Am 29. November werden in Bamberg 15 Stolpersteine verlegt - zehn mal zehn Zentimeter große Mahnmale gegen das Vergessen. Einer erinnert an Ferdinand Rapiteau, der als französischer Kriegsgefangener 1941 von einem Bamberger Jungen erschossen wurde.
Bevor der Krieg begann, war Ferdinand Rapiteau Pferdezüchter: Ein großer, bärenstarker Mann, den die Kinder liebten. Dann kam das Jahr, in dem sich der 34-Jährige von seiner Frau und Töchterchen Fernande verabschieden musste, um seinem Land als Soldat im 618ten französischen Pionierregiment zu dienen. Rapiteau sollte seine Lieben nie wiedersehen. Dabei starb der Familienvater nicht im Gefecht, sondern in Kriegsgefangenschaft - durch einen Bamberger Jungen, der ihn mit einer Handfeuerwaffe erschoss.
Vor den einstigen Wohnhäusern
15 Stolpersteine verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig am 29. November in der Domstadt: zehn mal zehn Zentimeter große Messingplatten, die vor den einstigen Wohnhäusern an Opfer der Nationalsozialisten erinnern. 113 Stolpersteine gibt es mittlerweile in Bamberg, wie die Willy-Aron-Gesellschaft informiert, die das Projekt begleitet. Vor dem Bahnhof soll nun der Name des französischen Soldaten zu sehen sein, dessen Tod bis heute viele Fragen aufwirft.
"Insgesamt wurden um die tausend französische Kriegsgefangene während des Krieges in Bamberg als Arbeitskräfte länger- oder kurzfristig eingesetzt", berichtet Christophe Woehrle, der vor zwei Jahren als Austauschstudent an die Regnitz kam und das Thema in seiner Doktorarbeit behandelt. Darüber hinaus gab es Fremdarbeiter. "Über 200 Betriebe bedienten sich der Ausländer, die keineswegs nur in großen Firmen wie Bosch, sondern ebenso beim Schuhmacher, in Kohlenhandlungen und etlichen anderen Bereichen tätig waren."
Auf Bambergs Straßen vernahm man in dieser Zeit viele fremdländische Stimmen. "Millionen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unterschiedlichster Nationalitäten setzte man im Deutschen Reich ja auf allen Gebieten ein, gerade auch um die massenhaften Einberufungen zur Wehrmacht auszugleichen. Nur so konnten Kriegsproduktion und Lebensmittelversorgung sichergestellt werden", sagt Andreas Ullmann als Historiker und stellvertretender Vorsitzender der Willy-Aron-Gesellschaft, die sich nach dem ermordeten jüdischen Sozialdemokraten und NS-Gegner benannte. Wobei die Lebensbedingungen in der Domstadt sicher besser waren als in einer Metropole wie Nürnberg als bevorzugtem Ziel alliierter Bomber. So empfand ein Zivilarbeiter aus La Rochelle, der erst in Nürnberg und anschließend in Gaustadt arbeitete, das Leben in Bamberg als "eher gemütlich", wie Christophe Woehrle in seiner Forschungsarbeit berichtet.
Schicksalhafte Begegnung Die ersten französischen Kriegsgefangenen waren Woehrle zufolge am 2. Juli 1940 in Bamberg eingetroffen: "62 Männer, die in einer ehemaligen Brauerei am Jakobsberg untergebracht wurden." Am Bahnhof gab es ein zweites Lager, in das noch im gleichen Jahr Ferdinand Rapiteau kam. Eine Holzbaracke war für Kriegsgefangene, die für die Reichsbahn arbeiteten, errichtet worden. Und als sich Rapiteau am frühen Morgen des 19. Juli 1941 einmal allein auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz machte, kam es zu jener schicksalhaften Begegnung mit zwei Jugendlichen, an denen der Familienvater vorüber ging: "Der Gefangene fand einen tragischen Tod durch einen höchst unglücklichen und bedauerlichen Unglücksfall. Auf dem Wege zur Arbeitsstätte wurde er durch einen Schuss getroffen, der versehentlich von einem Knaben abgegeben worden war, der mit einem Tesching nach Tauben schoss. Der Schuss drang von rückwärts in einer Höhe von 1,20 Meter in den Leib", hieß es im Bericht des Deutschen Roten Kreuzes, den Woehrle bei seinen Recherchen in Archiven fand. Im städtischen Krankenhaus starb der 36-Jährige und wurde auf dem Bamberger Friedhof beigesetzt, "wie sechs weitere französische Kriegsgefangene. Die Beisetzung fand in der Öffentlichkeit statt, eine Delegation der Wehrmacht erwies dem Soldaten die letzte Ehre".
Hass in den Herzen Unter den Besuchern am Grab war der 27-jährige Bernard Delachaux, der später in sein Tagebuch notierte: "Vor acht Tagen war ich auf der Beerdigung eines Kameraden. Gefangen, so wie ich. Er wurde von einem 16-jährigen Kind abgeschossen. Wird man je den Hass aus den Herzen der Menschen reißen können?" Im März des darauffolgenden Jahres wurde Delachaux erschossen, angeblich auf der Flucht. Indes sagten Zeugen aus, die vier Kugeln hätten den Soldaten von vorne getroffen. Neben Rapiteau wurde Delachaux beerdigt und vor zwei Jahren ebenfalls mit einem Stolperstein geehrt.
Ungesühnte Taten Die Täter gingen Woehrle zufolge straffrei aus. Rapiteaus sterbliche Überreste überführte man ebenso wie die seiner Kameraden 1949 in die Heimat, wo eine Gedenkfeier für den einzigen gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs aus Coux bei Montendre stattfand. "Die Menschen kamen in Massen auf den Friedhof, der viel zu klein war, um alle Besucher zu fassen. So standen die Leute selbst auf den Gräbern und der Friedhofsmauer, wie mir ein Zeitzeuge berichtete", sagt Woehrle. Bewegende Worte fand der damalige Bürgermeister: "Es darf keinen Hass, keine Rachegefühle geben ... Aber, dass Ferdinand Rapiteau zurückgekommen ist, soll uns helfen, ihn nicht zu vergessen und in unseren Herzen weiterleben zu lassen." Am Kriegerdenkmal des Dorfes gibt es seither auch eine Gedenktafel, die an den Soldaten erinnert, den ein angeblich auf Tauben schießender Bamberger Junge tötete.
"Rapiteau geriet mit der Zeit auch in seinem Dorf in Vergessenheit", berichtet Woehrle. Wie schon im Fall Delachaux recherchierte der Austauschstudent aber weiter und nahm mit der Gemeinde Kontakt auf. "Ich fuhr nach Coux, um über eine Stolpersteinverlegung zu sprechen." Tatsächlich entschloss sich der Gemeinderat, die Kosten zu übernehmen und am 29. November in Bamberg mit einer Delegation vertreten zu sein. "Parallel dazu machte sich die Stadtsekretärin auf die Suche nach Familienangehörigen." Ein Enkel Rapiteaus war im Januar gestorben, seine Frau aber hatte alle Dokumente um das Schicksal des Großvaters verwahrt und ließ sie Woehrle zukommen. "Mit einer weiteren Enkelin wird die Witwe in Bamberg an der Stolpersteinverlegung teilnehmen. Übrigens wird in Coux Punkt 11 Uhr, zur gleichen Zeit also, eine Gedenkfeier organisiert." Schulkinder würden eingeladen und aus der Rede des einstigen Bürgermeisters lesen.
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will ich nach Einsicht ins Totenschaubuch und ins Totenregister sowie ins Sterbebuch des Standesamts erklären, dass als Sterbeursache „Leberdurchschuss, Herz- und Kreislaufschwäche/versagen“ bzw. „Leberdurchschuss, Unfall durch Schusswaffe“ eingetragen ist. Mein Zweifel wegen eines tödlichen Schusses aus einem Tesching bleibt bestehen; es müsste sich meines Erachtens (eher) um ein anderes Gewehr gehandelt haben.
Danke für den Einblick in Ihre technische Ahnungslosigkeit und weltfremde Grundsatzeinstellung. Grün-linken Aktivisten mit Pazifismus-Affinität ist es aber anscheinend entfallen, dass sie es ausschließlich den Waffen der Alliierten mit dem Sieg über die Nazis zu verdanken haben, dass Sie hier Ihre Meinungungen ohne obrigkeitliche Sanktionen frei äußern können. Ihr braun-fremdenfeindlicher Verfolgungswahn, isr er eventuell ideologischer Indokrination geschuldet?
... dich nehm ich scho lang nimmer ernst.
... und dann sorgfältige Recherche fordern. Pfui!
Kann es sein dass Sie ein Egoproblem haben? Ihre daneben liegenden Kommentare zum Bamberger Einheimischen-Bashing durch Unipräsidenten Ruppert sind noch in guter Erinnerung. Dass Sie es für rechtens fanden, einem Bamberger den Platz für seinen Fronleichnamsaltar zuzuparken, zeugt das nicht nur von Rücksichtslosigkeit, sondern auch von fehlender sozialen Kompetenz? Von Waffen bzw. Technik haben Sie wohl auch keine Ahnung, sonst hätten Sie ebenfalls Zweifel ob durch eine solche Spielzeugwaffe ein Mensch tödlich verletzt werden kann. Wahrscheinlich ist bei ihnen der Wunsch der Vater des Gedankens, denn so kann man den verhassten Einheimischen wieder etwas anhängen. Dass es amtlich dokumentiert ein Unfall war übersehen Sie natürlich geflissentlich. Genauigkeit bei Recherchen ist anscheinend nicht Ihr Ding, sonst müssten Sie den Einwendungen von A.Stenglein recht geben. Typisch laberwissenschaftliches Verhalten?