Ein Spiel, aber zwei Gewinner

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Spektakuläre Aktionen, viele Punkte: Beim Duell der Baunach Young Pikes gegen das "Team USA JBA" stand der Spaß im Vordergrund. Das junge Publikum fühlte sich bestens unterhalten. Zwar verloren Marvin Heckel (r.) und Co. gegen das US-Team um LaMelo Ball mit 115:117, gestört hat es aber niemanden. Norbert Schmitt
Spektakuläre Aktionen, viele Punkte: Beim Duell der Baunach Young Pikes gegen das "Team USA JBA" stand der Spaß im Vordergrund. Das junge Publikum fühlte sich bestens unterhalten. Zwar verloren Marvin Heckel (r.) und Co. gegen das US-Team um LaMelo Ball mit 115:117, gestört hat es aber niemanden. Norbert Schmitt
Eine Auszeit ist beim "Team USA JBA" keine normale Auszeit. Mehrere Kameras und Mikrofone zeichnen alles auf: für den Livestream im Netz und für das Reality-TV-Format der Ball-Familie.
Eine Auszeit ist beim "Team USA JBA" keine normale Auszeit. Mehrere Kameras und Mikrofone zeichnen alles auf:  für den Livestream im Netz und für das Reality-TV-Format der Ball-Familie.
 
Stilsicher, stimmgewaltig und witzig: Manny Alvarez (l.) und Allen Bell kommentieren die Spiele live.
Stilsicher, stimmgewaltig und witzig: Manny Alvarez (l.) und Allen Bell kommentieren die Spiele live.
 
 
 
 
 
 

232 Punkte in 40 Minuten: Der Test zwischen dem "Team USA JBA" und Baunach ist pures Entertainment und Werbung für beide Seiten.

Dass vieles an diesem Abend etwas anders wird, zeigt sich schon beim Aufwärmen: Während die Baunach Young Pikes ihr einstudiertes Aufwärmprogramm abspulen, sich dehnen und die Muskeln lockern, schert sich das "Team USA JBA" wenig um feste Abläufe. Korbleger folgt auf Dreier, Dreier auf Korbleger. Dazwischen ein Dunk. 45 Minuten geht das im Vorfeld so, in die Kabine verschwindet niemand mehr. Sprungball statt Taktik-Besprechung. Los geht der Spaß.

Duell der Systeme

Die 800 Zuschauer in der Graf-Stauffenberg-Halle erleben ein Spiel, das sich von den Partien in der nationalen Liga deutlich unterscheidet: offensivfreudiger College-Basketball auf der einen, europäisch geprägter Team-Basketball auf der anderen Seite. Das Ergebnis: beste Unterhaltung. "Einen Vergleich dieser zwei Spielphilosophien gibt es ja sonst nicht", sagt Jan-Nick. Mit Kumpel Lukas ist er fünf Stunden zum Spiel angereist, aus Borken, nahe der niederländischen Grenze. Ob sich der Aufwand gelohnt hat? "Natürlich, auf alle Fälle." Die Frage scheint sie zu irritieren.

Beide sind Anfang 20 und stehen damit sinnbildlich für das Publikum an diesem Abend: männlich, jung und angezogen von der Aura eines LaVar Ball. Eines gewieften und geschäftstüchtigen Familien-Patriarchen, der ein Selbstvermarktungs-Imperium um seine drei Söhne aufgebaut hat, mit eigener Bekleidungsmarke, Nachwuchsliga und Web-TV-Serie. Es ist in erster Linie die Generation Facebook, die sich auf der Tribüne versammelt hat und unterhalten werden möchte. Enttäuscht wird niemand.

LiAngelo (19) und LaMelo Ball (17) sind die Stars, es gibt das Team nur deshalb, um sie entsprechend in Szene zu setzen. Wie ihr bei den Los Angeles Lakers spielender Bruder Lonzo (20) sollen auch sie eines Tages zu NBA-Stars werden. Als Pro-tagonisten inszeniert, stehen beide die kompletten 40 Minuten auf dem Parkett und sind dadurch immer im Bild. Die Nachricht dahinter: Die Ball-Brüder sind die unersetzlichen Stars. Dass aber ihr Teamkollege Curtis Hollis groß aufspielt und mit 40 Punkten der Topscorer der Partie wird, ging bei all dem Hype ein wenig unter.

Keppeler macht's spektakulär

Für den ersten Szenenapplaus sorgen aber nicht wie erwartet die US-Boys - sondern Daniel Keppeler: Der Baunacher Center begeistert zu Beginn mit zwei Dunkings, trommelt sich auf die Brust und zeigt jedem in der Halle: Auch Baunach hat Lust auf Spektakel. Nur Coach Felix Czerny verzweifelt an der unorthodoxen Spielweise, die sein Team vom Gegner immer mehr adaptiert: eine kaum existente Verteidigung, glockenfreie Dreier, wilde Pässe über den gesamten Court und schnelle Abschlüsse weit vor Ablauf der Wurfuhr. "Jungs, das ist peinlich, einfach nur peinlich", sagt Czerny, dessen Wunsch nach mehr Ernsthaftigkeit dann aber doch verhallt.

Nach einem starken ersten Viertel der Young Pikes (34:21) führt das Party-Team aus Kalifornien zur Halbzeit mit 59:56 und geht mit einem 16-Punkte-Vorsprung in den letzten Abschnitt (93:77). Weil Baunach hier aber sechs seiner neun Dreier-Versuche versenkt und den Gästen ohnehin über die gesamte Spieldauer die Treffergenauigkeit aus der Distanz fehlt (sieben von 29), hat Baunach die Partie beim 115:115 wieder ausgeglichen - und nach einem Korbleger von LiAngelo Ball sogar noch die Chance auf den Sieg. Bei noch 4,6 Sekunden auf der Uhr leistet sich aber Kay Bruhnke beim Einwurf einen Ballverlust - das Spiel ist durch. Angesichts des Verlaufs ein fast unrühmliches Ende.

Den Zuschauern scheint es aber egal zu sein, sie stehen auf, klatschen und strömen auf das Feld. Es wirkt, als sei jeder glücklich beseelt. Auch LaVar Ball, das extrovertierte Mastermind: "Ich bin nur zufrieden, wenn wir gewinnen. Also bin ich zufrieden." Das können auch die Baunacher sein, Niederlage hin oder her. Sie haben Werbung in eigener Sache gemacht und sich einem Publikum erschlossen, das zuvor von den Young Pikes nicht viel gehört haben dürfte: Der Livestream zum Spiel hat bei Facebook bereits etwa 100 000 Aufrufe - Zahlen, über die mancher Bundesligist froh wäre. Baunach Young Pikes: Seric (19 Punkte/2 Dreier), Slezas (18), Heckel (15/2), Edwardsson (15/5), Jelovcic (13/2), Kullamäe (9/1), Bruhnke (8), Plescher (6/2), Keppeler (6), Tischler (2), Baggette (2) / Team USA JBA: Hollis (40/2), LiAngelo Ball (38/4), LaMelo Ball (21/1), Springer (12), Davis (2), Lyle (2), Ray / Zuschauer: 800

Ball-Family im Internet

Die Junior Basketball Association (JBA) überträgt alle Spiele ihre Welttour live und Re-Live auf facebook.com/JBA. Das Interesse ist groß: Allein das Video gegen Baunach hat bis Donnerstagmittag fast 100 000 Klicks generiert. "Ball in the family" nennt sich das Web-TV-Format auf Facebook. Aktuell läuft Staffel 3. Die Welttour ist Bestandteil von Staffel 4, die in der ersten Jahreshälfte 2019 erscheinen soll. Das Produktionsteam besteht aus 40 Personen, zum Großteil aus den USA. tsc