Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat beim Supercup in Ulm ihr erstes Spiel gegen Finnland am Freitagabend mit 75:66 (36:27) gewonnen.
Im ersten Spiel des dreitägigen Vorbereitungsturniers in der Rationpharm-Arena in Neu-Ulm bezwang Russland das polnische Team mit 89:77 (44:36). Überragender Mann beim Sieger war der 2,15 m große Center Timofey Mozgov, der gerade erst in der NBA Meister mit Cleveland geworden war (jetzt Los Angeles Lakers). Mozgov kam auf 21 Punkte. Auf der Gegenseite überzeugte Maciej Lampe (25 Punkte).
Die Vier Länderauswahlen bereiten sich mit dem Turnier auf die am 31. August beginnende Qualifikation für die Europameischaften 2017 vor. Das Team von Bundestrainer Chris Fleming trifft hier in seiner Gruppe auf Dänemark, Österreich und die Niederlande.
Für Deutschland mit den drei Bambergern Daniel Theis, Patrick Heckmann und Maodo Lo, war der Mitausrichter der EM 2017, Finnland, ein echter Gradmesser. Nach Vorbereitungsspielen gegen die Ukraine, Finnland, Estland, die Briten und Portugal waren die Finnen erneut eine harte Nuss, die die Fleming-Truppe zu knacken hatte. Doch das deutsche Team zeigte sich seit dem Würzburg-Spiel gegen die Ukraine wesentlich eingespielter. Mit Paul ZIpser (nächste Saison in der NBA in Chicago) und Tibor Pleiß (Utah Jazz) hat Coach Fleming auch wesentlich mehr Qualität dazu gewonnen.
Finnland mit Ex-Bundestrainer Dettmann
Die Finnen mit dem Ex-Bundestrainer Henrik Dettmann wollen im nächsten Jahr bei der EM-Vorrunde im eigenen Land und der Endrunde in der Türkei besser abschneiden als 2015, als die stets von vielen Fans begleiteten Finnen im Achtelfinale gegen Serbien ausschieden.
Deutschland schied bekanntlich 2015 bei der EM schon nach der Vorrunde aus - trotz des Heimvorteils in Berlin.
Die Deutschen gingen zwar mit vier Punkten von Danilo Barthel in Führung, hatten dann aber gegen die aggressive Verteidigung der Finnen große Probleme.
Probleme im Ballvortrag
Zweimal gelang es Maodo Lo und Makai Maseon nicht, den Ball innerhalb von acht Sekunden über die Mittellinie zu bringen. Nach dem 4:8 rief Fleming seine Mannen zur Auszeit. Barthel sorgte auch für das 6:10, ehe Niels Giffey per Dreier auf 9:10 verkürzte. Der Bundestrainer wechselte munter durch, hatte nach siebeneinhalb Minuten die Starting Five bereits auf der Bank. Johannes Voigtmann sorgte wieder für eine Führung (11:10), ehe die Finnen den Spieß wieder umdrehten (11:17). Die dritte Acht-Sekunden-Übertretung, diesmal war es Bastian Doreth, ließ die wenigen Fans in der Ratiopharm-Arena aufstöhnen. Nach dem ersten Viertel führten die Gäste aus Norden Europas mit 19:16.
Das Spiel wogte hin und her. Paul Zipser brachte per Dunking die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes in der 14. Min. wieder in Front (22:21). Der starke Voigtmann und Barthel sorgten für das 26:21. Paul Zipser mit vier weiteren Punkten, Robin Benzing und Pleiß mit seinen ersten Zählern erhöhten auf 36:25 (18.). Mit einem Neun-Punkte-Polster ging es für Deutschland in die Pause.
Pleiß zu langsam gegen quirlige Finnen
Pleiß, der allerdings gegen die quirligen Finnen mit seinen 2,18 m Probleme in der Abwehr hatte, eröffnete die zweite Hälfte zum 38:27. Als der finnische Aufbauspieler Jamar Wilson mit seinem vierten, einem unsportlichen Foul, Zipser an die Linie schickte, schien das deutsche Team auf dem richtigen Weg, doch leichtfertig wurden die folgenden Ballbesitze vergeben.
Die Abwehr um die beiden giftigen Guard Doreth und Akeem Vargas provozierten weitere Ballgewinne. Ein weiteres unsportliches Foul, diesmal von Tuukka Kotti, nach dem Barthel allerdings blutend vom Feld musste, nutzten die Deutschen nur zu einem Zähler (43:32). Bis zum Viertelende kam das Dettmann-Team jedoch wieder auf zwei Zähler heran, doch Benzings Dreier sorgte fast mit der Schlusssirene für das 53:47.
Fehler auf beiden Seiten
Die auf keinem hohen Niveau stehende Partie lebte nun mehr von der Spannung. Beiden Teams unterliefen viele Fehler. Während die Deutschen viele Ballverluste zu Buche stehen hatten, war es bei den Finnen die bescheidene Trefferquote. Beim 53:54 ging das Suomi-Team wieder in Führung (32.). Fleming trieb sein Team zu höhere Aggressivität an, verteidigte an der Seitenlinie förmlich mit. Die Führung wechselte mehrmals. Barthel, vom Teamdoc mit einem Pflaster für seinen Cut an der Stirn verarztet, kam und dunkte nach einem Ballgewinn zum 62:59 (35.) - Auszeit Finnland.
Zonenverteidigung am Ende erfolgreich
Deutschland probierte es mit einer Zonenverteidigung, doch die Finnen trafen nun besser. Barthel, der seine Athletik unter dem Brett zum Tragen brachte und am Ende mit 15 Punkten Topscorer wurde, hielt sein Team vorne.
"Die Zone haben wir in der Vorbereitung schon oft gespielt", sagte Coach Fleming hinterher. "Auch damit haben wir die Finnen bei einem von 13 Dreiern vor der Pause gehalten." In den letzten Minuten wirkte dieses Mittel erneut.
Theis sorgte mit einem Dunking für das 67:64 zwei Minuten vor Schuss. Das bessere Ende hatten dann die Deutschen: Lo, Benzing mit einem Drei-Punkte-Spiel sowie ein Dreier von Lo zum 75:66-Endstand. Ein Arbeitssieg - trotz 23 Ballverlusten der Fleming-Truppe. Der Erfolg sollte aber Selbstvertrauen für die Aufgabe am Samstag gegen Russland geben.
Barthel meinte hinterher: "Die Phasen, dass wir mit zehn führen und kurze Zeit später wieder ausgeglichen dastehen, dürfen uns nicht passieren. Das müssen wir besser machen, das zog sich schon durch die letzten Spiele."
Flemings Kommentar fiel so aus: "Wichtig war, dass wir das Spiel gut zu Ende gebracht haben. Offensiv haben wir zur Ruhe gefunden, mit unseren beweglichen Vierern Theis und Barthel. Doreth hat das Spiel beruhigt. Wir hatten am Ende 22 Würfe weniger als der Gegner, zwar mehr Freiwürfe, aber der Hauptgrund waren unsere 23 Ballverluste. Wir sind wehr sorglos mit dem Ball umgegangen. Orientierungslos zum Teil. Diese Spiele sind für für Makai Mason wichtig. Er muss diese Erfahrungen sammeln. Maodo Lo hat am Ende wichtige Würfe getroffen." Und Fleming scherzte zu Los hoher Foulbelastung: "Lo ist zu jung für einen Co-Trainer-Posten. Wir brauchen ihn mehr auf dem Feld als auf der Bank."