Ganz fertig ist die Baustelle Hollergraben noch nicht, das umgestaltete Bachbett aber wieder geflutet. Der Fischpass im Bamberger Hain, unter dem Münchner Ring, war das letzte Projekt, das in Verbindung mit der Landesgartenschau umgesetzt wurde.
Ehe man ihn sieht, ist er zu hören - der neue Fischpass im Hain: Ein noch ungewohntes Plätschern empfängt Spaziergänger und Radfahrer, die sich der Noch-Baustelle nähern. Vor einer Woche wurde sie geflutet, gerade noch rechtzeitig zum Finale der Landesgartenschau (LGS).
Akustisch und optisch hat sich in den vergangenen drei Monaten viel in der künstlichen Landschaft unter dem Münchner Ring verändert. In erster Linie ging es um die aquatische Durchlässigkeit. Fische sollten auch wieder flussaufwärts schwimmen können.
Seit dem Bau der Hainbrücke in den Jahren 1970 bis 1972 endete ihre Wanderung an einem hohen Wehr, über das das Regnitzwasser sich rund 1,50 Meter tiefer in den Hollergraben ergoss. Jetzt erstreckt sich das Gefälle ganz sachte auf einer Länge von 225 Meter, weil das Bachbett aufgefüllt und mit 36 Steinriegeln ausgestattet wurde.
Sie schieben sich wie die Zähne eines offenen Reißverschlusses vom Ufer her ins Gewässer. Über und durch sie fließt eine erstaunlich saubere Regnitz. Auf dem neuen Kiesbett sieht sie gar nicht so trüb und grünbraun aus, wie sie sich auf erdigem Untergrund zeigt.
Dass sich das Wasser nach dem Fluten der Baustelle schnell geklärt hat, stimmt Manfred Popp von der Fischereifachbehörde an der Regierung für Oberfranken zuversichtlich.
Er geht nach dem ersten Augenschein davon aus, dass die Renaturierung des Regnitz-Nebenarms im Hain gelungen ist. "Pro forma" soll am Montag Nachmittag noch die Fließgeschwindigkeit gemessen werden. Aber eigentlich rechnet Popp nicht damit, dass nochmals "nachgebessert" werden muss.
Eine erste Korrektur erfolgte gleich beim Fluten. An einer Stelle unter der Fußgängerbrücke, wo die Widerlager den Gewässer-Querschnitt verengen, floss das Wasser schneller als gewollt. Man hat es durch ein paar zusätzliche Steine gebremst.
"Das Ziel waren weniger als 0,8 Meter pro Sekunde", sagt Walter Haderlein. Ihm oblag seitens des Wasserwirtschaftsamtes Kronach die Baubetreuung am Fischpass im Hain. Die Steinriegel wurden nach einem hydraulischen Modell platziert, das in der Kronacher Behörde errechnet worden war. Man habe genau ermittelt, wie sie angeordnet sein müssen, damit das Wasser an einigen Stellen langsamer, an anderen beschleunigt fließt. Haderlein: "Wo es schäumt, ist das Wasser schneller." Es gibt auch so genannte Kehrwasserbereiche, an denen das Wasser ein Stückchen zurück zu fließen scheint, und solche, an denen es fast steht - Ruhezonen, in denen sich die Fische bei ihren anstrengenden Wanderungen flussaufwärts erholen können.
Die Arbeiten am Umgriff sollen im Lauf der nächsten Tage fertig werden.
Laut Claus Reinhardt, Pressesprecher im städtischen Baureferat, muss der Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt noch einige Flächen pflastern und die Baufirma die in Mitleidenschaft gezogenen Böschungen herrichten, so dass das Gartenamt sich anschließend an das Nachpflanzen, Ansäen und Feinarbeiten machen kann. Die Baustelleneinrichtung auf dem Parkplatz am Ende der Hainstraße soll ebenfalls bis zum nächsten Wochenende geräumt werden.
Bei den Spaziergängern findet die Baustelle weiter viel Interesse. Die Bambergerin Karola Kümmelmann, die sich den Fortschritt immer wieder angesehen hat, weil sie wissen will, "wo unser Geld hinkommt", ist mit dem Ergebnis ganz zufrieden: "Es muss noch etwas eingrünen", sagte sie an Ort und Stelle. Walter Haderlein ist sicher, dass die Natur bald die Steinriegel erobern wird: "Die Patina kommt ganz schnell!"
So grün wie der Fischpass auf der Erba-Insel wird der im Hain nie werden, weil er ganz anders gebaut ist. Und er sei auch kein Wasserspielplatz. Das betonen Haderlein und seine Kollegin Annegret Bieler, Sachgebietsleiterin Wasserbau für die Stadt Bamberg beim WWA Kronach, ausdrücklich. Das Wasser sei bis zu 95 Zentimeter tief und für Kinder gefährlich.
Mit den beiden Gartenschau-Fischpässen sind zwei von drei Hindernissen beseitigt, die Wasserlebewesen auf ihrem Weg vom Main zum Regnitz-Oberlauf auf Stadtgebiet ausgebremst haben.
Das letzte stellt der kleine Wasserfall dar, mit dem der Hollergraben in den Alten Kanal mündet. Sofern die Genehmigungen vorliegen, peilt das WWA den Umbau für das zeitige Frühjahr an.
3000 Tonnen Wasserbausteine verarbeitet
Ziel Die Regnitz soll auf Stadtgebiet durchlässig für Wasserlebewesen werden. Mit den Fischpässen auf der Erba und im Hain ist das Ziel noch nicht ganz erreicht. Das letzte Hindernis für Fische, die flussaufwärts wandern, bildet der kleine Wasserfall auf Höhe Am Zwinger/Klarissenweg. Er wird nach Angaben aus dem Wasserwirtschaftsamt aller Voraussicht nach 2013 umgestaltet.
Kosten 900 000 Euro kostete der Umbau des Stückes Hollergraben. Die Kosten teilten sich die LGS GmbH (300 000 Euro), der Wasserverband der Stau- und Triebwerkseigentümer (350 000 Euro) sowie das Land und die Oberfrankenstiftung (je 150 000 Euro).
Umbau Die Renaturierung erfolgte auf einer Strecke von circa 225 Meter Strecke. Es wurden ungefähr 3000 Tonnen Wasserbausteine und etwa 275 Kubikmeter Beton (für die Mauern) verarbeitet. Zu Beginn mussten 1200 Kubikmeter Schlamm aus der Bachsohle entfernt werden.
Werde das alte Hufeisenwehr zwar irgendwie vermissen, aber der neue Bachlauf sieht klasse aus! Freue mich schon auf den Frühling wenn das ganze noch etwas grüner wird.