Mit Wut im Bauch ins brisante Derby in München

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Mit diesem Block gegen Nick Johnson (r.) sorgte Nicolo Melli Sekunden vor dem Ende für die Entscheidung im Pokalfinale. Bamberg holte sich den ersten Titel der Saison und ließ die Bayern zum zweiten Mal in dieser Saison schlecht aussehen. Foto: Daniel Löb
Mit diesem Block gegen Nick Johnson (r.) sorgte Nicolo Melli Sekunden vor dem Ende für die Entscheidung im Pokalfinale. Bamberg holte sich den ersten Titel der Saison und ließ die Bayern zum zweiten Mal in dieser Saison schlecht aussehen. Foto: Daniel Löb

Nach der Niederlage gegen Fenerbahce Istanbul wollen die Bamberger am Sonntag mit einem Sieg bei den Bayern Platz 2 in der Bundesliga untermauern.

Trotz des endgültigen Endes des Play-off-Traums nach der 78:83-Niederlage am Donnerstagabend gegen Fenerbahce Istanbul zeigten die Bamberger Brose-Basketballer einmal mehr, dass sie auch mit den Euroleague-Topteams auf Augenhöhe sind. Nach einem schwachen Start und einem 0:13-Lauf zu Beginn des dritten Viertels lag der deutsche Meister schon mit 18 Punkten (47:65) hinten, kämpfte sich aber im Schlussviertel zurück in die Partie (75:79). Jetzt gilt es bis Sonntagabend (20.15 Uhr/Sport1 live) alle Kräfte zu bündeln, denn in München steht das wichtige Bundesliga-Verfolgerduell gegen den Erzrivalen, der vier Punkte hinter den Bambergern auf Rang 3 steht, auf dem Programm.


"Drittes Viertel war ein Albtraum"

"Es war sehr schwer für uns gegen ein sehr physisch spielendes Team. Wir haben offensiv den Ball gut laufen lassen, aber das war heute zu wenig. Wir fanden schwer ins Spiel, haben aber bis zur Pause einen Weg gefunden zurückzukommen. Das dritte Viertel war ein Albtraum", fasste Bambergs Coach Andrea Trinchieri die Partie zusammen. Seine Jungs blieben nach der Pause fast fünf Minuten ohne Punkte. Der Tabellenvierte aus der Türkei lief heiß und profitierte in dieser Phase noch von zwei technischen Fouls gegen die Bamberger. "Das war der Bruch in unserem Spiel. Wir haben uns zwar toll zurückgekämpft, haben keinen Ball verloren gegeben, sind nahe rangekommen, haben es aber nicht geschafft, das Spiel zu wenden", bilanzierte Trinchieri.
Während es der Italiener nach der Partie ablehnte, sich schon zum Bundesliga-Schlager am Sonntag bei den Bayern zu äußern, betonte Nikos Zisis: "Wir sind auch in der BBL immer konzentriert, und wir wissen, dass gegen München und Ulm zwei wichtige Partien auf uns warten. Wir fokussieren uns auf den Sonntag, das ist ein großes Spiel für uns, und wir sind bereit dafür."
Die Tatsache, dass er in seinem 279. Euroleague-Spiel zusammen mit Fabien Causeur (jeweils 15 Punkte) Bambergs bester Werfer war und er in der Rangliste der Spieler mit den meisten Königsklassenauftritten auf Rang 3 vorrückte, ließ den Griechen mehr oder weniger kalt: "Das freut mich schon, aber das ist jetzt nichts Spezielles. Etwas Besonderes ist, die Euroleague zu gewinnen." Und auch diesen Titel hat sich der 33-Jährige, der aufgrund seiner zahllosen Erfolge auch "Herr der Ringe" genannt wird, 2008 mit ZSKA Moskau gesichert.
Die Bayern, die in dieser Saison in Bamberg mit 59:90 unter die Räder gekommen sind und sich auch im Pokalfinale in Berlin dem Meister nach hartem Kampf mit 71:74 geschlagen geben mussten, haben zwei Siege weniger auf dem Konto als die Oberfranken. Die Trinchieri-Truppe würde somit auch im Falle einer Niederlage Rang 2 behaupten.
"Dru Joyce ist ein guter Spieler mit viel Erfahrung in der deutschen Liga. Er ist sicher eine weitere Waffe für die Bayern", reagierte Zisis auf die Verstärkung, die die Münchner Anfang der Woche an Land gezogen haben, und stellte klar: "Jeder kennt den anderen sehr gut. Das ist auf jeden Fall für beide Teams ein wichtiges Spiel."
Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer machte der Mannschaft nach der Niederlage gegen Fenerbahce keinerlei Vorwürfe: "Jeder sieht, dass wir keine Euroleague-Spiele abschenken. Wir kämpfen wirklich bis zum letzten Tropfen. Aber es war wichtig, dass wir die Minuten verteilen und die Rotation nutzen. Das haben wir getan." Trotz der enorm hohen Belastung im Hinblick auf das bayerisch-fränkische Derby ist ihm nicht bange: "Wir haben gegen Fenerbahce nicht das ganze Pulver verschossen. Ich glaube, wir verfügen über genügend Substanz für den Sonntag. Und wir nehmen ein Stück weit Wut mit aus dieser Niederlage, die wir in positive Energie umwandeln werden."
Daniel Theis, der im Pokalfinale zusammen mit Fabien Causeur groß aufgespielt hatte, freut sich auf ein "Basketballfest" am Sonntag: "Es ist immer ein besonderes Spiel gegen München. Für die Fans wahrscheinlich sogar mehr als für uns. Die Rivalität ist immer da, es ist ein Derby, das Aufeinandertreffen zwei starker Mannschaften."
"Nach diesem Spiel wird nichts vorbei sein wie im Pokal, aber wir wollen natürlich gewinnen. Dafür müssen wir alle daran glauben, wir müssen jetzt wachsen", sagt Bayerns Cheftrainer Sasa Djordjevic. "Zum anderen müssen wir am Sonntag aggressiv auftreten, aggressiver als je zuvor in dieser Saison. Bamberg ist ein sehr erfahrenes Team, sie wissen alles über uns wie wir über sie. Wir müssen ihre Geometrie, ihr Timing brechen. Dafür müssen wir uns auf unsere Eins-gegen-Eins-Verteidigung besser fokussieren als zuletzt im Pokalfinale, vor allem gegen Causeur. Er hat sein Spiel auf ein neues Level gebracht."
Ob auf Seiten der Bayern Zugang Dry Joyce zum Einsatz kommt, ist offen. Der US-Guard trainierte am Mittwoch erstmals mit. "Wir versuchen, ihn nun möglichst schnell in unser System zu integrieren", berichtet der Trainer. "Dru ist aber ein erfahrener Veteran, von dem vor allem unsere jüngeren Spieler viel lernen können. Seine Fähigkeiten im Spielaufbau werden uns definitiv weiterbringen, und seine Persönlichkeit passt perfekt in unser Teamgefüge."