Peter Werndl nennt seine zu Ende gegangene Bamberger Zeit als OLG-Präsident die schönsten Jahre einer langen Laufbahn. Er war der zwölfte "Chef" im Justizpalast seit 1945.
Den obligatorischen Termin beim Fotografen hat Peter Werndl inzwischen absolviert. Er wird bald auf dem zwölften Porträt der Bilder-Galerie zu sehen sein, die im zweiten Stock des Justizpalastes am Wilhelmsplatz alle Präsidenten des Oberlandesgerichts Bamberg seit 1945 zeigt. Wie bei den Vorgängern werden nur der Name und die Amtszeit darunter stehen.
Werndl hat Ende 2009 auf eigenen Wunsch die Leitung der Personalabteilung im bayeri schen Justiz- und Verbraucherministerium aufgegeben, um Chef der gut 2500 Justiz-Beschäftigten in Ober- und Unterfranken zu werden. Er wollte seine Laufbahn am, wie er findet "schönsten Oberlandesgericht Deutschlands" beenden. Seine Erwartungen haben sich offenbar erfüllt.
Die Bamberger Zeit, so sagt er wenige Tage nach seinem altersbedingten Ausscheiden, "war der Höhepunkt meiner Karriere". Das Bamberger OLG ist nach München und Nürnberg das kleinste in Bayern, für dessen zwölften Nachkriegs-Präsidenten aber "das feinste".
Er macht seine Begeisterung im Wesentlichen an drei Punkten fest. Da ist zum einen die Bedeutung, die der Justizstandort Bamberg für die Rechtssprechung im Freistaat hat. Und die Werndl noch ausgebaut hat: Nicht ohne Stolz verweist er auf das neue zentrale Vollstreckungsgericht in Hof. Mit der Landesjustizkasse in Bamberg, der Justizschule Pegnitz und dem zentralen Mahngericht in Coburg gibt es im OLG-Bezirk weitere zentrale Einrichtungen, die für das Funktionieren der bayerische Justiz wichtig sind.
Die personelle Ausstattung sei "immer noch auf Kante genäht, aber sie hat sich verbessert", betont Werndl.
Es freut ihn, dass er noch als Ministerialdirigent die Weichen für eine Dienstrechtsreform gestellt hat. Bayerische Beamten und Richter hätten nun bessere Aufstiegschancen, die Justiz sei zu einer attraktiveren Arbeitgeberin geworden.
Er berichtet von einer Mitarbeiter-Befragung in der Bamberger Justiz, die 2012 denn auch ein hohes Maß an Zufriedenheit zutage gebracht hat. Ein gutes Arbeitsklima sei ihm ein Anliegen gewesen, denn: "Das Wichtigste, was wir haben, ist der Mensch."
Freundliche Aufnahme So nah wie von 1999 bis 2002 als Präsident des Landgerichts Augsburg und zuletzt als "Chefpräsident" in Bamberg kommt ein Personalchef im Ministerium selten mit den Menschen in Kontakt, über deren beruflichen Werdegang er entscheidet. Viele sind ihm bei der Justiz in Ober- und Unterfranken wieder begegnet.
Er schwärmt fast, wie freundlich man ihn aufgenommen und unterstützt hat: "Bamberg war für mich eine fachlich fordernde, aber menschlich höchst angenehme Zeit."
Zu den wichtigsten "Baustellen", die in seine Ära fielen, zählt der 65-Jährige die Investitionen in mehr Sicherheit in den Gerichtsgebäuden. Bayernweit wurden Eingangskontrollen geschaffen, die verhindern sollen, dass sich Vorfälle wie das tödliche Attentat auf einen jungen Staatsanwalt in Dachau Anfang 2012 wiederholen.
Am Sitz des OLG gibt es derzeit keine Baustellen. Umso mehr an einigen der zugehörigen sieben Land- und 18 Amtsgerichte. Werndl zählt einige auf: Ein Neubau in Hof sei mit 35 Millionen Euro veranschlagt, in Bayreuth stehe eine Generalsanierung an, in Haßfurt soll spätestens ab 2014 mit dem Neubau des Amtsgerichts begonnen werden.
Für Schweinfurt gebe es erste Haushaltsmittel, um die Sanierung und Erweiterung des Justizgebäudes zu planen. Aschaffenburg sei sein "Sorgenkind": Dort müssten zwei Gebäude saniert werden. Ein Neubau für 40 bis 45 Millionen Euro wäre aus der Sicht des Ex-Präsidenten die Ideallösung, aber "wenig aussichtsreich".
Am 31. Januar 2013 endete Werndls Amtszeit. Sein Nachfolger ist der bisherige Bamberger Generalstaatsanwalt Clemens Lückemann. Dessen Position hat nahtlos Thomas Janovsky übernommen, zuletzt Leitender Oberstaatsanwalt in Bayreuth.
Die offizielle Verabschiedung und Amtseinführung durch Staatsministerin Beate Merk soll am 25. April erfolgen.
Die Chefs des Oberlandesgerichts Bamberg seit dem Krieg:
1945 - 1947 Lorenz Krapp
(Vorsitzender der bayer.
verfassungsgebenden Versammlung)
1947 - 1949 Thomas Dehler (Erster Justizminister der Bundesrepublik Deutschland)
1949 - 1950 Hermann Weinkauff (Erster Präsident des Bundesgerichtshofs)
1950 - 1956 August Schaefer
1956 - 1962 Oskar Lechner
1963 - 1970 Franz Rehm
1970 - 1978 Johann Schütz
1978 - 1984 Franz Faber
1984 - 1994 Anton Kreuzer
1994 - 2002 Reinhard Böttcher
2002 - 2009 Michael Meisenberg
2009 - 2013 Peter Werndl
seit 1.2.2013 Clemens Lückemann