Freak City nach Beyer-Entlassung geschockt

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Rolf Beyer (links) und Michael Stoschek sitzen nicht mehr gemeinsam an einem Tisch. Foto: Daniel Löb
Rolf Beyer (links) und Michael Stoschek sitzen  nicht mehr gemeinsam an einem Tisch. Foto: Daniel Löb

Die überraschende Entlassung des Geschäftsführers von Brose Bamberg schlägt hohe Wellen. Reaktionen und ein Kommentar.

Von wegen besinnliche Adventszeit, bei den Bamberger Brose-Basketballern brennt gut vier Wochen vor dem Weihnachtsfest der Baum. Wie inFranken.de berichtet hatte, verkündete der neunmalige deutsche Meister am Mittwochabend die Trennung von Geschäftsführer Rolf Beyer. "Finanzielle Unregelmäßigkeiten" werden dem 47-jährigen studierten Betriebswirt zur Last gelegt. Harte Worte, die die unermüdliche Arbeit des Geschäftsführer in den vergangenen vier Jahren in ein schlechtes Licht rücken.

Gesellschaft stand vor Insolvenz

In der Vereinsmeldung steht auch, dass der Klub offensichtlich in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten ist: "Nur durch fortwährende finanzielle Unterstützung durch die Brose Gruppe und den Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Stoschek persönlich - außerhalb der erheblichen Sponsoringleistungen - kann die Gesellschaft vor einer Insolvenz bewahrt werden", ließ der Serienmeister verlauten.

Das Tischtuch zwischen Vereinsboss Michael Stoschek und seiner Führungskraft Beyer ist offensichtlich gänzlich zerschnitten. Dabei hatte Stoschek im September bei der Vorstellung des Beyer-Nachfolgers Arne Dirks , der sein Amt am 1. Januar antritt, noch betont: "Der sportliche Erfolg des Bamberger Basketballs in den letzten Jahren ist eng mit seiner Person (Anm. d. Red.: Beyer) verbunden."

Auch die Liga ist "überrascht"

Die Basketball-Bundesliga (BBL), in der Beyer mit seiner Expertise über Jahre hinweg ein gefragter Mann war, reagierte verwundert auf die Demission Beyers. "Wir können das momentan nicht nachvollziehen, uns überrascht der ganze Vorgang. Wir werden Bamberg heute zu einer Stellungnahme auffordern und dann entsprechend darauf reagieren", kündigte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag an. Man müsse sich allerdings auch erst ein umfassendes Bild verschaffen, hieß es.

Im Netz löste die Entlassung des Brose-Geschäftsführers empörte Reaktionen aus. Auf die "Liebeserklärung" von Ehefrau Ariane Beyer, die betonte, "nur ich weiß, was du in den letzten Jahren geopfert und auch geleistet hast", gab es zahlreiche ermutigende Kommentare. "Du MUSST da jetzt einfach drüber stehen und nur nach vorne schauen! Denn eins sei Dir gewiss: Du hast wahnsinnig viele Wegbegleiter, Fürsprecher und vor allem auch Unterstützer", war unter anderem zu lesen.

Klaus Stieringer, Vorsitzender des Stadtmarketings und der SPD-Fraktion, postete bei Facebook in Anspielung auf den Rauswurf von Wolfgang Heyder vor vier Jahren: "Wir haben Rolf Beyer viel zu verdanken. Rolf hat einen hervorragenden Job in Bamberg geleistet. Ich habe ihn als kompetenten, seriösen und ehrlichen Menschen kennen und schätzen gelernt. Der Versuch, auch ihn zu diskreditieren, wird nicht funktionieren. Der Basketball in Bamberg bekommt zunehmend einen bitteren Beigeschmack."

Beyer selbst und auch der Klub samt seines Aufsichtsratsvorsitzenden wollten sich trotz Nachfrage nicht öffentlich äußern. Zu den Ereignissen ein Kommentar unseres Redaktionsmitglieds Klaus Groh: Es gibt nur Verlierer

Als ich am Mittwochabend die Pressemitteilung von Brose Bamberg las, dachte ich an einen verspäteten Aprilscherz. Rolf Beyer, der allseits beliebte Geschäftsführer, der in den vergangenen Jahren maßgeblichen Anteil an der Erfolgsgeschichte der Bamberger Basketballer hatte, wird gefeuert. Das darf doch nicht wahr sein, dass Boss und Mäzen Michael Stoschek mit dem Manager, den er nach der Trennung von Wolfgang Heyder 2014 von seiner Führungsfunktion in der Firma Brose entbunden und in die Basketball-Filiale beordert hatte, sein bestes Pferd im Stall in die Wüste schickt!

"Finanzielle Unregelmäßigkeiten" werden als Grund für den sofortigen Rauswurf angeführt. Diese Aussage lässt viel Spielraum, bis hin zur Straftat: Es klingt, als hätte Beyer in die eigene Tasche gewirtschaftet - "Rufmord" dürfte aus seiner Sicht wohl dafür der beste Ausdruck sein.

Natürlich ist unbestritten, dass die Brose-Basketballer unter anderem durch die hoch dotierten Verträge von Quincy Miller oder Ricky Hickman und den ausbleibenden Erfolg in finanzielle Schieflage geraten sind. Doch all diese Fehlentscheidungen waren keine Alleingänge des Geschäftsführers. Alle Entscheidungen billigte der Aufsichtsrat. Das Gremium rief ein Jahr der Konsolidierung aus, das scheinbar bisher nicht den Erwartungen entsprach.

Doch die Entlassung Beyers, der schon vor Monaten angekündigt hatte, dass er dem Brose-Imperium den Rücken kehren wird, ist auch keine Lösung für die Missstände. Im Gegenteil - es gibt nur Verlierer: Zum einen hat der Ruf Beyers Schaden genommen, aber auch der des Klubs. Sowohl Brose-Manager Niklas Beyes, der kommissarisch die Geschäfte führt, aber vor allem der Beyer-Nachfolger Arne Dirks, der am 1. Januar sein Amt antritt, stehen vor der Herkules-Aufgabe, ohne Einarbeitung das Brose-Schiff wieder in ruhigeres Fahrwasser zu geleiten, damit die Saison nicht in einem Desaster endet.