Wofür Bamberger Widerstandskämpfer starben

3 Min
Die Familien Wölfel und Schneiderbanger 1933 im Ebinger Bauerngarten. Neben Hans Wölfel (rechts) waren Andreas Schneiderbanger und dessen Sohn Rudolf in der liberalen Widerstandsgruppe "Die Deutsche Opposition" aktiv. Foto: Privatsammlung Mechthildis Bocksch
Die Familien Wölfel und Schneiderbanger 1933 im Ebinger Bauerngarten. Neben Hans Wölfel (rechts) waren Andreas Schneiderbanger und dessen Sohn Rudolf in der liberalen Widerstandsgruppe "Die Deutsche Opposition" aktiv.  Foto: Privatsammlung Mechthildis Bocksch
Ein Gruppenbild der Sozialistischen Arbeiterjugend mit Willy Aron in der Mitte (mit Fliege), das 1931 in Bughof aufgenommen wurde. Quelle: SPD Bamberg
Ein Gruppenbild der Sozialistischen Arbeiterjugend mit Willy Aron in der Mitte (mit Fliege), das 1931 in Bughof aufgenommen wurde. Quelle: SPD Bamberg
 
Das einzige Bild, das Claus Schenk Graf von Stauffenberg (links) und Hitler gemeinsam zeigt, aufgenommen im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen, fünf Tage vor dem Attentat. Stauffenberg trug die Bombe bereits bei sich. Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Das einzige Bild, das Claus Schenk Graf von Stauffenberg (links) und Hitler gemeinsam zeigt, aufgenommen im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen, fünf Tage vor dem Attentat. Stauffenberg trug die Bombe bereits bei sich. Gedenkstätte Deutscher Widerstand
 

Willy Aron quälte man im KZ Dachau zu Tode. Hans Wölfel und Graf von Stauffenberg wurden hingerichtet, nachdem beide ihrem Glauben und ihren Idealen treu blieben. Welche Bedeutung die Geschichte der Widerstandskämpfer aber bis in die heutige Zeit hat, zeigt eine Bamberger Ausstellung.

Mehr als sechs Millionen ermordete Juden. Über 70.000 Männer, Frauen und Kinder mit geistigen und körperlichen Behinderungen, die der systematischen "Vernichtung lebensunwerten Lebens" von 1940 bis 1941 zum Opfer fielen. Zwangssterilisationen, Menschenversuche. Lager, in denen man politische Gegner, Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma quälte, zur Arbeit zwang und tötete: Das alles geschah im Deutschen Reich, während sich das NS-Regime der breiten Zustimmung eines Volkes der Mitläufer erfreute und eine kleine Minderheit Widerstand leistete. Warum gelang es Menschen wie Hans Wölfel, Willy Aron und Claus Schenk Graf von Stauffenberg nicht, den Blick abzuwenden wie die schweigende Mehrheit? Was brachte sie dazu, ihr Leben zu riskieren? Fragen, denen sich eine Ausstellung widmet, die im E.T.A.-Hoffmann-Theater am Freitagabend eröffnet wird und bis 9. März zu sehen ist. Um über die Vergangenheit den Bogen in die heutige Zeit zu schlagen.

"Willy Aron, Hans Wölfel und Claus Schenk Graf von Stauffenberg waren höchst unterschiedlich. Sie alle aber setzten sich aus Nächstenliebe, dem Verantwortungsgefühl für andere und aus ihrem Gerechtigkeitssinn heraus zur Wehr", sagt Anja Simon, die die Ausstellung mit Andreas Ullmann, Mechthildis Bocksch, Daniel Dorsch und Erhard Schraudolph konzipierte und gestaltete. So starben Aron, Wölfel und Stauffenberg auch für Ideale, für die es sich heute wie damals zu kämpfen lohnt - überall dort, wo Unrecht geschieht, das keiner sehen will.

Unterm Fallbeil gestorben

Enthauptet wurde Hans Wölfel am 3. Juli 1944, weil er Menschen als überzeugter Katholik beistand. In Bildern und Texten bis hin zu einem Gedicht des Widerstandskämpfers lebt der Bamberger Rechtsanwalt bei der Ausstellung auf: Etlichen stand Wölfel bei, nachdem sie ins Visier des Unrechtsstaates gerieten - "kleinen Leuten" auch ohne Honorar. Früh hatte sich der Querdenker, der 1922 am heutigen Kaiser-Heinrich-Gymnasium Abitur machte, schon gegen die NSDAP gewandt. " ... wir verweigern einer völkischen Bewegung jede Unterstützung, die den Völkerhass von vornherein als Pflicht macht, schon allein deswegen, weil (dies) unchristlich ist", mahnte Wölfel als 21-jähriger Student der Rechtswissenschaften und scharte später viele Gleichgesinnte um sich.

"Im katholischen Bamberg protokollierte die SS auch immer mit, wer an Fronleichnamsprozessionen teilnahm und sich somit verdächtig machte", meint Anja Simon als Mitorganisatorin der Ausstellung von Seiten des E.T.A.-Hoffmann-Theaters. Eine 21-jährige BDM-Führerin war es letztendlich, die Wölfel wegen systemkritischer Äußerungen denunzierte, der vor seinem Tod noch mit gefesselten Händen seiner Frau und Tochter schrieb: "Ich verzeihe allen Menschen um der Liebe Christi willen ..."


Blick in die Kindheit

Ins Leben Willy Arons blicken Ausstellungsbesucher: Von Kindheit an lernen sie den jungen Mann mit leuchtend rotem Haar kennen, der in Dachau zu Tode gequält wurde - sechs Wochen nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. "Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Aron schon immer angefeindet", sagt Anja Simon. Was ihn später nur umso entschlossener für Freiheit, Rechtstaatlichkeit und andere demokratische Prinzipien kämpfen ließ, zu denen der Bamberger schon während seiner Schulzeit am "Neuen Gymnasium" (heute FLG) bei der Sozialistischen Arbeiterjugend fand. Als Gerichtsreferendar verteidigte der 25-Jährige Sozialdemokraten und andere Menschen, die den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge waren. Was Aron als ersten Bamberger im Dritten Reich am 17. Mai 1933 das Leben kostete.

Verhältnismäßig spät kam Stauffenberg als Offizier der deutschen Wehrmacht zum Widerstand, der dann aber zu dessen Inbegriff wurde. "Lange war er der Auffassung, die Ideen der Nationalsozialisten könnten den Weg für ein neues Deutschland bereiten", liest man auf einer der drei Ausstellungstafeln, die dem glühenden Patrioten gewidmet sind. Vergeblich hatte Nikolaus Graf von Üxküll seinen Neffen noch im November 1939 für einen Umsturzversuch gewinnen wollen. Beim gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 stellte sich Stauffenberg indes seiner gesellschaftlichen Verantwortung und riskierte dabei auch das Leben seiner geliebten Familie.

Interessant ist der Beitrag zu dem Charismatiker aber gerade, weil er darin nicht zum strahlenden Helden hochstilisiert wird. So lesen Ausstellungsbesucher auch folgende Zeilen, die Stauffenberg seiner Frau Nina 1939 aus dem besetzten Polen schrieb: "Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun."


Zur Ausstellung "Widerstand in Bamberg"

Die Ausstellung "Widerstand in Bamberg: Wölfel, Aron, Stauffenberg" wird am Freitag, 7. Februar, um 19.30 Uhr im Saal des E.T.A.-Hoffmann-Theaters eröffnet. Grußworte sprechen Regierungspräsident Wilhelm Wenning und Oberbürgermeister Andreas Starke. Hintergründe zum Widerstand im Dritten Reich mit Blick nach Franken beleuchtet Eckart Dietzfelbinger vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung gestaltet der Chor Inspiration mit Liedern, die den Opfern der Nationalsozialisten gewidmet sind.

Bis 9. März ist die Ausstellung von Dienstag bis Samstag (10 bis 13 Uhr), mittwochs zusätzlich von 16 bis 18 Uhr sowie je eine Stunde vor und während der Theatervorstellungen zu erleben. Veranstalter ist das E.T.A.-Hoffmann-Theater in Kooperation mit der Willy-Aron-Gesellschaft, der Initiative Widerstands-DokuZentrum, dem Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel, der KEB, dem Diözesan-Erwachsenenbildungswerk und der SPD Bamberg.

Neben "Widerstand in Bamberg" wird im E.T.A.-Hoffmann-Theater ab 8. Februar das Schauspiel "Stauffenberg" zu sehen sein, ebenso eine weitere Ausstellung zu Stauffenbergs Leben, eine Leihgabe der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.