Regnitzau: Hochwasserschutz ist im Werden

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Kanalrohre mit Nennweiten bis 1000 Millimeter werden in der Uferstraße verlegt, um das Binnenwasser zu sammeln. Fotos: Werner Baier
Kanalrohre mit Nennweiten bis 1000 Millimeter werden in der Uferstraße verlegt, um das Binnenwasser zu sammeln. Fotos: Werner Baier
 
Hans-Jochim Rost erklärt Bürgermeister Andreas Schlund (rechts) das Großprojekt.
Hans-Jochim Rost erklärt Bürgermeister Andreas Schlund (rechts) das Großprojekt.
 
 

Dank des milden Winters sind die Arbeiten für das Zehn-Millionen-Vorhaben im Zeitplan. Auch die Kostenschätzung wird exakt eingehalten. Ab Oktober soll der Hirschaider Ortsteil Regnitzau "sicher" sein.

Ende des Jahres ist die Hochwassergefahr für die Regnitzau gebannt. Diese Zuversicht teilen Bauingenieur Hans-Joachim Rost, für den Raum Bamberg zuständiger Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Kronach, und Bürgermeister Andreas Schlund (CSU). Bei einem gemeinsamen Baustellenbesuch überzeugten sie sich vom Fortschritt der Arbeiten.

Dass die auf annähernd zehn Millionen Euro kalkulierte und von der Europäischen Union mitfinanzierte Maßnahme zeitlich im Plan ist, darf vor allem dem milden Winter sowie dem Ausbleiben eines Hochwassers zugeschrieben werden. Nicht minder erfreulich ist die Einhaltung des Finanzplans fast auf den Euro genau. Der Markt Hirschaid finanziert seinen 50-prozentigen Kostenanteil durch Zahlung von zwei Millionen Euro sowie durch die Verpflichtung, die späteren Unterhaltungs- und Betriebskosten zu tragen.
Die Folgekosten wurden kapitalisiert.

Sehr angetan ist Bauoberrat Rost auch von der konstruktiven Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung, was sich besonders beim erforderlichen Grunderwerb als vorteilhaft erwiesen habe. Außerdem würdigt der Bauingenieur das Einvernehmen mit den Bewohnern der Regnitzau, die in zwei Bürgerversammlungen für das Projekt gewonnen werden konnten.

Die Regnitzauer warten seit Jahrzehnten auf den Hochwasserschutz, letztlich aber mussten sie doch von den Auswirkungen und Einschränkungen durch den Bau der Anlage überzeugt werden. Fazit des Abteilungsleiters: "Alles in allem eine Punktlandung!"

Nach dem Spatenstich im August 2012 tat sich lange wenig auf der Großbaustelle: Es galt die Detailplanung zu fertigen und die Arbeiten europaweit auszuschreiben. Mit Probebohrungen, dem Beweissicherungsverfahren an den Häusern, dem Fällen hinderlicher Baumriesen und der Errichtung eines Holzzauns zur Abgrenzung eines neun Meter breiten Baustreifens ging's im Sommer 2013 endlich los. Der Zaun musste zum Schutz des natürlichen Refugiums im Uferbereich, ein Fauna-Flora-Habitat, errichtet werden: Wehe dem Baggerführer, der ihn überrollt!


8000 Quadratmeter Spundwände

Im Bauabschnitt I mit einem Volumen von 1,5 Millionen Euro wurden mittlerweile die Spundwände mit einer Fläche von 8000 Quadratmetern entlang der Uferstraße in den Boden gerammt. Sie dienen als Auflager der Uferschutzmauer, die das Straßenniveau im Mittel um 1,20 Meter überragen wird. Sie wird mit Betonstruktur-Matrizen optisch aufgehübscht. Flussseitig wurde der Sand, mit dem die Spundwände angeschrägt wurden, mit einer "Massivfolie" befestigt, die mit Spunddielen beschwert worden ist. So soll der Gefahr vorgebeugt werden, dass ein jederzeit drohendes Frühjahrshochwasser das noch nicht verwurzelte Material wegschwemmt.

Parallel zum Einbau der Spundwände wurde das Pumpwerk I am Westrand des Sportgeländes errichtet, und die Bodenplatte für das Pumpwerk II am Einlauf des Friesnitzgrabens gegossen. Diese Pumpwerke sind erforderlich, damit bei einem Hochwasser der Regnitz das in der Regnitzau anfallende Niederschlagswasser durch die Schutzanlage in den Fluss abgeleitet werden kann. Hierfür erfolgt die Verlegung eines Hauptsammlers mit Nennweiten bis zu 1000 Millimeter in der Uferstraße. Die Bauteile liegen schon bereit. Mitte des Jahres wird die Firma Pfister mit dem Bauabschnitt I fertig.

Die Spundwand wird an zwei Stellen durchbrochen, sodass Fußgänger bis zum Fluss hinunterlaufen können. Bei Bedarf werden die Durchgänge mit Hilfe von Dammbalken aus Aluminium rasch geschlossen. Die Feuerwehr Hirschaid wird diese Aufgabe übernehmen. Immerhin hat man mindestens zwei Tage Vorlauf, bis das Hochwasser die kritische Marke erreicht.

Bald schon wird die Firma Habau aus Perg in Österreich anrücken, um den Bauabschnitt II mit einem Kostenvolumen von vier Millionen Euro zu beginnen. Sie errichtet die Kammlinien der Deiche und Dämme und führt umfangreiche Erdarbeiten aus, unter anderem für das Regenrückhaltebecken. Es werden zirka 30 000 Kubikmeter Erde bewegt und ein rund 700 Meter langer Regenwasserkanal eingebaut.
Im dritten Bauabschnitt montiert die Firma Reitinger aus Nürnberg die Pumpen in die beiden Bauwerke, die zum Preis von einer halben Million Euro in Auftrag gegeben worden sind. Mitte dieses Jahres sollen sie betriebsbereit sein.
Zu den sechs Millionen Euro Baukosten kommen noch rund eine Million für Planungs- und Nebenkosten sowie rund 1,1 Millionen Euro für Grunderwerb und dessen Beurkundung, Kauf eines Notstromaggregats, Lagerhalle, Stromanschlüsse etc. und schließlich die Mehrwertsteuer. Alles in allem summiert sich das Projekt auf knapp zehn Millionen Euro.
Die Bewohner der Regnitzau dürfen darauf zählen, dass ab der nächsten Hochwasserzeit, also ab Oktober 2014 die Schutzlinie dicht sein wird. Ihr Ortsteil ist dann gegen ein 100-jähriges Hochwasser geschützt; es gibt darüber hinaus sogar noch eine Reserve von 0,70 Meter Deichhöhe. Die restlichen Gelände- und Pflanzarbeiten sollen bis zum Frühjahr 2015 abgeschlossen werden.
Es obliegt dann der Marktgemeinde, die Uferpromenade in ein Naherholungsziel zu verwandeln. Hinzu kommt eine Renaturierung des Uferbereichs als Ausgleich zu der Bauschuttdeponie Köttmannsdorf. Bauingenieur Rost spricht von einem "ökologischen Gewässerausbau". Und Bürgermeister Schlund sieht darin einen echten Gewinn für Hirschaid.