Wenn die pubertierende Tochter sagt "Chill mal!", dann ist eines sicher: Der Papa bleibt ganz bestimmt nicht ruhig.
Ist Ihnen eigentlich der Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Pubertät bekannt? Ich kann manchmal gar nicht so viel Blutdruckhemmer einwerfen, um meine Reaktion auf die Pubertät einigermaßen im Erträglichen zu halten. Mal ehrlich: Das meiste ist ja gar nicht so schlimm. Pubertierende Erfahrungen halt, die beim Erwachsenwerden und Elternwerden einfach dazugehören.
Doch dann kommt, sozusagen aus der Hüfte, manchmal auch auf den Rücken zielend, ein Satz, der alles zunichte macht. Wenn Nicola sagt: "Chill mal!" scheint sich mein Organismus an der Chili, manchmal einer Habañero zu orientieren und macht genau das Gegenteil von dem eingeforderten "chillen".
Denn eines können Pubertierende garantiert: diese zwei Worte aussprechen, wenn sie sicher am unangebrachtesten sind.
"Ich habe eine sechs in Mathe, aber Papa chill' mal!"; "Die Lehrerin will Dich unbedingt sprechen, aber chill' mal!" Nein, mich regt das Treffen mit der attraktiven Lehrerin nicht wirklich auf, auch die Note ist entschuldbar, so etwas passiert - aber dieser Hinweis, dass ich englisch ruhig bleiben soll, führt zum Dampfkochtopfprinzip.
Nicola kann dann gar nicht nachvollziehen, warum ich rote Ohren bekomme, eine sich überschlagende Stimme, im Ton lauter werde und hinaus gatze: "Ich will nicht chillen, es gibt keinen Grund zum chillen - und ich reg' mich auf, wann ich will.
Und im Moment rege ich mich nicht auf!!!"
Herrschaftszeiten. Haben Sie schon mal probiert, auf Ansage zu chillen, bevor Sie sich überhaupt aufgeregt haben? Es geht nicht. Die Einzige, die kopfschüttelnd und bis auf das Innereste gechillt die wohnzimmerliche Arena verlässt, ist meine Tochter. Und ich finde vor Aufregung meine Tabletten nicht. Wie soll man da ruhig bleiben? Scheiß Pubertät!
Und was sagt Nicola?Ich weiß nicht, warum Papa sich immer so aufregt. Ich denke, ich werde ihm mal Yoga anbieten - so als Chillkurs für Anfänger...
