Seit September 2016 werden im Bamberger Osten die ersten 940 Polizeimeister ausgebildet. Einer von ihnen ist Philipp Schneider.
Neu-Bamberger Philipp Schneider lebt seit kurzem mit zwei Mitbewohnern in einer Wohngemeinschaft. "Abends gehen wir auch mal in der Stadt was trinken", sagt der sympathische 25-Jährige. Typische Studenten-WG also? Nicht ganz. Schneider, der Älteste der Gruppe, hilft den Mitbewohnern ab und zu, wenn es ums Hemdenbügeln oder ähnliches geht. Schneider war acht Jahre bei der Bundeswehr. Der Stabsunteroffizier ist Ordnung gewohnt. Ordentlich soll es hier auch sein. Die WG liegt schließlich auf dem Gelände der Bundespolizei. Ihre Bewohner wollen alle Polizeimeister werden.
Früher lebten auf dem Gelände im Lindenanger unterhalb der Birkenallee die US-Soldaten mit ihren Familien. Heute sind in den Blocks über 600 Anwärter untergebracht. So wie Philipp Schneider in WGs - das soll die Gemeinschaft stärken.
480 Mitarbeiter aktuell
Schneider ist Sprecher der ersten Generation, die seit 1. September vergangenen Jahres im Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in Bamberg-Ost ausgebildet wird. Insgesamt rund 940 Polizeimeisteranwärter sind es aktuell. Sie werden von 480 Mitarbeitern betreut. "Wir wollen Ende 2018 rund 2300 Anwärter ausbilden", erklärt Johannes Nagengast, Hauptkommissar und Leiter der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit. Auch die Mitarbeiterzahl soll auf 800 aufgestockt werden. Bereits im September kommen die nächsten rund 800 Auszubildenden. Bis dahin sei viel zu erledigen. Weitere Wohnungen müssen umgebaut, auch ein Fitnessstudio soll eingerichtet werden. Überall sind derzeit Handwerker auf dem Gelände zu sehen.
Mittendrin läuft die Ausbildung der ersten Generation. Die jungen Polizisten schwitzen auf dem Sportplatz am Berliner Ring/Ecke Zollnerstraße beim Sport, andere Drücken die Schulbank in der ehemaligen Elementary-School nahe der NATO-Siedlung an der A73.
In der Klasse von Philipp Schneider steht heute Staats- und Verfassungsrecht auf dem Stundenplan. Er paukt mit 25 weiteren Kollegen - die typische Größe eines Seminars. In diesen lernen die 16- bis 33-Jährigen die Grundlagen. "Es ist die Basisausbildung für den Polizisten", erklärt Hauptkommissar Nagengast. Dabei werde auf die Altersstruktur der Anwärter geachtet - ein guter Mix an älteren und jüngeren sei später im Einsatz wichtig. Inzwischen sind knapp 30 Prozent der Auszubildenden Frauen.
Bundespolizisten werden in der Luftsicherheit, als Grenzpolizisten, in Flughäfen und Bahnhöfen, aber auch bei Großlagen wie Demonstrationen eingesetzt. "Viel beschäftigt uns Fußball, was die Fanbegleitung zu Spielen betrifft", erklärt Nagengast. Der Job sei abwechslungsreich, die Bundespolizisten sind viel unterwegs. Daran müsse man sich gewöhnen.
Die meisten Anwärter fahren heim
Philipp Schneider gefällt das. Abwechslung sei gut. "Es ist ein sicherer Beruf, das ist für mich auch wichtig", sagt der 25-Jährige, der sich vorstellen könnte, später als Ausbilder zu arbeiten.
Vielleicht in Bamberg? Schneider stammt aus dem Saarland und hat es über 400 Kilometer weit nach Hause. Das sei ihm zu weit, um jedes Wochenende heim zu fahren. Damit gehört er zu den Ausnahmen. Gut 80 Prozent der Anwärter kommt aus einem Umkreis von 150 Kilometern. Auf Heimatnähe wird bei der Bundespolizei geachtet. Viele nutzen das und fahren am Wochenende nach Hause. Die Bundespolizei lässt deshalb den Unterricht jede Woche versetzt um 14.40 Uhr und 15.40 Uhr enden, um einen Stau auf dem Berliner Ring zu vermeiden. Eine Öffnung der Autobahnabfahrt zur A73 soll im Hinblick auf die Vergrößerung weiter entlasten.
Und Philipp Schneider? Der bleibt lieber hier. "Bamberg ist eine schöne Stadt. Ich mag vor allem die Menschen, die direkte fränkische Art." Er kennt die Gegend, war als Soldat in Bayern stationiert. Und ist mit einem Kameraden aus Stegaurach befreundet, mit dem er was unternehmen kann. Ein weiteres Argument für die Domstadt: Er hat ein Mädel kennen gelernt. Eine Bambergerin - sie bewohnt keine WG auf dem Bundespolizei-Gelände.
Standorte Den größten Teil der Ausbildung absolvieren die Anwärter an einer Aus- und Fortbildungseinrichtung der Bundespolizeiakademie. Die sechs verschiedenen Standorte sind auf ganz Deutschland verteilt (Walsrode, Neustrelitz, Eschwege, Oerlenbach, Swisttal und Bamberg) - alle Einrichtungen bilden für den mittleren und gehobenen Polizeivollzugsdienst aus und bieten Fortbildungen an.
Dauer Die Ausbildung zum Polizeimeister dauert zweieinhalb Jahre. Der Theorieunterricht ist in Modulen aufgebaut. Zu Beginn des zweiten Ausbildungsjahres folgen Praktika, welche insgesamt ein halbes Jahr in verschiedenen Dienststellen der Bundespolizei stattfinden.
Mehr zur Ausbildung bei der Bundespolizei gibt es
hier.