Zwei intensive Monate liegen hinter Anton Heinz, dem neuen Pfarrer von St. Martin. Seine ersten Eindrücke könnte man so zusammenfassen: Die Kirche ist zwar eine Baustelle, aber die Gemeinde funktioniert dank vieler Ehrenamtlicher.
Anton Heinz kam aus dem beschaulichen Pottenstein nach Bamberg, aber neu ist für den 46-jährigen Geistlichen die Arbeit in einer Stadt-Pfarrei nicht. Er bringt Erfahrungen aus Nürnberg (seine erste Kaplanstelle), Hof und Forchheim (2000 bis 2007) mit. Für eine so zentral gelegene Kirche wie St. Martin am Grünen Markt war er bisher allerdings nicht verantwortlich.
Die Lage des Gotteshauses in der Fußgängerzone hebt er in einem FT-Gespräch über seine ersten Eindrücke denn auch als das Spezifische an seiner neuen Wirkungsstätte hervor. Nach zwei Monaten habe er zwar erst einen groben Ein- und Überblick in der nach Katholiken (rund 7000) wie Fläche (sie umfasst St. Josef im Hain) großen Gemeinde.
Aber er hat sich schon ein ziemlich gutes Bild von den Möglichkeiten gemacht, die der Standort bietet. Er findet ihn ideal, "um viele Menschen anzusprechen in ihren Bedürfnissen und ihrer Suche nach Glauben und Orientierung".
Heinz verwendet den Begriff der "City-Seelsorge" und schließt darin schon bestehende Angebote wie das samstägliche Mittagsgebet ein, das sich in St. Martin traditionell nicht nur an Mitglieder der Pfarrei richtet. Es seien "enorm viele" Besucher, die täglich kommen, freut sich der Priester.
Als Gradmesser für die Frequenz dient ihm der Stand für die Opferkerzen: Jeden Tag würden eine halbe Stunde nach Kirchenöffnung "schon wieder so und so viele brennen".
Massive statische Schwächen Die Kirche ist viel besucht, obwohl sie seit Monaten und bis auf Weiteres nur in ihrem hinteren Teil zugänglich ist. Anton Heinz hat einen Sanierungsfall vorgefunden, als er im August die Nachfolge von Markus Bolowich antrat. Als er sich auf die Stelle beworben hat und als sie ihm im Januar zugesprochen worden sei, war davon noch nichts bekannt.
Erst im späten Frühjahr, als sein Vorgänger schon auf dem Sprung nach Nürnberg war, stellten sich die massiven statischen Schwächen an dem Sakralbau heraus. Obwohl er sich diese Baustelle "nicht gewünscht" hat, verströmt Heinz Zuversicht ob der Herausforderung. Er habe in seiner letzten Stelle bei der Sanierung der Kirche in Hohenmirsberg gewisse Erfahrung gesammelt und dort schon gut mit dem auch für die Bamberger Martinskirche zuständigen Diözesanarchitekten zusammen gearbeitet.
Sein Optimismus rührt auch von der Annahme her, dass Erzdiözese und Stadt die Kirchenstiftung St. Martin unterstützen werden. Schließlich ist Bambergs einzige Barockkirche auch eine wichtige Sehenswürdigkeit. Über den Umfang der erforderlichen Arbeiten hofft man bis Ende 2012 Klarheit zu haben.
Beginnen werden sie bestenfalls im nächsten September.
Trotz der Einschränkungen durch den Sanierungsbedarf lag dem Geistlichen daran, die ausgelagerten Gottesdienste wieder zurück nach St. Martin zu holen. Das sei wichtig für das Miteinander in der Gemeinde, sagt Heinz. Vor allem die Abendgottesdienste am Sonntag sind inzwischen wieder sehr gut besucht.
Die frohe Botschaft, die uns geschenkt ist Der in Kasachstan geborene Sohn deutscher Auswanderer trat seine Bamberger Stelle ohne "Programm" an. Sein Programm ist, so gibt er zu verstehen, "die Frohe Botschaft, die uns geschenkt ist". Sie enthalte die "Impulse und Möglichkeiten, die uns den Glauben leben lässt". Sehr dankbar zeigt sich der neue Pfarrer, dass das Gemeindeleben in St. Martin in den Monaten der Vakanz nicht zum Erliegen gekommen ist. Er nennt es ein Verdienst vieler, inbesondere von Rotraud Wielandt, der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats.
Die zentrale Lage der Kirche hat Heinz in den ersten Wochen seiner Amtsübernahme nicht nur aus seelsorgerlicher Sicht schätzen gelernt. Dass er sein Auto kaum mehr braucht und die meisten Wege mit dem Rad absolvieren kann, ob in die Filialkirche St. Josef im Hain oder in die Konzerthalle, findet er sehr angenehm. Als Musikfreund war er bereits zwei Mal bei den Bamberger Symphonikern, für die nächste Saison schwebt ihm ein Abonnement vor. Überhaupt hofft er, das große Konzertangebot in der Stadt hin und wieder nützen zu können.