Polizeistadt Bamberg? Zahlen zeigen massive Unterschiede zu Nürnberg, Erlangen und Fürth

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Polizeipräsenz in Franken: Massive Unterschiede zwischen Nürnberg, Würzburg, Bamberg & Co.
Bamberg verzeichnete 2022 die meisten Straftaten pro 100.000 Einwohner im bayernweiten Vergleich größerer Städte. Die Polizeipräsenz ist hier auch mehr als doppelt so hoch, wie etwa in Fürth.
Polizeipräsenz in Franken: Massive Unterschiede zwischen Nürnberg, Würzburg, Bamberg & Co.
Collage inFranken.de: Pia Bayer/dpa ; Daniel Krüger/inFranken.de

Die Kriminalität in Bamberg liegt weiter vor Nürnberg, Fürth, Erlangen und Würzburg. In Debatten darüber geht es auch immer wieder um die Polizeipräsenz in der Domstadt. Aktuelle Zahlen zeigen: Die Unterschiede beim Personal sind teils enorm.

Ein TikTok-Video erregte Ende 2023 große Aufmerksamkeit in Franken. In einem "Immowelt"-Clip wurde Bamberg anhand der Kriminalstatistik von 2022 als die "gefährlichste Stadt Bayerns" bezeichnet. Tatsächlich registrierten Beamte dort die meisten Delikte - eine nähere Einordnung zu den Zahlen findet ihr hier. 2023 sank die Zahl der Straftaten - sie lag mit 8137 Fällen pro 100.000 Einwohnern aber immer noch vor Nürnberg (Platz 3, 7611), Würzburg (Platz 4, 8015), Erlangen (5498) und Fürth (4684)

"Sind halt Polizeistädte": Wie hoch ist die Polizeipräsenz in Bamberg? 

Einige User glaubten, eine Erklärung für die hohen Kriminalitätszahlen in Bamberg gefunden zu haben: "Sind halt Polizeistädte, wo mehr kontrolliert wird", kommentierte eine Nutzerin. "Da ist die Ausbildung der Bereitschaftspolizei, als ob da nicht 100-mal mehr Beamte unterwegs sind", befand ein Kommentator. Auch auf den inFranken.de-Kanälen wurden diese und ähnliche These mehrfach aufgestellt. Doch wie hoch ist die Polizeipräsenz in den größeren fränkischen Städten wirklich? Wir haben die Zahlen für euch recherchiert. 

"Die Dienststellen des Polizeipräsidiums Oberfranken am Standort Bamberg - wir sprechen hierbei vom Bamberger Stadtgebiet – haben derzeit eine Stellenausstattung von insgesamt 455 Beamtinnen und Beamten", erklärt ein Sprecher des Präsidiums. Hierzu zählen demnach alle Fachbereiche, wie etwa Kriminalpolizei und Verkehrspolizei. Beim Polizeipräsidium der Bereitschaftspolizei handle es sich hingegen "nahezu um einen reinen Verwaltungssitz", so ein Sprecher der Bayerischen Bereitschaftspolizei.

Von hier aus würden etwa Einsätze der bayerischen Bereitschaftspolizei organisiert und koordiniert, auch die Behördenleitung habe ihren Sitz in der Pödeldorfer Straße. "Bei bayernweiten Großveranstaltungen und Fußballspielen kann es vorkommen, dass diese Kräfte aus Bamberg koordiniert werden oder Führungskräfte aus Bamberg mit zum Einsatz kommen", erläutert er. "Kräfte der Bereitschaftspolizei, die in Bamberg Streife fahren, gibt es, je nach Anforderung, diese kommen dann aber aus einem der Bereitschaftspolizeistandorte aus ganz Bayern auf Anforderung des Polizeipräsidiums Oberfranken zur Unterstützung der örtlichen Polizeidienststelle."

Fast 2000 Polizisten arbeiten in Nürnberg - in diesen Bereichen sind sie tätig 

Gleichzeitig seien auf dem Areal der Bereitschaftspolizei auch die "Zentralen Einsatzdienste" des Polizeipräsidiums Oberfranken angesiedelt. Diese unterstützen bei Großveranstaltungen und bestimmten Lagen, aber auch im Stadtgebiet, heißt es aus Bayreuth. Nicht alle der 455 Polizisten leisten laut Präsidium auch in Bamberg Dienst. So verfügt die Polizeiinspektion Bamberg-Land mit der Polizeiwache Ebrach laut Sicherheitsbericht 2023 über "eine Sollstärke von 120 Beamtinnen und Beamten und 10 Beschäftigten". Die Verkehrspolizei ist zwar hauptsächlich an Autobahnen im Einsatz, unterstützt laut allen Präsidien aber auch im jeweiligen Stadtgebiet. 

Sie wurde in jeder Stadt für den besseren Vergleich einberechnet. In Bamberg sind also mehr oder minder regelmäßig rund 335 Polizisten im Einsatz. Gleichzeitig absolvieren "insgesamt bis zu 1665 Anwärterinnen und Anwärter ihre Ausbildung zum Polizeivollzugsdienst im Bundespolizeiaus - und -fortbildungszentrum Bamberg", teilt die Bundespolizei mit. Und räumt mit Vermutungen auf: "Eine geplante Unterstützung der Polizei Bayern ist während der Ausbildung grundsätzlich nicht vorgesehen. Unterstützungen des Bundespolizeireviers Bamberg mit Anwärterinnen und Anwärter im Rahmen von Praktika finden nicht statt."

Wie viele Polizisten in der Bundespolizeiinspektionen in Nürnberg und Würzburg und im Revier am Bamberger Bahnhof werde aus "einsatztaktischen Gründen" nicht offengelegt. Genaue Zahlen zu Nürnberg nennt indes das Polizeipräsidium Mittelfranken. Demnach arbeiten bei der Polizei in Nürnberg 1920 Beschäftigte, darunter 1704 Polizeivollzugsbeamte. 1055 Menschen sind demnach bei der Schutzpolizei tätig, 181 bei der Verkehrs- und Wasserschutzpolizei sowie 468 bei der Kriminalpolizei. Ausgenommen hiervon sind demnach Mitarbeiter des Polizeipräsidiums und der Spezialeinheiten Nordbayern.

Erlangen hat weniger Einwohner als Würzburg - aber mehr Polizisten 

In Fürth arbeiten 151 Personen bei der Schutzpolizei, 42 bei der Verkehrspolizei und 70 bei der Kriminalpolizei, heißt es. Demzufolge sind insgesamt 263 Polizisten in der Kleeblattstadt tätig. In der Nachbarstadt Erlangen sind 180 Polizisten für die Schutzpolizei im Einsatz, 74 für die Verkehrspolizei und 60 für die Kriminalpolizei - insgesamt 314 Menschen. In Nürnberg und Würzburg sind indes teils auch Bereitschaftspolizisten im Einsatz, wie ein Sprecher der Bereitschaftspolizei erklärt.

Hier würden einerseits Vollzugsbeamte ausgebildet, andererseits säßen hier auch Einsatzhundertschaften, die je nach Veranstaltung eingesetzt werden, erläutert er. "Im Stadtgebiet sind diese Polizeibeamten nicht regelmäßig eingesetzt, sondern nur in besonderen Lagen – je nach Bedarf", heißt es. Bei der Polizeiinspektion Würzburg direkt arbeiten laut dem Polizeipräsidium Unterfranken zum aktuellen Zeitpunkt "über 280 Personen", erklärt eine Sprecherin gegenüber inFranken.de. Dazu zählten aktuell auch 13 Auszubildende der Bereitschaftspolizeiim Rahmen von Praktika. 

"Der Personalkörper der Verkehrspolizeiinspektion Würzburg-Biebelried umfasst über 120 Personen. Die örtliche Zuständigkeit für das anfallende Einsatzgeschehen der VPI Würzburg-Biebelried liegt auf den Autobahnen A3, A7 und A81. Sie sind somit nicht für Einsätze im Stadtgebiet Würzburg zuständig. Dennoch ist es jederzeit möglich, dass sie im Stadtgebiet Würzburg unterstützend tätig sind", heißt es ergänzend. 

Polizisten pro 100.000 Einwohner: Bamberg liegt mit Abstand vorne - mehr Straftaten durch Kontrollen?

Vergleicht man die Zahlen miteinander und setzt sie in Relation zur Einwohnerzahl, fallen deutliche Unterschiede auf. So kommen in Bamberg auf 100.000 Einwohner rund 417 Polizisten - deutlich mehr als in allen anderen angefragten Städten. An zweiter Stelle liegt Nürnberg mit 353 Polizisten auf 100.000 Einwohner, danach folgen Erlangen (262) und Würzburg (214). Die wenigsten Polizisten hat Fürth. Hier kommen auf 100.000 Menschen lediglich 196 Polizisten - weniger als die Hälfte Bambergs. Gleichzeitig liegt die Zahl der registrierten Delikte in Fürth um rund 42 Prozent niedriger als in der Domstadt. 

Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer höheren Kontrolldichte und mehr registrierten Straftaten? "Die Personalstärke einer Dienststelle wird von mehreren Faktoren wie die örtlichen Gegebenheiten, Bevölkerungsdichte, Kriminalitätslage etc. bestimmt. Auf die Anzahl der anfallenden Einsätze kann die Polizei kaum Einfluss nehmen, sondern lediglich genügend Personal zur Abarbeitung bereitstellen", so eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Unterfranken. "Manche Deliktsfelder, wie zum Beispiel Trunkenheit im Verkehr, hängen von der Kontrolltätigkeit der Polizei und somit ein Stück weit auch von der Personalstärke ab. Eine starke Polizeipräsenz erhöht das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und erzielt bezüglich der Kriminalitätslage eine präventive Wirkung", erklärt sie. 

Dass mehr Polizisten auf den Straßen für einen Anstieg bestimmter Straftaten sorgen können, hat sich aus Sicht der Verantwortlichen in der aktuellen Kriminalstatistik der Stadt Hamburg gezeigt. Hier patrouillierte die Polizei verstärkt in bestimmten Brennpunktgebieten wie dem Hauptbahnhof und registrierte eigenen Angaben zufolge massive Anstiege unter anderem bei "Kontrolldelikten" wie Ladendiebstählen, Beförderungserschleichung und Drogenkriminalität. Tatsächlich sorgten auch in Bamberg 2022 laut Polizei vor allem Diebstähle, Betrügereien und Rauschmitteldelikte für einen Großteil der Fallzahlen. Viele dieser Fälle spielten sich im Umfeld des Ankerzentrums ab - weshalb immer wieder Forderungen nach der endgültigen Schließung im kommenden Jahr laut werden.