Brose Baskets phänomenal

3 Min
Die Brose Baskets haben mit dem Sieg über ZSKA Moskau einmal mehr in dieser Euroleague-Saison Geschichte geschrieben. Foto: sportpress
Die Brose Baskets haben mit dem Sieg über ZSKA Moskau einmal mehr in dieser Euroleague-Saison Geschichte geschrieben. Foto: sportpress

Brose Baskets gelingt der erste Sieg über ZSKA Moskau. Freak City feiert, doch am Sonntag steht bereits das Bundesliga-Derby in Bayreuth auf dem Programm.

Freak City flippt aus - 6800 begeisterte Fans feiern am Donnerstagabend einmal mehr einen triumphalen Sieg der Brose Baskets. "Behaltet dieses Spiel für eine lange, lange Zeit im Gedächtnis. Ich habe keine Ahnung, wann so etwas wieder passieren wird. Wir haben soeben die beste Mannschaft Europas geschlagen. Das Team, dessen Ziel es ist, die Euroleague zu gewinnen", kommentierte Bambergs Erfolgstrainer Andrea Trinchieri den 91:83-Erfolg seiner Jungs gegen das Star-Ensemble von ZSKA Moskau.

Der Schlüssel zum Sieg war für den Meistercoach eine begeisternde Mannschaftsleistung: "Jeder war heute bereit und wollte etwas zum Erfolg beitragen. Das ist ein historischer Sieg für Bamberg. Wir hatten einen Traum - und wir haben hart daran gearbeitet, ihn zu verwirklichen: Das beste Team Europas zu schlagen. Wir stehen in der Ecke und alle großen Teams werfen mit Steinen auf uns. Aber wir leben immer noch.
Das ist eine Reise - und wir genießen jeden einzelnen Schritt davon."

Und es ist nach dieser Galavorstellung weiter offen, wann diese Reise endet. Bevor es nächsten Donnerstag nach Barcelona geht, wartet am Sonntag (17 Uhr) noch das Derby in Bayreuth auf den souveränen Bundesliga-Tabellenführer. Doch das ist momentan zweitrangig: Mit jetzt 6:6 Siegen hat es der deutsche Meister weiterhin selbst in der Hand, sich Platz 4 in der "Todesgruppe F" und damit den Einzug in die Top 8 der Königsklasse zu sichern.

"Es war nicht einfach, aber uns ist es gelungen, Bamberg einen ganz speziellen Abend zu bescheren, darauf sind wir stolz", freute sich Bambergs Topwerfer Nicolo Melli (17 Punkte) über die magische Nacht in der Brose Arena.
"Die Kulisse war fantastisch, das war wirklich eine tolle Stimmung", bedankte sich Trinchieri für die Unterstützung der Fans. Und die sahen einen Krimi, der alles bot, was den Basketballsport so interessant macht. Kurz vor der Pause kochten die Emotionen fast über, als Leon Radosevic erst ein unsportliches und in der Folge ebenso wie sein Trainer ein technisches Foul erhielt: Vier Freiwürfe und Einwurf an der Mittellinie gab's für den haushohen Favoriten, der aber nur zwei Punkte aus diesen Aktionen generieren konnte. Harris an der Freiwurflinie und Zisis sowie Strelnieks hatten die passende Antwort parat und brachten die Bamberger erstmals in dieser Partie deutlicher in Front (68:64).

Doch es blieb spannend: Zum Ende des dritten Viertels verkürzten die Superstars Teodosic, de Colo und vor allem Vorontsevich mit ihren Dreiern auf 67:68. Kurz darauf lag der Titelanwärter sogar in Front. Doch Miller wendete mit sieben Punkten in Folge sofort wieder das Blatt (77:75). Mit der fantastischen Kulisse im Rücken verteidigten die Hausherren mit viel Leidenschaft und sicherten sich nach den Fehlwürfen der Russen auch die Rebounds. 8,3 Sekunden vor dem Ende setzte Wanamaker mit einem krachenden Dunking das letzte Ausrufezeichen in dieser begeisternden Partie.

"Wir waren in wichtigen Situationen in der Lage, den Ball gut zu bewegen und zu punkten. Und unsere Verteidigung erlaubte ZSKA nicht das Passspiel, das sie normalerweise aufziehen", nannte der bärenstarke Zisis die Schlüssel zum Erfolg für die Brose Baskets.

"Für die Bamberger ging es in diesem Spiel ums Überleben. Das war ihnen deutlich anzumerken. Und wir waren nicht so aggressiv, wie wir hätten sein müssen. Am Ende haben sie die wichtigen Würfe getroffen, wir nicht, das waren die Gründe für die Niederlage", analysierte der Ex-Bamberger Kyle Hines, der mit viel Applaus begrüßt worden war.

"Ich bin überwältigt. Der Coach hat mich gegen de Colo gestellt und mir gesagt, ich soll ihm das Leben schwer machen. Aber nicht nur ich habe gegen ihn einen guten Job gemacht. Überhaupt war die mannschaftliche Geschlossenheit am Ende ausschlaggebend", freute sich der 20-jährige Aleksej Nikolic, der überraschend in der Startformation gestanden hatte und sich gegen den französischen Superstar toll aus der Affäre zog.

"Wir habe nie aufgegeben. Auch wenn diese tollen Spieler, einen wichtigen Wurf getroffen haben, glaubten wir weiter an uns. Wir haben einfach gekämpft, und das hat sich am Ende ausgezahlt", zog Janis Strelnieks Bilanz.
"2006 war das erste Mal, dass wir gegen Moskau gespielt haben. Wir haben leider verloren. Aber der Sieg heute war fantastisch. Das war ein super Spiel und die Stimmung war wie immer großartig", blickte Chris Ensminger, der die Partie als Zuschauer verfolgte, zurück. Mr. Rebound hatte jahrelang die Liga unter den Körben dominiert und arbeitet inzwischen erfolgreich als Trainer beim ProA-Spitzenteam in Gotha.
Sportdirektor Daniele Baiesi, der nach Siegen grundsätzlich keine Interviews gibt, meinte kurz und bündig: "Fantastisch, das war ein schöner Abend." Und im Weiterlaufen ließ er noch verlauten: "Diesen Sieg werde ich kräftig begießen."


Im Derby soll 18. Sieg in Folge her

Das war den Helden der Brose Baskets nicht vergönnt, denn am Ostersonntag sind sie im Oberfrankenderby in Bayreuth gefordert, mit dem 18. Bundesliga-Sieg in Folge den Acht-Punkte-Vorsprung auf die Bayern zu wahren. Und die Münchner, die am Mittwoch im Eurocup-Viertelfinale bei Galatasaray Istanbul ausgeschieden waren, wurden am Ende auch noch von den Bamberger Anhängern geärgert: "Seht ihr Bayern, so wird das gemacht", sang Freak City am Ende einer historischen Nacht.