Air Berlin auch kein einziges lobendes Wort über den Mann verliert, auf Anfragen eher verschnupft und kurz angebunden reagiert.
Was helfen schick formulierte Initiativen für Gründer und Startups, Forderungen nach irgendwelchen Zuckungen, die durch das Land gehen müssen oder wohlfeile Aufrufe nach mehr Mut und Initiative, wenn eben solche Bemühungen im Kleinen nicht gewürdigt werden?
Immerhin die vielen Nutzer auf Youtube, Facbook und anderen
Kanälen stärken Bernst Löwisch den Rücken. Es steht zu hoffen, dass er diese Währung umtauschen kann in die Kraft, weiterzumachen - oder vielleicht gar in eine neue, lukrativere Karriere. Wer weiß, vielleicht begegnet man dem Mann irgendwann auf der Bühne, im Radio oder gar im Fernsehen? Zu wünschen wäre es ihm, verdient hat er ein großes Publikum, das dankbarer ist als sein Arbeitgeber.
In diesem Land ist der Humor schon länger im Keller verschwunden. Ist das noch keinem aufgefallen? Dann sollte er mal öfters in unsere umliegenden Nachbarländer Urlaub machen. Vor allem im Norden. Dort wird man für solche Leistungen wie die des Flugbegleiters mit einem Lächeln begrüßt. Und das Lächeln bei uns wird nur noch in Geld aufgewogen. Eine humorlose Regierung seit Jahren an der Macht, humorlose Staatsdiener, die von einem anderen Planeten zu stammen scheinen. Geiz und Selbstdarstellung, die mit dem Lohnzettel und dicken Autos hinausgedröhnt wird. Geld machen auf Kosten der Kleinen und ........ ein Buch könnte man schreiben. Aber jetzt erst mal Fußball-WM. Es feiert die FIFA! Und selbst die Armen dürfen zu Hungerlöhnen den Fußballgöttern zujubeln, welche wie ein Heuschreckenschwarm ein Land mit steuerfreien Millionen verlassen, dessen Großteil seiner Bevölkerung lieber Schulen und Krankenhäuser gehabt hätte als Stadien im Urwald.
Und was geschieht bei uns? Jeder, der etwas Freude und ein Lächeln in unsere aufgekitschte Welt tragen will, wird von seinem Arbeitgeber oder gar vom Staat dafür gemaßregelt. Als müßten wir schon für jedes Lächeln und für jeden Witz erst Steuern bezahlen. Versuch einfach, etwas zu Lächeln. Und versuch, nicht das Billigste zu erwerben. Zehn andere haben dafür woanders kein lebenswertes Leben. Und du unterstützt die Werber dieser Geizaktion auf deren Rücken.