Die Sparkasse Bamberg reagiert auf Niedrigzinsphase und zunehmende Digitalisierung. Die Beratung soll stärker zentralisiert werden.
Der Umbau bei den Geldinstituten in der Region geht weiter: Nachdem die VR-Bank
Bamberg angekündigt hat, vier nur wenig frequentierte Filialen im Landkreis zum 30. November zu schließen, plant nun auch die Sparkasse Bamberg in diese Richtung: Sieben Filialen in Stadt und Landkreis werden ab Februar 2017 geschlossen und mit anderen Geschäftsstellen zusammengelegt. Die 20 Mitarbeiter werden an anderen Standorten untergebracht.
Damit reagiert das größte Finanzinstitut in der Region mit 120.000 Kunden auf die anhaltende Zinsflaute, zunehmende Regulatorik und fortschreitende Digitalisierung der Bankgeschäfte.
Kunden nicht mehr ausreichend
Immer mehr Kunden nutzen inzwischen Online-Banking. "Wir sehen, dass sich Frequenzen an den Standorten verändern", erklärte Vorstandsvorsitzender Stephan Kirchner am Dienstag bei einem Pressegespräch. Die von den Umstrukturierungen betroffenen Filialen seien von den Kunden nicht mehr ausreichend in Anspruch genommen worden. Vor Ort werden nur noch Geldautomaten verbleiben.
Mit dem Umbau sollen Kosten gespart, aber auch das Beratungsangebot ausgebaut werden. "Wir investieren in neue Entwicklungen", sagte Kirchner. Unter anderem soll die telefonische und mobile Beratung verbessert werden.
Die Sparkasse will außerdem ihre Präsenz an anderen Standorten verstärken: So sollen nach dem Vorbild der Bamberger Filiale am Schönleinsplatz sogenannte Beratungs-Center auch im Landkreis geschaffen werden. "In diesen bieten wir das vollumfängliche Leistungsangebot", sagte Kirchner. Fachspezialisten sollen dort aus Bereichen wie Baufinanzierung, Versicherungen, Immobilien und Gewerbekunden untergebracht sein.
Der Verwaltungsrat hatte am vergangenen Freitag beschlossen, die sieben Filialen der Sparkasse zu schließen und mit anderen Geschäftsstellen zusammenzulegen. "Wir haben uns im Verwaltungsrat diese Entscheidung nicht leicht gemacht und Hinweise von Bürgermeistern und Bürgervereinen intensiv abgewogen", erklärten der Vorsitzende, Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), und sein Stellvertreter, Landrat Johann Kalb (CSU), am Dienstag. Doch sei der Rat vom Servicekonzept der Sparkasse überzeugt, "dass für alle Kunden gemeinsam gute Lösungen zu finden sein werden". Ein Arbeitsauftrag im "Zukunftskonzept": Die Sparkasse soll neue Modelle der Daseinsvorsorge entwickeln.
Problem für die ältere Generation
Verlierer gibt es dennoch: Memmelsdorfs Bürgermeister Gerd Schneider (parteilos) zeigt sich erschrocken über die Entscheidung, die Filiale in Lichteneiche zu schließen. "Es schwächt die Infrastruktur unseres größten Ortsteils", kritisiert Schneider. Zwar bleibe die Filiale in Memmelsdorf selbst bestehen, dennoch stelle dies die älteren Bürger unter den 2200 Einwohnern in Lichteneiche vor Probleme, die nun den Weg in den Ortskern auf sich nehmen müssten.
Die Sparkasse Bamberg will eigenen Angaben zufolge dennoch in der Fläche präsent bleiben. Sie ist künftig an 51 Standorten in Stadt und Landkreis vertreten: Davon sind 38 Geschäftsstellen mit Mitarbeitern besetzt, 13 Standorte mit Automaten ausgestattet.
Auch die VR-Bank plant neu
Im Vergleich dazu weist die VR-Bank Bamberg ab dem 1. Dezember 30 Filialen und zwölf SB-Stellen aus. Die Filialen in Gerach, Lauter, Staffelbach und Trunstadt sind dann bereits in die umliegenden Geschäftsstellen umgezogen. An anderen Standorten baut die Bank neue Geschäftsstellen auf: Im Oktober wurde im Ertl-Zentrum in Hallstadt eine Filiale eröffnet. Vorstand Ulrich Stock zählt ähnliche Gründe wie seine Kollegen der Sparkasse für diese Veränderungen auf: "Die Frequenzverlagerung spielt eine Rolle."
Die betroffenen Sparkassen-Filialen: Stadt Bamberg Die Geschäftsstellen Giechburgblick (wird mit der Filiale Ost am Heinrich-Weber-Platz zusammengelegt), Graf-Stauffenberg-Platz (Schönleinsplatz) und Wunderburg (Süd/Adolf-Kolping-Straße) schließen.
Kreis Bamberg Künftig wird es keine persönlichen Ansprechpartner mehr in Schönbrunn (zusammengelegt mit Burgebrach), Burgwindheim (Ebrach), Lichteneiche (Memmelsdorf) und Sassanfahrt (Hirschaid) geben.
"Beratungs-Center" Die Sparkasse will regionale "Beratungs-Center" in Hirschaid, Burgebrach, Scheßlitz und an einem weiteren Standort im nördlichen Landkreis schaffen.
Kommentar von Sebastian Martin:Die Präsenzbanken befinden sich in einer schwierigen Lage. Wirtschaftliche Faktoren wie niedrige Zinsmargen zwingen die Geldinstitute zu unpopulären Maßnahmen. Filialschließungen klingen nach Verlust, geschehen sie doch vermeintlich auf Kosten der Kunden vor Ort. Die Versorgung soll schließlich wie bisher gewährleistet sein. Doch zwingt das Gros der Kunden mit seinem Verhalten die Banken zunehmend zu mehr Investitionen in den Bereich Online-Banking und neue Beratungsangebote. Denn die Mehrzahl nimmt die Präsenzbank kaum mehr in Anspruch, somit verschwindet sie irgendwann. Es sei denn, die Verantwortlichen finden die richtigen Antworten für alle Kunden-Generationen und -Ansprüche. Keine leichte Aufgabe. Die Kreativität der Verantwortlichen ist mehr denn je gefragt.