Zum 60. Mal sammeln rund um den Dreikönigstag Kinder für Kinder in Not. Die Sternsinger der Pfarrei St. Martin stürmen dafür sogar das Rathaus am Maxplatz.
Kaum sind die jungen Könige im großen Sitzungssaal des Rathauses angekommen, herrscht darin dicke Luft. Doch nicht etwa, weil Stadträte gegen das Erscheinen der Sternsinger in ihrem angestammten Tagungsraum meckern. Es ist vielmehr der großzügig verbreitete Weihrauch, der aus den eifrig geschwenkten Fässchen gen Decke steigt.
Bevor die Rauchmelder anschlagen, reißen besorgte Begleiter der Buben und Mädchen die Fenster auf. Eine frische Januarbrise weht vom Maxplatz hinein. Und ebenso frisch und fröhlich erschallt Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) das Sternsingerlied entgegen: "Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand...!"
Mit Handschlag begrüßt
Der OB ist von den königlichen Herrschaften in ihren farbenfrohen Gewändern derart beeindruckt, dass er all die Kaspars, Balthasars, Melchiors und Sternenträger aus der Pfarrei St. Martin einzeln per Handschlag begrüßt: "Willkommen im Rathaus!" ruft Starke ihnen zu. Es sei eine "wunderbare Tradition", dass die Sternsinger das Rathaus besuchen, fügt er hinzu und schaut sich suchend nach den Sammelbüchsen um. Vier werden dem Stadtoberhaupt auch flugs entgegengestreckt.
Der OB zückt ebenso schnell einige Euroscheine und bugsiert sie in die Büchsen. Nicht nur das.: Als Dankeschön für ihren tagelangen ehrenamtlichen Einsatz übergibt Starke jedem Sternsinger einen Gutschein für das Bambados.
Den Kindern ist mehr als bewusst, dass sie rund um den Dreikönigstag nicht nur zum Geldsammeln in Bamberg unterwegs sind: "Ihr bringt Jesu Segen in die Häuser, ihr seid in seinem Auftrag unterwegs!", hatte ihnen Pfarrer Anton Heinz vor dem Aufbruch zum Rathaus mit auf den Weg gegeben. In der kleinen Aussendungsfeier erbat der Pfarrer den göttlichen Segen für die Sternsinger selbst. Und nach dem Einsatz von Weihwasser und dem abschließenden Kreuzzeichen gab es noch eine wohlgemeinte Ermahnung: "Passt auf mit den Süßigkeiten, nicht alles auf einmal mampfen!", lachte Pfarrer Heinz.
Benjamin (9), Moritz (9), Maximilian (7) und Ka-Leo (8) schüttelten nur ein wenig altklug die Köpfe: "Wir spenden unsere Süßigkeiten den Obdachlosen!", bekundeten die Buben für ihre Gruppe. Natürlich würden sie sich "mega freuen", wenn ihnen freundliche Leute etwas Süßes schenken, "doch das ist viel zu viel!" Andererseits gibt es auch Zeitgenossen, die den Sternsingern von vornherein die Haustür vor den Nasen wieder zuschlagen: "Manche sind unfreundlich, die wollen uns nicht", sagt Benjamin leise, doch ungebremst in seinem Eifer für die gute Sache.
Gegen die Kinderarbeit in Indien
Zum 60. Mal ziehen bundesweit Kinder von Haus zu Haus, um für Kinder in Not zu sammeln. Die Aktion Dreikönigssingen - getragen vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) -hat sich zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Mehr als eine Milliarde Euro wurden bislang gesammelt, mehr als 71 700 Projekte für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit - in Indien und weltweit!"
Mit Erzählungen und einem Film wurden die Sternsinger von St. Martin auf ihren Einsatz vorbereitet. Die beiden Mitglieder des Pfarrgemeinderates Gaby Ebert und Maria-Ward-Schwester Christa Biesinger erklärten ihnen, dass weltweit rund 168 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren mehrere Stunden am Tag arbeiten - oft unter ausbeuterischen und gefährlichen Bedingungen. Allein im Beispielland Indien sollen es bis zu 60 Millionen Jungen und Mädchen sein, obwohl Arbeit für Kinder unter 14 Jahren in Indien im Jahr 2006 gesetzlich verboten wurde.
"Wir sammeln für Kinder in Indien, die arbeiten müssen", weiß denn auch schon die siebenjährige Mathilda. Liebreizend schaut sie aus als König Melchior - und mit dunkelbraun geschminktem Gesichtchen. Dieser Mohr zieht nun mit durch die Innenstadt. Und wird den größeren Kameraden zur Seite stehen, die mit Kreide auf die Türen schreiben: 20-C+M+B-18. Christus Mansionem Benedicat - Christus, segne dieses Haus.