Zum Großprojekt "Quartier an der Stadtmauer" wurde die Öffentlichkeit gehört. Mancher Anwohner sorgt sich um die Standfestigkeit seines Hauses oder befürchtet Wildpinkler im geplanten Durchgang. Dinge, die sich regeln lassen, sagen die Stadträte. Es soll vorwärts gehen.
Es ist ein Packen aus 250 Seiten Papier, der fast einen ganzen Ordner füllt - die "Abwägungsvorschläge", wie Baureferent Thomas Beese die Unterlagen nennt. In Worten ist dort festgehalten, was Behörden, Träger öffentlicher Belange - wie Stadtwerke oder Feuerwehr - und nicht zuletzt die Anwohner beschäftigt, die von der Realisierung des "Quartiers an der Stadtmauer" betroffen sind. In den Papieren steht auch, welche Antworten die Stadt auf die Anregungen hat.
Nach 18 Jahren hin und her hatte sich die Sparkasse als Eigentümerin entschlossen, das Areal selbst zu entwickeln. Geplant sind Wohnungen, ein Hotel und Geschäfte. Pankraz Deuber (BUB) hegt die Hoffnung, "dass wir vielleicht Ende des Jahres über den Baubeginn reden könnten".
Aber: "Die Anlieferung könnte ein Problem werden." Er ging damit in der Sitzung des Bau- und Werksenates auf einen Punkt ein, der manchem Anlieger des Viertels zwischen Langer Straße und Zentralem Omnibus Bahnhof (ZOB) Sorgen macht.
Heinz Kuntke (SPD) spricht von "Schwierigkeiten im Innenbereich bei einer Anlieferung über die Hellerstraße. Da müssen die Lkw-Fahrer schon eine gute Ausbildung haben". Dazu erklärte Projektentwickler Robert Wießner, dass man gemeinsam mit Lebensmittelmarkt-Betreibern ein Verkehrsgutachten erstellt habe. "Es haben Fahrversuche stattgefunden, die positiv verliefen. Wir gehen davon aus, dass keine Häuserecken angeschrammt werden."
Autos und Fußgänger
Das Thema "Verkehr" beschäftigt auch an anderer Stelle: Baureferent Beese sprach mögliche Konflikte mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) an, auf die die Stadtwerke hingewiesen hatten. Deren Befürchtung, dass Hotelgäste an der Bushaltestelle halten, "um schnell mal was auszuladen", sei ernst zu nehmen.
Außerdem zeigen die Stellungnahmen: Die Anwohner sind besorgt, dass es zu nächtlichen Ruhestörungen und zum Wildpinkeln durch "Nicht-Bewohner des Quartiers" kommt - sofern der öffentliche Weg nachts offen bleibt. "Wir wollen eine nächtliche Schließung durchgesetzt bekommen!", forderte Petra Friedrich von der Grün-Alternativen Liste. Dass dies möglich ist, deutete der Baureferent bereits an.
Er stellte auch klar, dass man bei der Stellplatzfrage nicht jedermann entgegen kommen könne - "es wurden sowohl mehr, als auch weniger Plätze gefordert". Jene Anwohner, die während der anstehenden Bauarbeiten Angst um die Standfestigkeit ihrer Häuser haben, versuchte er zu beruhigen: "Wir werden vorsichtige Technologien einsetzen."
Besonders sensibel werde man mit der alten Stadtmauer umgehen, betonte Robert Wießner von den Projektentwicklern Sontowski & Partner. Die Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg kritisierte in ihrer Stellungnahme den geplanten Durchbruch der Mauer im Zuge des Tiefgaragenbaus, ähnliche Stimmen kamen von der Stadtheimatpflege. "Wir wollen die Stadtmauer eigentlich überhaupt nicht anfassen, außer für die Durchwegung", äußerte sich Wießner dazu. Wenn überhaupt, handle es sich um wenige Meter, führte Architekt Robert Fischer aus. "Es gibt schon ein Loch, das wir eventuell erweitern müssen." Die Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert sichtbar zu präsentieren, das sei allerdings nicht möglich.
Eigener Bereich für die Mikwe
Ganz anders bei der ehemaligen Mikwe: Von allen positiv aufgefasst wurde die Idee, das jüdische Ritualbad in einem eigenen abgeschlossenen Raum abzugrenzen und zugänglich zu machen. "Damit geht es nicht nur um das Erhalten, sondern das Erleben", lobte Peter Neller (CSU).
Sein Stadtrats-Kollege Herbert Lauer von den Freien Wählern freute sich über eine andere Änderung im Bebauungsplanverfahren: Die Fassade des Baukörpers in der Langen Straße soll wieder in drei Teile aufgegliedert werden.
Wie das äußere Erscheinungsbild genau aussehen wird, wird in einem Fassadenwettbewerb entschieden werden. Einige Stadträte hatten ihre Abneigung gegenüber dem in der Präsentation gezeigten "Antlitz" deutlich gemacht. Architekt und Projektleiter gaben allerdings gleich Entwarnung: Es handle sich nur um einen Platzhalter. Mit einem spruchreifen Ergebnis des Fassadenwettbewerbs ist nach den Sitzungsunterlagen am 16. März zu rechnen.
Was dagegen bereits jetzt klar ist: Das Bauteil an der Franz-Ludwig-Straße/Promenade wird um ein Geschoss reduziert, wodurch fünf Wohneinheiten wegfallen. Außerdem wird ein Giebel zugunsten einer Dachterrasse zurückgesetzt. Und im dritten Obergeschoss des nördlichen Baukörpers plant der Architekt eine durchgehende Balkonanlage - statt einzelner. "Das hat mit dem zweiten Fluchtweg zu tun", wie Baureferent Beese anmerkte.
Schließlich konnten sich die Skeptiker unter den Stadträten auch mit dem geplanten Leergut-Lager für den Einzelhandel arrangieren - nachdem der Projektentwickler die Stichworte "geräuschlose Entleerung" ausgesprochen hatte. Der Beschluss fiel einstimmig.