Verena Alexander verkauft anteilig etwa genauso viel Spielzeug wie Kleidung. Letzteres allerdings nur für Kinder und Damen. Herrenklamotten gehen gar nicht, lautet die Erfahrung eines halbjährigen Tests.
Warum aber kommt jemand in den Secondhand-Laden, der auch in regulären Geschäften kaufen könnte? Weil bei den Klamotten beispielsweise die Schadstoffe schon herausgewaschen sind, weil Leute etwas im Sine der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes tun wollen, weil sie es nicht einsehen, viel Geld für Klamotten auszugeben. Oder aber wie eine 54-Jährige, auf der Suche nach etwas Besonderem sind und dem Kick, genau so etwas bei ihrer Schatzsuche zu finden. "Es geht nicht um den Preis", sagt sie. Sie möchte Klamotten, die nicht unbedingt jeder hat. Und etwas, das zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, wie die schicke rote Kapuzenjacke, die ihr wie auf den Leib geschneidert scheint und in der Dame aus Ebern heute zur Schatzsuche erschienen ist. "Ich liebe dieses Teil", lässt sie noch zur roten Kapuzenjacke wissen.
Während sie auf Suche ist, möchte eine 37-Jährige wissen, welche ihrer Sachen verkauft wurden. Eine zeitlang hat sie die Sachen, aus denen die beiden Kinder herausgewachsen sind, über Kleinanzeigen abgegeben. Das war ihr dann aber zu stressig. So kam sie auf die Lösung mit dem Secondhand-Laden. Wie so viele Nutzer verkauft und kauft sie hier.
Verena Alexander hat ein ausgeklügeltes System entwickelt, alles noch auf Papierbasis, "mit Computer wäre es zu kompliziert" findet sie. Stichwort Papier: Umweltbewusstsein hat auch hier Einzug gehalten: Ware landet zwar vereinzelt in Plastiktüten, vieles läuft aber über Körbe oder dagelassene Papiertüten. Haufen sich da nicht Berge an Ware an?
Die Chefin verneint, was nach einer bestimmten Zeit nicht verkauft ist, muss wieder abgeholt werden. Denn vor allem Klamotten werden saisonal gehandelt. Vieles, was zu holen wäre, wird aber gespendet - so bestückt Hallstadt Bamberger Sozialkaufhäuser. Keine Konkurrenz für den Hampelmann, winkt Verena Alexander ab. Dort gehe vieles über Berechtigungsscheine. Und andere Konkurrenz, da erkennt sie nicht viel. In Hallstadt gibt es noch einen weiteren Secondhand-Laden, der hat sich aber eher auf Kinderwägen und dergleichen spezialisiert, da komme man sich nicht in die Quere. Weitere Alexander bekannte Secondhand-Läden befänden sich in Bamberg oder beispielsweise in Hirschaid. Viele seien es jedenfalls nicht. Wenn sie davon leben müsste, hätte der Hampelmann nicht so lange überlebt, macht die Secondhand-Laden-Betreiberin deutlich. "Es gibt ein paar gute Monate im Frühjahr und Herbst, das muss für den Rest des Jahres reichen, mehr als ein Taschengeld bleibt unter dem Strich nicht."
Noch fühle sie sich jung genug, weiter zu machen, aus Leidenschaft für den Umgang mit Menschen, lässt sie auch in Richtung Kundin wissen und macht darauf aufmerksam, dass sie doch noch dringend Spielzeug brauche. Da besteht wohl eher Hoffnung als bei Hosen in kindergartenalter-Größen. "Da sind die Knie alle durchgerutscht." Eine letzte Frage, trägt sie auch Klamotten aus ihrem Laden? "Leider kaum." Was aber daran liege, dass Kleidung in größeren Größen kaum auf dem Markt ist.