Das Brose-Team verspielt einen 18-Punkte-Vorsprung, behält aber beim 77:71-Erfolg in der Champions League am Ende die Nerven.
Am Vorabend des Sankt-Martins-Tags haben die Basketballer von Brose Bamberg ein klein wenig Wiedergutmachung für ihren verschenkten Sieg zum Bundesliga-Auftakt in Hamburg betrieben. Am Dienstagabend gewann das Team von Trainer Johan Roijakkers in der Basketball-Champions-League (BCL) bei Retabet Bilbao mit 77:71 (41:26).
Nach zwei Spielen in der Gruppe F stehen für die Franken zwei Siege zu Buche. Die Basken stehen nach der Auftaktheimniederlage gegen Pinar Karsiyaka ohne Punkte da. Die nächste Partie für Bamberg im internationalen Wettbewerb ist für den 8. Dezember angesetzt. Dann kommt der türkische Klub in die Brose-Arena.
Champions League, Gruppe F
Retabet Bilbao - Brose Bamberg 71:77
(7:19, 19:22, 25:17, 20:19) Die rund 400 "Fans", die von den Gastgebern in der 10 000 Zuschauer fassenden Arena in den unteren Rängen platziert wurden, hätten sich nach einem ganz schwachen ersten Viertel ihres Teams wahrscheinlich abgewandt - wenn sie es gekonnt hätten. Ihre Konterfeis waren aber nur auf Pappe geklebt.
Die Basken lagen von Beginn an zurück und erzielten im ersten Abschnitt lediglich sieben Punkte. Bambergs Dominic Lockhart machte da weiter, wo er in Hamburg in der ersten Hälfte aufgehört hatte und traf den ersten Dreier. Auch wenn im Angriff zunächst viel Sand im Brose-Getriebe war, konnte sich Roijakkers auf seine Abwehr verlassen. Aggressiv, physisch und mit schnellen Händen forcierten Norrense Odiase und seine Kameraden alleine im ersten Viertel acht Ballverluste der Basken, die zudem eine sehr schlechte Wurfauswahl trafen. Folglich fand nur jeder fünfte Wurf der Gastgeber ins Ziel (3 von 15).
Dies bestraften die Bamberger zu Beginn aber nicht konsequent (7:12). Erst als Roijakkers bis zur 8. Minute seine komplette Startformation einmal durchgewechselt hatte, zog sein Team dank guten Zusammenspiels zwischen Chase Fieler und David Kravish über das Viertelende (7:19) bis auf 18 Punkte davon. Der formverbesserte Christian Sengfelder schloss einen Schnellangriff trotz eines Fouls ab und traf den Bonusfreiwurf zum 33:15 (16.).
Defensivrebound das Manko
Die Basken um den 2,17-Meter-Hünen Ondrej Bavin fanden zwar danach etwas besser ins Spiel und bereiteten den Bambergern mit Offensivrebounds (insgesamt 19) Probleme, doch blieb die Trefferquote der Gastgeber unterirdisch. Brose-Neuzugang Devon Hall sorgte mit sechs Punkten mit dafür, dass bis zur Pause ein komfortables Polster erhalten blieb. Sieben Ballverluste verhinderten eine höhere Gästeführung.
Wie schon in Hamburg bauten die Franken in der zweiten Hälfte stark ab. Die Basken waren nun auch deutlich aggressiver in der Abwehr. Das Kellerkind der spanischen Liga ACB attackierte immer wieder das Brett der Bamberger, erarbeitete sich konstant zweite Wurfchancen und war nach 28 Minuten wieder dran (49:54). Der Nigerianer Kingsley Moses tat den Bambergern mit zehn Punkten in diesem Viertel sehr weh. Sechs weitere Ballverluste und wenig Struktur in der Offensive der Gäste taten ihr Übriges.
Über das Ende des dritten Viertels rettete das Brose-Team dank Bennet Hundt eine Sieben-Punkte-Führung. Doch es haperte weiter im Angriff. Larson probierte es immer wieder aus der Distanz, doch ohne Erfolg. Die Defensivreboundschwäche bestraften die Basken schließlich mit dem Ausgleich (65:65, 36.). Die Partie wurde zum Krimi.
Spiel auf des Messers Schneide
Dank erfolgreicher Freiwürfe und eines Dreiers von Chase Fieler, dem einzigen Bamberger Treffer in der zweiten Hälfte aus der Distanz, ging Bamberg mit einem 72:65-Führung in die letzten zwei Minuten.
Aber selbst diesen Vorsprung hätten Hundt und Hall mit den Ballverlusten 17 und 18 fast noch verspielt. Am Ende durfte sich Bamberg über einen Zittersieg freuen.
Roijakkers, der erneut auf Kenneth Ogbe verzichten musste, dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein. Neben Kravish überzeugte erneut Fieler, der einen wichtigen Ballgewinn in der Schlussminute verzeichnete.
Spieler des Spiels
David Kravish zeigte eine grundsolide Leistung. Der Amerikaner traf acht seiner zehn Würfe aus dem Feld und beide Freiwürfe, womit er auf 18 Punkte kam. Seine Reboundausbeute von zwei Abprallern ist aber - wie die des gesamten Teams - ausbaufähig. Er half aber entscheidend mit, dass Bilbaos Topscorer Ondrej Balvin lediglich auf zwölf Punkte kam.
Die Statistik
Bilbao: Brown (17 Punkte/1 Dreier), Balvin (12), Kulboka (10/1), Moses (10), Rousselle (9/1), Serron (7/1), Reyes (4), Hakanson (2), Dos Anjos, Jones, Kljajic Bamberg: Kravish (18), Fieler (14/2), Lockhart (11/2), Hall (10/1), Larson (7), Sengfelder (6/1), Vitali (6/2), Hundt (5), Odiase, Grüttner Bacoul Schiedsrichter: Poursanidis (Griechenland), Proc (Polen), Rutesic (Montenegro)
Auswärtssieg! Da kann man sich einfach mal freuen. Ich habe mich dabei erwischt zuerst an der Reboundquote rumzumäkeln anstatt mich zu freuen. Also zurück zu den Wurzeln von Freak City: Schon der zweite Auswärtssieg im europäischen Wettbewerb - einfach mal abfeiern! Nach dem Feiern zurück an die Arbeit und Rebounds scheinen definitiv aktuell eine Baustelle zu sein.