"Platze vor Wut": Ex-Mitarbeiter erhebt nach Schließung von Bamberger Schlachthof schwere Vorwürfe

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Bamberger Schlachthof: Ex-Mitarbeiter erhebt nach Schließung schwere Vorwürfe
Aus und vorbei: Die letzten Tiere sind geschlachtet - der Geschäftsbetrieb des wirtschaftlich angeschlagenen Bamberger Schlachthofs ist seit wenigen Wochen eingestellt,
Bamberger Schlachthof: Ex-Mitarbeiter erhebt nach Schließung schwere Vorwürfe
Ralf Welz / inFranken.de

Im Zuge der Schlachthof-Schließung übt ein ehemaliger Beschäftigter scharfe Kritik. Für seinen neuen Job war er erst wenige Monate zuvor von Frankfurt nach Bamberg gezogen. "Ich bereue es, den Menschen hier vertraut zu haben", sagt der 62-Jährige.

Nach mehr als 120 Jahren erfolgte Ende Juni die Schließung des Bamberger Schlachthofs - das Ende einer langen Ära. Aus wirtschaftlichen Gründen hatte der Stadtrat zuvor im März die Einstellung des Betriebs beschlossen. Nach Angaben der Stadt hatte es zum damaligen Stand ein wöchentliches Defizit von 40.000 Euro gegeben. In Hinblick auf die künftige Nutzung des Areals in der Lichtenhaidestraße gibt es bereits verschiedene Ideen. Von der vor rund vier Wochen erfolgten Schließung des kommunalen Schlachthofs waren 145 Mitarbeiter betroffen. Die meisten von ihnen haben bereits eine neue Arbeit gefunden, wie die Stadt Bamberg zwischenzeitlich bekannt gab.

Seit dem feststehenden Aus habe die berufliche Zukunft von fast 90 Prozent der Angestellten geklärt werden können. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grüne) bewerteten dies als "großen Erfolg". Eine Woche nach der Schließung hatten demnach lediglich 17 einstige Mitarbeiter noch keine Anschlussbeschäftigung gefunden. Einer von ihnen übt nun harsche Kritik. Seine Vorwürfe richten sich gegen den Betreiber, Oberbürgermeister Andreas Starke und die Stadt Bamberg. "Ich bin so dermaßen wütend auf die Menschen, die mich belogen und betrogen haben", hält der 62-Jährige gegenüber inFranken.de fest. 

Bamberger Schlachthof-Aus: Ex-Mitarbeiter fühlt sich getäuscht - extra aus Frankfurt hergezogen

Der Schlachthof-Angestellte war laut eigenen Angaben bis zum Ende des Betriebs im Bereich Qualitätssicherung tätig. Auf diese Stelle hatte er sich demnach erst im August 2023 beworben, erklärt der Betroffene, der anonym bleiben will, im Gespräch mit unserer Redaktion. Für den Job sei er nach über zehnjähriger, krankheitsbedingter Arbeitslosigkeit von seiner Heimatstadt Frankfurt eigens nach Bamberg umgezogen. Vor seiner Einstellung sei ihm vom Geschäftsführer eine beständige Zukunft des städtischen Betriebs versprochen worden.

"Es hieß: Den Schlachthof gibt es seit über hundert Jahren - und es wird ihn auch noch über hundert weitere Jahre geben", erzählt der enttäuschte Ex-Mitarbeiter. Seinem früheren Chef wirft er diesbezüglich Wortbruch vor. Sein Unmut richtet sich zugleich an den OB. Dieser habe den Bediensteten versprochen, alles zu versuchen, dass sie beruflich anderweitig unterkommen. "Alles nur Sprüche und leere Worte", sagt der Betroffene. 

Anstelle einer vergleichbaren Tätigkeit, sei ihm von der Stadt lediglich eine Stelle als Hilfsarbeiter bei der Müllabfuhr oder auf dem Friedhof angeboten worden. "Damit war die Stadt fein raus, denn sie hatte ja damit alles versucht, um mir eine neue Arbeit zu bieten", beklagt er. Beide Tätigkeiten entsprächen aber weder seiner Qualifikation noch seiner Gehaltsgruppe. Ein alternatives Beschäftigungsangebot habe er seitens der Stadt Bamberg nicht erhalten. "Ich möchte einen adäquaten Job", betont der frühere Schlachthof-Beschäftigte. "Ich komme aus dem Lebensmittelbereich. Die letzten Jahre habe ich entsprechende Fortbildungen gemacht."

"Nun stehe ich allein hier": 62-Jähriger bereut beruflichen Neustart in Bamberg - Kritik an OB

Eine ins Auge gefasste Anstellung bei einem hiesigen Fleischhändler habe ebenfalls nicht geklappt. Nach gerade einmal zehn Monaten Schlachthof Bamberg sei er inzwischen in die Arbeitslosigkeit zurückgefallen. Aufgrund seiner Vorgeschichte beziehe er seit 1. Juli erneut lediglich Bürgergeld. Dabei sollte der Neustart in der Domstadt eigentlich der Beginn einer besseren Zukunft sein. 

"Ich habe meine Kinder, Freunde und meine Wohnung in Frankfurt aufgegeben und zurückgelassen, um hier mit 62 Jahren nochmal ein neues Berufsleben aufzubauen", gibt der gebürtige Hesse zu bedenken. "Nun stehe ich allein hier, ohne Familie, Freunde und soziale Kontakte. Ich bereue es zutiefst, hierhergezogen zu sein. Ich bereue es, den Menschen hier vertraut zu haben."

Den Entscheidungsträgern aufseiten der Stadt wirft er mit Blick auf die angebotenen Arbeitsstellen Versäumnisse vor. "Ich platze vor Wut, wenn sich der OB präsentiert, als hätte er alles Menschenmögliche für uns getan." Von der Stadt Bamberg wünscht er sich jetzt, dass ihm doch noch eine adäquate Tätigkeit angeboten wird, die seiner beruflichen Qualifikation entspricht. 

Schlachthof-Schließung laut Stadt im August 2023 nicht absehbar - Sprecher weist Vorwurf zurück

inFranken.de hat die Stadt Bamberg mit den Vorwürfen des ehemaligen Schlachthof-Mitarbeiters konfrontiert. In einer Stellungnahme setzt sich die Stadt gegen die ihr entgegengebrachten Anschuldigungen entschieden zur Wehr. "Aus Gründen des Datenschutzes können wir uns nicht zu Angelegenheiten einzelner Beschäftigter äußern", erklärt Michael Memmel, Sprecher der Stadt Bamberg. "Generell lässt sich jedoch sagen, dass wir alle Mitarbeitenden einzeln sehr intensiv und individuell betreut und unterstützt haben." Alle, die zu Kompromissen bereit waren, konnten demnach ohne Probleme zu neuen Einsatzorten vermittelt werden, sei es bei der Stadt oder in der Privatwirtschaft.

Doch war eine Schlachthof-Schließung zum Zeitpunkt der Bewerbung des Frankfurters womöglich schon zu erwarten? Dem Stadtsprecher zufolge hatte Schlachthof-Geschäftsführer Julian Müller bei Neueinstellungen stets betont, dass der Betrieb einer über hundertjährigen Tradition entstammt und es kaum vorstellbar sei, dass die Stadt Bamberg diesen nun leichtfertig schließe. "Insofern ist hier der Vorwurf eines Wortbruchs deutlich zurückzuweisen", betont Memmel.

Im August 2023 sei nicht abzusehen gewesen, dass der Betrieb schließen werde. "Der Stadtrat hatte im Januar 2023 entschieden, das Jahr 2023 zu nutzen, um die Zukunft des Bamberger Schlachthofes ergebnisoffen zu prüfen." Eine Entscheidung war demnach ursprünglich für Dezember 2023 vorgesehen, wurde schließlich aber nochmals verschoben, da viele Punkte weiterhin unklar waren. Dieser Sachstand wurde laut Memmel regelmäßig gegenüber der Presse und der Belegschaft kommuniziert.

Stadtsprecher versichert: "Ernst der Lage" wurde in Vorstellungsgesprächen betont

Auch in Vorstellungsgesprächen habe der Schlachthof-Chef den "Ernst der Lage" betont. "Gerade bei Neueinstellungen, insbesondere bei einem Zuzug aus größerer Entfernung, wurde durch Herrn Müller und andere Verantwortliche mehrfach auf die jeweils herrschende Lage eingegangen", erläutert Memmel. Verständnis für den Frust des 62-jährigen Ex-Schlachthof-Beschäftigten gibt es aufseiten der Stadt aber augenfällig dennoch. Ein Hauptanliegen der Stadt während der Auflösung des Schlachthofs sei stets die Zukunft der Mitarbeiter gewesen.

"Ihnen eine Weiterbeschäftigung oder andere Chancen in der Branche zu ermöglichen, galt ein Großteil unserer Anstrengungen", so der Sprecher der Stadt Bamberg. Wenn diese Bemühungen bei Einzelnen ergebnislos geblieben seien, bedauere man dies sehr. Memmel merkt derweil an, dass es im Konzern der Stadt Bamberg nur sehr wenige Stellen im relevanten Bereich gebe. "Hierfür kamen auch mehrere am Schlachthof arbeitende amtliche Tierärzte infrage", erklärt der Stadtsprecher. "Diese konnten auch nicht vollumfänglich übernommen werden."

Ein anderer Bürger übt indessen ebenfalls Kritik an der Stadt Bamberg. Der Grund: Starkregen lässt sein Haus immer wieder überfluten. Schuld ist aus seiner Sicht eine Baumaßnahme. Weitere Nachrichten aus Bamberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.

Ein Redakteur hat diesen Artikel unter der teilweisen Verwendung eines KI-Sprachmodells verfasst und/oder optimiert. Sämtliche Informationen wurden sorgfältig geprüft.