Eines seiner besten Spiele machte der Würzburger eine Woche vor seiner Abreise nach Dallas im Januar 1999 in Bamberg. Bei der 77:90-Niederlage seiner Würzburger in der Graf-Stauffenberg-Halle erzielte Nowitzki 21 Punkte, holte elf Rebounds und verteilte neun Assists.
Zahlen, die dem 2,13-Meter-Mann in der NBA zunächst keiner zutraute. Doch spätestens in seiner zweiten Saison, als Nowitzki als "Starter" der Mavericks seine besonderen Fähigkeiten regelmäßig zur Schau stellen durfte, verstummten die Kritiker. "Neben seinem Ausnahmetalent und der sportlichen Veranlagung aus dem Elternhaus hat ihm vor allem seine Arbeitseinstellung den Erfolg gebracht. Dirk hat an seiner Karriere hart gearbeitet - ernsthaft, aber nie verbissen", so Heyder.
Als Champion fast nach Bamberg
Verbissen an einer Verpflichtung des Würzburgers arbeitete Heyder als Manager von den Brose Baskets im Sommer 2011. Nach Nowitzkis größtem Triumph, dem Gewinn der NBA-Meisterschaft 2011, tobte in der nordamerikanischen Liga der nächste Tarifstreit - die komplette Spielzeit 2011/12 schien in Gefahr. Nowitzki und andere NBA-Stars liebäugelten deshalb mit einem kurzzeitigen Engagement in Europa. Das damalige Bamberger Interesse an Nowitzki war beileibe kein Marketing-Gag. "Wir wollten Dirk ernsthaft verpflichten und standen mit Holger Geschwindner im regelmäßigen Kontakt", erzählt Heyder, der bereits ein entsprechendes Versicherungspaket für Nowitzki in Höhe von rund 300 000 Euro auf dem Schreibtisch liegen hatte.
Nachdem sich Geschwindner und der damalige Brose-Coach Chris Fleming sogar schon zweimal über Nowitzkis mögliche Rolle im Bamberger System ausgetauscht hatten, platzte der Deal aber noch. Die streitenden Parteien im Tarifstreit einigten sich doch, die NBA-Saison konnte mit leichter Verspätung Ende Dezember beginnen.
Um jeden Dollar beziehungsweise Euro zu feilschen, lag Nowitzki dagegen schon immer fern. In den vergangenen Jahren verzichtete der wertvollste Spieler (MVP) der Saison 2006/07 bei der Unterzeichnung neuer Verträge stets auf einige Millionen, um den Mavs einen größeren finanziellen Rahmen für neue Verpflichtungen zu geben.
Der Junge von nebenan
Seine bescheidene Art können seine ehemaligen Nationalmannschaftskollegen nur zu gut bestätigen. "Er brauchte weder einen besonderen Platz im Mannschaftsbus noch ein Einzelzimmer im Hotel. Das war bei den Stars anderer Nationalmannschaften ganz anders", sagt Hamann. Demond Greene, der Nowitzki seinen Spitznamen "Desmond" zu verdanken hat, ergänzt: "Man hatte nie den Eindruck, dass er ein Superstar ist, der Allüren zur Schau stellt und dadurch die anderen klein wirken lässt. Er war ein lustiger Vogel, der immer zu Späßen bereit war und sich nie in den Fokus gestellt hat."
Im Fokus der Weltöffentlichkeit stand Nowitzki unter anderem bei den Olympischen Spielen 2008 als deutscher Fahnenträger. Hamann erinnert sich an den Moment, als für den Mannschaftsbus vor dem Hotel wegen Hunderter chinesischer Fans kaum ein Durchkommen war. Deshalb wurde kurzerhand Nationalspieler Jan Jagla, der Nowitzki von der Körperstatur sehr ähnelt, mit einer Kappe ausgestattet und als Erster aus dem Bus geschickt.
Während sich die Massen auf den "falschen Nowitzki" stürzten, konnte das "Original" den Bus fast unbehelligt verlassen. Noch besser war Nowitzkis Tarnung bei einem Hockey-Spiel, das der Würzburger vollverkleidet im Kostüm des Olympia-Maskottchens "verfolgte", erinnert sich Hamann.
Nachdem sich Nowitzki bereits 2015 bei der Europameisterschaft in Berlin vom internationalen Parkett verabschiedet hatte, fällt mit dem Gastspiel der Mavericks in San Antonio nach 1522 Spielen und knapp 31 500 Punkten im Alter von 40 Jahren und neun Monaten auch der letzte Vorhang in der NBA. Der Platz in den Geschichtsbüchern ist Nowitzki jedenfalls sicher.
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