Vor der Schwurkammer des Landgerichts Bamberg hat eine 29-jährige Frau eingeräumt, dass sie im Januar 2011 ihr neugeborenes Mädchen unversorgt ließ.
Die Frau aus Baden-Württemberg ist die Mutter des toten Kindes, das am 23. Oktober 2011 in Plastiktüten nahe Walsdorf (Lkrs. Bamberg) zufällig gefunden worden war. Durch ihren Verteidiger ließ die Angeklagte am ersten Verhandlungstag erklären, dass stimmt, was in der Anklageschrift steht. Selbst sagte die 29 Jahre alte Frau nichts über die Tat, für die sie sich seit Montag in Bamberg vor der Schwurkammer verantworten muss: Totschlag durch Unterlassen.
Sie hat im Januar 2011 in der Wohnung ihres damaligen Freundes in Walsdorf (Lkrs. Bamberg) heimlich ein Kind zur Welt gebracht, das kleine Mädchen auf den Fliesenboden des Badezimmers gelegt und sonst unversorgt gelassen. Das Baby starb wohl an den Folgen der Unterkühlung. Anschließend packte sie das Neugeborene in mehrere Plastiktüten und legte das Bündel zu ihren Sachen in den Schlafzimmerschrank.
Erst Monate später, angeblich erst im Juni, schaffte die Frau das tote Kind in die Fluren bei Walsdorf. Am 23. Oktober 2011 war eine Spaziergängerin auf den vermeintlichen Müll aufmerksam geworden und hatte den grausamen Fund gemacht.
Die Angeklagte schweigt Weder bei ihren eigenen Angaben noch bei Zeugenaussagen zeigte die italienische Staatsbürgerin Gefühle. Sie saß Stunden lang nahezu regungslos auf ihrem Stuhl, den Kopf auf den linken Arm gestützt, dem Publikum den Rücken zu gewandt.
Die Schwurkammer hielt der Frau den Tathergang aus den Aussagen vor, die sie bei ihrer Festnahme Ende 2011 vor der Polizei gemacht hat. Selbst machte sie keinerlei Angaben mehr dazu. Auch über ihr bisheriges Leben sagte die Frau wenig.
Was die Prozessbeteiligten und Zuhörer durch die Befragung erfuhren, entnahm der Vorsitzende Richter Manfred Schmidt größtenteils aus den Akten: Demnach sitzt eine Frau in Bamberg vor Gericht, die trotz ihrer erst 29 Jahre schon sieben Kinder zur Welt gebracht hat. Für die vier älteren Kinder - zwischen Sommer 2002 und November 2009 geboren - wurde ihr im November 2009 das Sorgerecht entzogen.
Mit dem Jüngsten war sie schwanger, als die Polizei sie im Dezember 2011 in Renningen unter dringendem Tatverdacht festnahm. Vater soll ein Mann sein, mit dem sie bis heute verlobt ist. Die anderen Kinder sind von verschiedenen Männern, von denen keiner Unterhalt gezahlt haben soll.
Im Jahr 2003 hatte die Frau den Akten zufolge eine Totgeburt. Die Polizei ermittelte damals; das Verfahren wurde eingestellt.
Wir haben hier keine Ermittlungswege „verschwiegen“, allenfalls in der Berichterstattung andere Schwerpunkte gesetzt. Die Weise, wie man die Kindsmutter ausfindig gemacht hat, war ausführlich im Dezember 2011 geschildert worden. Jetzt, da sie vor Gericht steht, spielt die erfolgreiche Ermittlungsarbeit der Polizei nicht mehr die Hauptrolle.
Mit freundlichen Grüßen
Jutta Behr-Groh
Ich bin total enttäuscht von infranken/Fränkischer Tag. Bei der Berichterstattung zu diesem Fall war immer nur zu lesen, dass die Polizei die Frau mit dem Handtuch, in welches das Baby gewickelt war, ermitteln konnte. Aber wie das war nie zu lesen. Erst bei Bild.de konnte ich es jetzt zufällig lesen. Das Handtuch wurde mit der EC-Karte des Freundes bezahlt. Bei EC-Kartenzahlung ist es natürlich keine große Kunst den Käufer zu ermitteln.
In Zukunft wünsche ich mir dass diese wichtigen Details nicht verschwiegen werden.
Und nachdem die Redaktion nun alle Kommentare mitliest, wäre eine öffentliche Stellungnahme an dieser Stelle sehr wünschenswert.