Todesurteil für die Lisberger Linde?

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Ob die Lisberger Linde gefällt werden muss, entscheidet eine Fachfirma in den nächsten Tagen. Bis dahin bleibt das Areal um das Naturdenkmal abgesperrt. Wie durch einen Kamin gelangten die Flammen in dem hohlen Stamm ganz weit nach oben. Der FT hat den mehrere hundert Jahre alten Baum 2005 mit einer Artikel-Serie durchs Jahr begleitet - und hofft, dass dieses Bild nicht der Auftakt zu einer Fortsetzung aus traurigem Anlass ist... Foto: Berthold Litzlfelder
Ob die Lisberger Linde gefällt werden muss, entscheidet eine Fachfirma in den nächsten Tagen. Bis dahin bleibt das Areal um das Naturdenkmal abgesperrt. Wie durch einen Kamin gelangten die Flammen in dem hohlen Stamm ganz weit nach oben. Der FT hat den mehrere hundert Jahre alten Baum 2005 mit einer Artikel-Serie durchs Jahr begleitet - und hofft, dass dieses Bild nicht der Auftakt zu einer Fortsetzung aus traurigem Anlass ist...  Foto: Berthold Litzlfelder

Eines der bekanntesten Naturdenkmäler im Landkreis Bamberg stand am 8. Mai 2008 in Flammen. Jetzt müssen Experten die Standsicherheit prüfen.

Hunderten von schweren Stürmen hat sie schon getrotzt. Blitzschläge konnten ihr nicht viel anhaben. Amputationen dicker Äste hat sie im Zuge notwendiger Sanierungsmaßnahmen über sich ergehen lassen müssen. Die Lisberger Linde ist ein Überlebenskünstler. Am späten Donnerstagnachmittag jedoch ist dem Baum - von dem niemand genau weiß, wie alt er ist - etwas widerfahren, was möglicherweise sein Todesurteil bedeutet: Fünf bis sechs Meter hoch loderten Flammen in ihrem Stamm.

Das Naturdenkmal besteht eigentlich aus zwei Bäumen, trotzdem spricht jeder von der Lisberger Linde. Der (vom Ort aus gesehen) linke ist innen hohl. Nur durch die äußeren Stamm-Teile gelangt Lebenssaft in die mächtige Krone. Und nur durch den Schlot-Effekt konnte sich das Feuer so heftig entwickeln.


"Bestimmt keine Zigarettenkippe"

Um es auszulösen, dürfte (im beschatteten Bereich um den Baum herum) weder eine als Brennglas wirkende Flaschen-Scherbe, noch eine in den Stamm geworfene Zigarettenkippe in Frage kommen. "Auch mit einem angezündeten Karton lässt sich solch ein Feuer nicht entfachen. Da muss schon ein Brandbeschleuniger verwendet worden sein", sagt Klaus Then von der Naturschutzbehörde am Landratsamt.

Der Fachmann hat gestern vormittag zusammen mit einem Kollegen den Schaden begutachtet. Starke Verkohlungen bis in Gipfelhöhe haben sie festgestellt. Allerdings ist nur totes Material verbrannt. Das könnte Hoffnung für die Linde bedeuten. "Es hat in letzter Zeit so viel geregnet und die Bäume stehen voll im Saft. Die Feuerwehren waren rechtzeitig vor Ort, so dass die gesunden Teile nicht sehr schwer angegriffen sind", so Then. "Aus unserer Sicht erscheint eine Rücknahme der Stark-Äste und damit eine Kronenentlastung erforderlich". In Kürze soll die Standsicherheit durch eine Fachfirma überprüft werden.

Mit ihrer Neigung nach Westen ist die Lisberger Linde "ein Wunder der Statik", so formuliert es Klaus Then. Sie stemmt sich dem Wind entgegen und wird von ihm nicht umgeworfen.

Weit über 3000 Liter Wasser haben die Brandschützer aus Lisberg, Trabelsdorf und Priesendorf zur Bekämpfung der Flammen und zur Kühlung der beiden Bäume eingesetzt, berichtet Robert Keller von der Lisberger Feuerwehr. Bis in den späten Abend wurde Brandwache gehalten.


Alarm bei der Trauung

Die Sirenen heulten zu dem Zeitpunkt, als Trabelsdorfs Feuerwehrkommandant Stephan Düßel und seine Frau sich das Ja-Wort geben wollten. "Die Kameraden standen draußen auf dem Schlossplatz, um später das Spalier zu bilden. Als der Alarm losging, dachten wir zuerst, das wäre ein Gag zur Hochzeit", erzählt Maria Bauer von der Gemeindeverwaltung. Der Bräutigam musste selbstverständlich nicht zum Einsatz und schritt mit seiner Angetrauten dann doch durch ein Spalier - die Jugendfeuerwehr war schließlich noch da.

"Sollte sie gefällt werden müssen, wäre das ewig schade," sorgt sich Bürgermeister Peter Deusel um die Zukunft der Linde. "Für jeden Lisberger bedeutete das einen großen Verlust. Sie ist mehr als ein Baum, sie ist ein Wahrzeichen."