Die Direktorin der Bamberger Mädchenschule wurde in den Ruhestand verabschiedet. Brigitte Kaiser hat im Wortsinn viel und viele bewegt.
Der Namensgeber des städtischen Eichendorff-Gymnasiums, der Spätromantiker Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857), hat ein zauberhaftes Gedicht mit dem Titel "Abschied" verfasst. "Da steht ... geschrieben/Ein stilles, ernstes Wort/Von rechtem Tun und Lieben/und was des Menschen Hort./Ich habe treu gelesen/die Worte, schlicht und wahr/Und durch mein ganzes Wesen/wards unaussprechlich klar."
Anrührende Verse, die wie auf Brigitte Kaiser zugeschnitten erscheinen. "Rechtes Tun und Lieben", "treu und schlicht": Ja, das alles zeichnet ihren Dienst, ihr Wesen als Lehrerin und Schulleiterin aus. Am Freitag wurde die Oberstudiendirektorin von Landrat Johann Kalb (CSU) als Vorsitzender des Zweckverbandes Gymnasien, Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Christian Lange (CSU) in den Ruhestand verabschiedet. Genau gesagt: in die Freistellungsphase vor dem Ruhestand. "Ich habe mir gesagt: entweder volles Tempo weiter oder gar nicht mehr", lächelt die 62-Jährige. Sie habe sich für das "Gar nicht mehr" entschieden, denn "es gibt auch noch ein Leben nach der Schule", sagt Brigitte Kaiser nachdrücklich.
Familiäre Atmosphäre
Das heißt aber nicht, dass die gebürtige Bambergerin aus Überdruss den Schuldienst quittiert. Ihr sind die knapp 500 Schülerinnen dieses kleinen, aber feinen Gymnasiums ans Herz gewachsen: "Die Zusammenarbeit mit der Jugend ist etwas Tolles!" Brigitte Kaiser lobt die familiäre Atmosphäre in dieser - nach dem Theresianum - kleinsten Schule in Bamberg mit regionalem Einzugsgebiet. Die 45 Lehrkräfte und Schülerinnen würden sich auf Augenhöhe begegnen, das Klima sei durchweg gut und spannungsfrei. Die scheidende Oberstudiendirektorin wertet dies als ein weiteres Plus für das neusprachliche Eichendorff-Gymnasium, das als einziges in Bamberg einen sozialwissenschaftlichen Zweig anbietet.
Brigitte Kaiser kennt diese Schule seit früher Jugend aus direkter Anschauung: Sie war dort selbst seit 1966 Schülerin, hat 1975 ihr Abitur abgelegt. Nach dem Studium in Erlangen von Geografie und Sport für das Lehramt an Gymnasien verbrachte sie ihr Referendariat in Schweinfurt und Pfaffenhofen. Und kehrte danach nach Bamberg zurück: Am 12. September 1983 war ihr erster Arbeitstag am Eichendorff-Gymnasium, dem sie bis heute Treue schenkte. Ihr letzter Schultag wird der 31. Juli sein.
Sport spielt große Rolle
Hochzeit, Geburt der Tochter Maria, reisen und wandern in den Ferien, Gartenarbeit als entspannender Ausgleich zum Beruf, radeln, schwimmen, lesen, malen: Diese Anmerkungen geben einen kleinen Einblick in die private Sphäre von Brigitte Kaiser. Als Lehrerin aus Leidenschaft, die auch als Direktorin - seit 2012 - mit unzähligen Aufgaben weiter unterrichtet hat, bewegte Brigitte Kaiser viel und viele nicht nur im Eichendorff-Gymnasium. Und das im Wortsinne.
Durchtrainiert, beweglich hat die zierlich-drahtige Frau ihr Fach Sport zur Spitze gebracht. "Jugend trainiert für Olympia", Bundesjugendspiele, Skikurse, Leichtathletik, Geräteturnen, Basketball, Volleyball sind Stichworte, die Brigitte Kaiser mit Leben füllte. Nach einer Zusatzausbildung im Fachbereich Bewegungskünste organisierte sie große Aufführungen mit Tanz, Theater, Schattenspiel. Viele Jahre hatte sie an der Bamberger Universität im Rahmen der Grund- und Hauptschuldidaktik einen Lehrauftrag für Gymnastik und Tanz.
Steter Wandel
Auch als Direktorin blieb Brigitte Kaiser im temperamentvollen Schwung: Sie führte beispielsweise am Eichendorff-Gymnasium die Offene Ganztagsschule ein, errichtete die Mittagsbetreuung, führte das Soziale und Ökologische Schuljahr ein, sorgte mit Baumpflanzungen, Schulgarten, Teich für eine "grüne" Schule, verbesserte mit einem Elternportal den Kontakt zu den Vätern und Müttern der Schülerinnen und vieles mehr.
Ich habe lange überlegt ob ich schreibe, aber es liegt mir doch am Herzen, denn ganz so spannungsfrei ist der Schulalltag für die Schülerinnen am EG doch nicht, wie es Frau Kaiser gerne sieht. Inzwischen würde ich für meine Kinder jedes andere Bamberger Gymnasium dem EG vorziehen. Es hat einen gewaltigen Schwachpunkt: Es werden nämlich die sportlichen Sch. bevorzugt und die anderen haben das Nachsehen. Hoch angesehen ist noch das Tanztheater, aber Jugend forscht z.B. wird stiefmütterlich behandelt, wenn man es mit den anderen Schulen vergleicht. Außerdem bräuchte diese Schule eine Psychologin, die ständig im Haus ist und nicht nur ein paar Stunden, denn es gibt ständig Gezicke und Gemobbe, was von vielen Lehrern gerne übersehen wird. Schüleraustausch gibt es auch nur für betuchtere, denn man kann ja nicht einfach einen Austausch im europäischen Ausland organisieren, sondern man muss in die USA und das dürfen auch nur ein paar.
Es gibt auch geniale Lehrer am EG, wie z.B. Herr Lennartz, dem ich auch ganz viel Glück als Rektor wünsche, aber einige kann man schlichtweg vergessen. Schüler(innen) haben an anderen Gymnasien bessere Chancen und werden auch besser zum Abitur geleitet.