Der Fleischkonsum sinkt, die Anforderungen an den Tierschutz werden höher. Für Bayerns Schlachthöfe wird es schwieriger, kostendeckend zu arbeiten. Viele von ihnen sind abhängig von wenigen Großkunden. In Bamberg werden Forderungen nach einer Schließung laut.
Ein 5,5 Hektar großes Areal mit markanter gelb-weißer Mauer am nördlichen Rand der Bamberger Innenstadt. Auf diesem Gelände werden pro Tag etwa 1000 Schweine und 150 Rinder geschlachtet - nach dem Willen einiger Stadtratsfraktionen nicht mehr lange: Sie wollen den Schlachthof Bamberg schließen und das Grundstück anderweitig nutzen. Seit 2020 ist der Schlachthof eine GmbH in kommunaler Hand. Im Januar 2023 wird der Stadtrat über die Zukunft des Unternehmens entscheiden.
"Der Fleischkonsum geht zurück", sagt Hans-Günter Brünker von der Fraktion Volt/ÖDP/Bambergs Mitte, die ein Bürgerbegehren zur Schließung des Schlachthofs initiiert hat. Brünker ist überzeugt: Der Schlachthof ist auf Dauer ein Verlustgeschäft - auch wegen seines schlechten Zustandes, der millionenschwere Investitionen nötig mache. Der Kommunalpolitiker würde sich an dem Standort stattdessen Wohnungen oder "emissionsarmes Gewerbe" wünschen.
Kritik an Abhängigkeit von Großkunden
Nach Angaben der Stadt Bamberg arbeitet der Schlachthof seit Mitte 2022 kostendeckend.Zuletzt äußerte sich die Stadt im Oktober zur Zukunft des Schlachthofes. Damals seien die Schlachtpreise erhöht worden. Stimme der Stadtrat im Januar für eine Fortsetzung des Betriebs, so müsse in der Tat investiert werden - vor allem in Anlagentechnik, Gebäudeinfrastruktur und Entsorgungsanlagen. Bevor man eine Summe nennen könne, müsse ein Investitionsplan erarbeitet werden.
Brünker kritisiert außerdem die Abhängigkeit von den Großkunden Tönnies und Vion. "Oft werden die lokalen Metzgereien als Argument für den Schlachthof genannt", sagt Brünker. "Diese spielen aber praktisch keine Rolle." Kleinere Betriebe könnten die Schlachtpreise nicht bezahlen und ließen woanders schlachten. Die Tönnies Holding sitzt im westfälischen Rheda-Wiedenbrück, der Nahrungsmittelkonzern Vion N. V. in den Niederlanden. Mit der oft beschworenen Regionalität habe das nichts zu tun, meint Brünker.
Im Sommer 2020 hatte ein Corona-Ausbruch bei der überwiegend osteuropäischen Belegschaft am Stammsitz von Tönnies für bundesweite Diskussionen über die Arbeitsbedingungen in der Fleischproduktion gesorgt und am Image des Unternehmens gekratzt.
Großteil der geschlachteten Tiere kommt aus der Region
Zum Thema Regionalität teilt die Stadt Bamberg auf Anfrage mit: "Nur weil es sich bei Tönnies und Vion nicht um fränkische Firmen handelt, bedeutet das nicht, dass die in Bamberg geschlachteten Tiere nicht von hier kommen." 60 Prozent der in Bamberg geschlachteten Schweine kämen aus einem Umkreis von 100 Kilometern, 80 Prozent aus einem Umkreis von 150 Kilometern. 35 Prozent der Rinder müssten maximal 100 Kilometer zu ihrem Schlachtort zurücklegen, 71 Prozent höchstens 150 Kilometer. Ohne Großkunden, heißt es von der Stadt, sei ein wirtschaftlicher Betrieb des Schlachthofs unmöglich.
In Bayern gibt es nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums rund 1800 zugelassene Schlachtstätten. Dazu zählten auch einzelne Schlachträume, sagt Svenja Fries vom Landesinnungsverband für das bayerische Fleischerhandwerk. Der Bamberger Schlachthof sei im bayernweiten Vergleich mittelgroß. Zu den größten Betrieben gehört etwa der Schlacht- und Viehhof München, der als größter kommunaler Betrieb seiner Art in Mitteleuropa gilt. Auch er liegt zentral, nach ihm ist das Münchner Schlachthofviertel benannt.
Ob ein Schlachthof wichtig für Bamberg weiß ich nicht genau, aber ich weiß, dass ein Schlachthof in einem Innenstadt nahen Wohn- und Geschäftsviertel nichts mehr verloren hat. Im wahrsten Sinne des Wortes „stinkt das fast täglich zum Himmel“. Die Stadträte sollten mal die ersten Tage einer Arbeitswoche dort verbringen, dann wüssten sie genau was zu tun ist.