Die noch 16 Bewohner der Unterkunft Ludwigstraße haben alle Ausweisungen erhalten. Wegen besonderer Umstände droht den drei Roma-Familien vorerst aber keine Abschiebung. In der zur Unterkunft umgewidmeten Jugendherberge "Wolfsschlucht" leben inzwischen schon zwölf Flüchtlinge.
Drei der vier Roma-Familien, die seit Ende Oktober in einem städtischen Haus in der Ludwigstraße wohnen, werden auch das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel in Bamberg verbringen. Alle haben in den vergangenen Wochen zwar ihre Ablehnung bekommen, dürfen aus verschiedenen Gründen aber bis auf weiteres bleiben. Eine Familie ist inzwischen freiwillig in ihre Heimat zurück gekehrt.
Nach Informationen aus dem Rathaus und von der Initiative "Freund statt fremd", die sich um die Integration von Asylbewerbern in Stadt und Landkreis Bamberg kümmert und unbürokratische Hilfe zu leisten versucht, hat die Duldung auch mit gesundheitlichen Gründe zu tun.
So hat die hochschwangere Serbin, die am 31. Oktober mit Mann und vier Kindern aus Zirndorf nach Bamberg gekommen ist, eine Frühgeburt erlitten. Frank Albrecht von der Initiative glaubt, dass seelischer Stress dafür die Ursache war.
Aus seinen Besuchen im Haus weiß Albrecht, dass es Mutter und Baby den Umständen entsprechend gut geht. Das Neugeborene durfte das Klinikum schon verlassen. Die lange Reise in den Kosovo wäre Mutter und Kind aber vorerst nicht zuzumuten.
Die ganze Familie ist daher laut Rathaus-Sprecherin Ulrike Siebenhaar vorläufig bis 31. Januar geduldet. Von der im Gesetz vorgesehenen Möglichkeit, Teile von Familien abzuschieben, will die Stadt Bamberg keinen Gebrauch machen, heißt es in der Pressestelle. Und in der Weihnachtszeit schon gar nicht.
Die beiden anderen Familien, die noch in der Ludwigstraße leben, haben nach Albrechts Angaben Widerspruch gegen ihre Ausweisung eingelegt. Davon unabhängig ist einer der Familienväter erkrankt und muss demnächst in Erlangen operiert werden. Auch seine Familie darf bleiben, bis der Mann wieder gesund und reisefähig ist.
Über Weihnachten erwartet man seitens der Stadt keine Neuzuweisung von Flüchtlingen. Sie geht laut Siebenhaar aber davon aus, dass das durch die Rückreise einer Familie leer gewordene Zimmer in der Unterkunft bald wieder benötigt wird.
Die Stadt wird in den nächsten Monaten nach ihren Worten pro Woche vier neue Asylbewerber unterbringen müssen. Das habe die Regierung von Oberfranken angekündigt und sie ziehe es "knallhart durch" (Siebenhaar).
In der Folge ist die Zahl der Flüchtlinge, denen die Stadt Unterkünfte in der Jugendherberge "Wolfsschlucht" zugewiesen hat, auf zwölf gestiegen. Es handelt sich um zwei vierköpfige Familien aus Russland, zwei Asylbewerber aus Georgien und je eine Person aus Äthiopien und Iran.
Wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms nach Deutschland und den Kontingenten, die die Städte und Gemeinden zugewiesen bekommen, geht man im Rathaus davon aus, dass die Jugendherberge weiter als Unterkunft benötigt wird - aller Kritik aus der Bevölkerung zum Trotz.
"Es wird nicht so funktionieren, dass vier gehen und dafür vier kommen", sagt Siebenhaar in Anspielung auf die vierköpfige Roma-Familie, die abgereist ist.
Die Leute von "Freund statt fremd" versuchen unterdessen, für möglichst alle neuen Asylbewerber Deutsch-Kurse zu organisieren. Unterricht gibt es inzwischen in Scheßlitz für die Bewohner der Roßdacher Unterkunft; für die Menschen aus der Ludwigstraße und in der "Wolfsschlucht" sollen im neuen Jahr Sprachkurse organisiert werden.
Frank Albrecht, der fast täglich in der Ludwigstraße ist, um dort Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, verständigt sich in Englisch mit einem Bewohner.