Tunnelkosten könnten an Bamberg hängen bleiben

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Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer(l.) informiert sich in Bamberg über die Pläne für den Bahnausbau. Eingeladen wurde er von MdB Thomas Silberhorn (r.). Foto: Ronald Rinklef
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer(l.) informiert sich in Bamberg über die Pläne für den Bahnausbau. Eingeladen wurde er von MdB Thomas Silberhorn (r.).  Foto: Ronald Rinklef
 
 

In Bamberg informierte sich Minister Ramsauer über den Stand der ICE-Pläne. Eine Hoffnung auf Übernahme von Mehrkosten durch den Bund im Falle eines Tunnelbaus konnte er freilich nicht machen.

Vor einem Jahr besuchte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die Landesgartenschau auf der Erba-Insel. Am Freitag dieser Woche waren es erst die Brauerei Spezial und dann das Schlenkerla, in denen der Bundespolitiker mit dem Abgeordneten Thomas Silberhorn (CSU) und mehreren Vertretern der Stadt Bamberg zusammentraf. Doch um Bamberger Rauchbier ging es dabei nur am Rande. Der Minister ließ sich über zwei Vorhaben informieren, von denen viel für die Zukunft der Stadt abhängt: den viergleisigen Bahnausbau und die Konversion.

Zur Erinnerung: Ramsauer war es gewesen, der den Vorschlag zur Gründung eines Projektbeirats zum Bahnausbau aufgegriffen hatte und auf diesem Weg durchaus zur Klärung der Fronten in Bamberg beitrug.
Der Koordinierungskreis, der zwischenzeitlich vier Mal tagte, hat insoweit Licht ins Dunkel von neun diskutierten Trassenvarianten gebracht, als fünf davon ausgeschieden sind und sich drei noch im Rennen befinden:

1. der Ausbau im Bestand mit innovativem Lärmschutz und teilweiser Tieferlegung, Favorit einer nicht repräsentativen Abstimmung auf infranken.de;
2. die Ost-Umfahrung nach einer Bahn-Planung für ICE und Güterzüge, die allerdings um Elemente der Bahnsinn-Güterzugumfahrung ergänzt werden soll;
3. die Untertunnelung Bambergs inklusive Anbindung nach Westen ausschließlich für Güterzüge. Dabei handelt es sich um den erklärten Liebling der Stadtverwaltung.

Freilich kann das vorläufig noch muntere, weil weitgehend konfliktfreie Trassenplanen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich bei allen diesen Vorschlägen ungeachtet der Ergebnisse zweier im November erwarteter Machbarkeitsstudien schon heute massive Probleme abzeichnen. So machte Baureferent Michael Ilk vor dem Minister keinen Hehl daraus, dass etliche Möglichkeiten des modernen Lärmschutzes wie etwa niedrige gleisnahe Lärmschutzwände in Bamberg nach derzeitigem Stand nicht zur Anwendung kommen können, weil das Eisenbahnbundesamt noch keine Zulassung erteilt hat und dies bis zur Planfeststellung wohl auch nicht tun wird.
Umstritten ist auch, ob die gewünschten Lärm mindernden Elemente von Schienenstegdämpfern bis hin zu neuen Güterzugbremsen tatsächlich ausreichen, um den gesetzlich vorgeschriebenen Lärmschutz in Bamberg zu ermöglichen, ohne dass andernfalls der Status Weltkulturerbe durch hohe Lärmwände in Gefahr gebracht würde.

Als einzige Variante hat bislang die Ost-Umfahrung die Bescheinigung der Machbarkeit erlangt. Doch auch dieser Status ist trügerisch. Denn wegen des massiven Widerstands von großen Teilen der Bevölkerung rund um den Hauptsmoorwald ist die Ost-Umfahrung mit vielen Fragezeichen behaftet.

40 Millionen pro Kilometer?
Das gilt auch für eine schonendere Güterzugumgehung mit Tieferlegung und Tunnel, für die sich nach wie vor die Bürgerinitiative Bahnsinn ins Zeug legt. Diese wird nicht nur von der Bahn abgelehnt, sondern auch von Verkehrs- und Umweltverbänden der Region.

Bliebe als Hoffnung noch der Tunnel, eine lärmschluckende Röhre, die auf einer Länge von dreieinhalb Kilometern zwischen Münchner Ring und Kronacher Straße in den Bamberger Untergrund gebohrt werden müsste. Doch auch ihre offenkundigen Vorteile könnten sich schnell ins Gegenteil verkehren, wenn es ums Geld geht. Derzeit ist nämlich noch völlig unklar ist, wer die Mehrkosten für einen Tunnel übernimmt. Fachleute, wie sie beim Lärmschutzhearing im vergangenen Jahr in Bamberg zu hören waren, gehen immerhin davon aus, dass eine solcher bergmännischer Tunnelbau rund 40 Millionen Euro pro Kilometer verschlingen wird.
Verkehrsminister Ramsauer, den wir nach der Möglichkeit fragten, ob der Bund als Auftraggeber des Bahnprojekts bereit wäre für den Mehraufwand in die Bresche zu springen - auch in seiner Verantwortung für den Erhalt der Welterbestätten, konnte darauf keine Antwort geben. Unmissverständlich wies er darauf hin, dass die Frage, wie ein solcher Bau finanziert werden könnte, nur über eine strenge Kosten-Nutzenanalyse zu lösen sein werde. Im Klartext heißt das: Sonderwünsche fielen möglicherweise der Stadt Bamberg auf die Füße.
Unterdessen zeichnen sich bei den politisch Verantwortlichen vor Ort neue Fronten ab. Der Versuch der GAL-Fraktion in der jüngsten Stadtratssitzung, den Vorschlag der Initiative Bahnsinn (Güterzugumfahrung mit Nordeinschleifung in Hallstadt) doch noch als Möglichkeit in den Variantenkatalog aufzunehmen, scheiterte am hartnäckigen Widerstand der Bamberger CSU, die jede wie immer geartete Ost-Umfahrung strikt ablehnt. Immerhin einigte man sich darauf, die verbliebenen Varianten in der selben Planungstiefe zu prüfen wie die Ost-Umfahrung der Deutschen Bahn.

Bei den Vertretern von "Bahnsinn" löste dieser Kompromiss alles andere als Zustimmung aus: "Der Stadtrat hat vor der Bahn gekuscht", sagte Sprecher Robert Bartsch enttäuscht.

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