Als Athletiktrainer ist Hannes Heyder ein gefragter Mann

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Das EM-Plakat von Berlin 2015 und das Polo-Shirt der Iran-Basketballer sind Symbole für die bisherigen Highlights im Leben von Hannes Heyder. Foto: bwa
Das EM-Plakat von Berlin 2015 und das Polo-Shirt der Iran-Basketballer sind Symbole für die bisherigen Highlights im Leben von Hannes Heyder. Foto: bwa

Hannes Heyder - von Bamberg aus in die große Basketball-Welt. EM, NBA, Iran und deutsche Nationalmannschaft prägen ein interessantes Jahr.

Als Hannes Heyder vor sechs Jahren einen Ausbildungsvertrag bei den Brose Baskets unterschrieb, hätte er sich wohl nicht träumen lassen, binnen eines Jahres die Europameisterschaft in Berlin und eine basketballaffine Weltreise mit NBA-Visitationen zu erleben. Als Athletiktrainer arbeitete er bei der iranischen Nationalmannschaft und gehört seit der Testspielreise in Portugal am vergangenen Wochenende auch wieder zum DBB-Team. Dieser unvergessliche Lebensabschnitt endet für den 23-Jährigen vorerst am 14. September mit dem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Korbjäger gegen Österreich in der Bamberger Brose Arena.
Er hatte vor einem Jahr das Round-World-Ticket schon in der Tasche und die Planungen für eine Reise rund um den Globus mit Athletik-Fortbildungen waren abgeschlossen, als er nach einem Anruf von DBB-Headcoach Chris Fleming fünf Tage später seine internationale Feuertaufe erlebte.
Heyders Athletik-Trainer-Karriere nahm ihren Lauf: Supercup in Hamburg, dazu weitere Testspiele für die EM und schließlich die kontinentalen Titelkämpfe in Berlin.
Mittendrin statt nur dabei: Tägliche Trainingseinheiten, Krafttraining, Warm-up vor den Spielen und die individuelle Betreuung von verletzten Akteuren sorgten für viel Arbeit, aber auch dafür, dass ein Kindheitstraum in Erfüllung ging. "Es ist schön, das eigene Land zu vertreten. Hautnah beim Team zu sein, dazu die Nationalhymne, da ist man schon stolz", bekommt Hannes Heyder heute noch leuchtende Augen bei der EM-Rückschau.
Drei Wochen nach dem Berlin-Erlebnis startete der Sohn des ehemaligen Bamberger Managers Wolfgang Heyder dann in San Francisco seine Welt-Tour. Er traf an der USA-Westküste zunächst DBB-Co-Trainer Alex Jensen, anschließend Tibor Pleiß (Utah Jazz) in Salt Lake City, nahm an fachspezifischen Weiterbildungen in Phoenix teil, ehe er bei Chris Fleming in Denver bei den Nuggets hospitieren durfte. Es ist schon etwas Besonderes, das Vorbereitungsprogramm eines NBA-Clubs zu verfolgen und sich mit deren Athletiktrainer auszutauschen. "Die Offenheit der Menschen in den USA ist unfassbar", schilderte er seine Eindrücke. Weitere folgten auf den Stationen in Neuseeland, Australien, Singapur, Hongkong, Thailand, Indien und Dubai.


Vertrauen von Bauermann

Kaum im April in Bamberg zurück, fragte Dirk Bauermann an, ob Heyder nicht das Athletiktraining beim iranischen Nationalteam übernehmen könne - mit dem Ziel Olympia-Qualifikationsturnier in Italien. "Das komplette Vertrauen, das ich von Dirk bekam, hat mich beeindruckt - und ich sagte sofort zu", so Heyder, dessen Asien-Tätigkeit mit einem Trainingslager in Teheran ("alles andere als beunruhigend, ein sicheres Land mit freundlichen Menschen mit hohem Respekt") begann. Er fand sich schnell zurecht in einer anderen Kultur, der Co-Trainer war gleichzeitig Dolmetscher. Es folgten binnen drei Wochen Basketball-Reisen nach Jordanien, Philippinen ("ein totales Basketball-Land") und China. Weitere Testspiele im Baltikum gegen Lettland mit dem Bamberger Janis Strelnieks und Litauen zeigten bereits, dass Olympia in Rio wohl unerreichbar sein wird. Iran als einer der Top-Mannschaften Asiens war letztlich Anfang Juli in Italien chancenlos. Niederlagen gegen Mexiko und Griechenland bedeuteten das Olympia-Aus.
Seit Anfang August dreht sich basketballerisch bei Hannes Heyder wieder alles um den DBB. Bereits im Februar erfolgte mit Chris Fleming die Absprache, dann Trainingseinheiten in Rotenburg und nun jüngst die Portugal-Reise.
Begonnen hatte natürlich alles in Bamberg: Heyder kam mit zehn Jahren zum Basketball, wurde acht Jahre später mit der U18 deutscher Meister und beendete danach die sportliche Karriere. "Es war eine perfekte Situation. Ich hatte letztlich großes Glück, dass ich bei den Brose Baskets das Vertrauen bekam, meine Ausbildung machen konnte und gefördert wurde", erläutert Heyder in der Retrospektive. Sein Mentor war letztlich Mirko Petrick (jetzt Alba Berlin), der Leiter des Brose Baskets-Jugendkonzept, zusammen mit Marcus Lindner, der die Profis betreute. "Das sind für mich die Vorbilder. Personen, die ich sehr schätze und die mir viel beigebracht haben. Sie verkörpern das, was sie machen und sind Koryphäen auf ihrem Gebiet."


Dank an Chris Fleming

Hannes Heyder war in seiner Bamberger Zeit für die Koordination des Athletiktrainings im Jugendkonzept und auch der ProA zuständig. Mit dem Top-Four der Jugend-Bundesligen in Hagen im Mai 2015 endete seine fünfjährige Bamberger Zeit, die ihm letztlich international die Türen öffnete. Dirk Bauermann und Chris Fleming wissen seine Arbeit zu schätzen. "Meine Dankbarkeit gegenüber Chris ist riesengroß. Mit seinem Vertrauen in Bamberg und der Nationalmannschaft hat er mir sehr geholfen."
Ob Hannes Heyder in seinem weiteren beruflichen Leben mit so großen Namen wie zuletzt zusammenarbeitet, ist im Moment noch offen. "Es muss nicht unbedingt Basketball und Fußball sein", gibt er die Richtung seiner Zukunft vor. Doch zunächst bestimmt bis Mitte September alles der Basketballsport. Es schließt sich ein Kreis mit vielen Superlativen und internationalen Kontakten, die unvergesslich bleiben werden.