Online bieten und suchen bei Facebook

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Alte und neue Technik beieinander: Harald Müller mit dem schwarzen Wählscheiben-Telefon, das er über seine eigene Facebookgruppe für fünf Euro gekauft hat. Foto: Ronald Rinklef
Alte und neue Technik beieinander: Harald Müller mit dem schwarzen Wählscheiben-Telefon, das er über seine eigene Facebookgruppe für fünf Euro gekauft hat. Foto: Ronald Rinklef

Harald Müller hat die Facebook-Gruppe "Biete & Suche (Raum Bamberg)" gegründet. Warum das nicht seine einzige ist, erzählt er in unserer Serie über Bamberger Facebookgruppen.

Das alte Telefon war ein absoluter Glücksgriff - und das gleich beim ersten Mal, als Harald Müller in seiner eigenen Facebook-Gruppe etwas gekauft hat. Fünf Euro hat er für das schwarze Gerät mit Wählscheibe gezahlt, ein Schnäppchen. "Es funktioniert sogar noch!", betont er.
Funktionieren, das tut auch seine Facebookgruppe "Biete & Suche (Raum Bamberg)". Um die 9000 Mitglieder bieten alles von der selbst gehäkelten Mütze übers Autoradio, eine Karte für das Spiel der Brose Baskets bis zur kompletten Einbauküche an. Oder sie suchen Schuhe einer bestimmten Marke, einen Reisetrolley oder Tipps für "einen guten Heilpraktiker".

Viele Gesuche, viele Angebote - aber auch viele Diskussionen. Harald Müller muss Streitereien schlichten, beleidigende Kommentare löschen oder verbotene Links zu Internetseiten mit pornografischem Inhalt entfernen.
Vor einem Jahr hat er seine Gruppe gegründet, nach zwei Wochen hatte sie bereits 2000 Mitglieder. Die Verwaltungsarbeit wuchs massiv. Deswegen ist das Administratoren-Team mittlerweile zu fünft. Es achtet darauf, dass die Regeln der Gruppe eingehalten werden.
"Da werden wir schon mal als Nazis beschimpft", sagt Müller. "Aber die Regeln müssen nun mal sein, damit die Gruppe funktioniert. Und der Umgang unter den Mitgliedern soll freundschaftlich sein."

Manchmal rutscht etwas durch

Da gibt es zum Beispiel die Regel, dass immer der Preis bei einem Artikel stehen muss. Oder die, dass man ab zwei Fotos ein Album anlegen soll. Wer bewusst etliche einzelne Fotos postet (=veröffentlicht), um für sich möglichst viel Platz und Aufmerksamkeit zu beanspruchen, der fliegt.
Doch manchmal rutscht bei der Menge der Beiträge den Administratoren (kurz: Admins) etwas durch. Sie können aber sicher sein, dass auch Mitglieder wachsam sind und bei Verstößen gegen die Regeln dies unter dem entsprechenden Beitrag kommentieren. Gelegentlich werden auch Seitenhiebe gegen die Admins verteilt, warum etwa ein bestimmter User noch nicht auf sein Fehlverhalten hingewiesen wurde. "Manche denken, wir sitzen 24 Stunden am Tag vorm PC. So wichtig ist Facebook dann auch nicht", meint Harald Müller pragmatisch.
Jeden Tag nimmt er nach der Arbeit an an seinem Schreibtisch vorm Computer Platz und schaut in der Gruppe nach dem Rechten. Dafür investiert er ungefähr eineinhalb Stunden. Tagsüber, in der Arbeitspause, schaut er nicht auf das Smartphone.

Das unterscheidet ihn von etlichen Facebooknutzern. Und da ist noch etwas anderes, das fast schon selten in der Facebook-Gemeinde ist: Harald Müller kennt jeden seiner Facebookfreunde aus dem echten Leben.
So auch seinen Kumpel Markus. Der hat ihn überhaupt erst auf die Idee für die Gruppe gebracht. "Er hat eine gegründet, die sich ,Biete & Suche (Raum Oberpfalz' nennt. Ich dachte, das könnte man bei uns in der Region auch gebrauchen", erzählt Müller.
Weil er gerade in Gründer-Laune war, hat er noch vier weitere Facebookgruppen ins Leben gerufen: "Alles zu verschenken Raum Bamberg", "Ich liebe Hallstadt" und "Wuissndesinhallstadt" sowie "Wuissndesinbamberch". In den letzten beiden Gruppen postet ein Mitglied ein Foto - und die anderen müssen erraten, wo sich das Motiv in Bamberg oder Hallstadt befindet.

Wie in der großen Hauptgruppe "Biete & Suche (Raum Bamberg)" wird Harald von weiteren Admins unterstützt.
Anfangs haben sie noch jeden angeschrieben, der gegen eine Regel verstoßen hat - "aber wenn du das zehn Mal am Tag machst, wird es dir irgendwann zu blöd und du löschst die Beiträge gleich", sagt Initiator Müller.
Mit der Zahl der Mitglieder ist auch die der Angebote gewachsen. Zwischen Privatleuten tummeln sich gewerbliche Anbieter - was sie dürfen, solange sie sich an die Regeln halten. Da kann man sich zum Beispiel Schlüsselanhänger schicken oder den eigenen Namen in ein Holzbrett eingravieren lassen.
Nur Tiere dürfen keinesfalls angeboten werden, weder gewerblich noch privat. "Ganz am Anfang hat mal jemand Rassehunde aus Tschechien rein gesetzt. Das geht gar nicht", sagt Müller. Er selbst hat in seiner Gruppe Disneyfilme oder Autoteile verkauft, hat aber schon längere Zeit nichts mehr angeboten.

Als Admin ist er dagegen jeden Tag aktiv, beantwortet Beitritts-Anfragen oder schlichtet Streitereien. Das laufe gewohnheitsmäßig ab, sagt er. "Wenn das der Sinn des Lebens wäre, würde ja irgendwas falsch laufen."