Auf der Oberen Brücke beginnt kurz nach der Fertigstellung die Phase der Mängelbeseitigung. Ab 24. Oktober muss der Plattenbelag wieder raus.
Es gibt Pflastersteine, die zu weit herausragen und andere, die nicht weit genug herausragen. Einige Pflaster sind zementverschmiert und wieder andere zu weit vom Nachbarstein entfernt. Die Mängelliste des Baubetriebs der Stadt für die Obere Brücke ist so etwas wie eine Zusammenstellung möglicher Fehler. Freilich: Die Masse der Passanten, die beim Gang über den Fluss derzeit wieder an Bauzäunen vorbeilaufen, wird sich dennoch kaum wundern: Man hat sich an Absperrungen gewöhnt, seit an dieser Stelle der Stadt im April die ersten Arbeiter hinterm Bauzaun auftauchten.
Nun also geht auf der Oberen Brücke die Phase der Sanierung in die Phase der Mängelbeseitigung über, ähnliche Pannen hatte man zuletzt bei den Fliesen im Bambados erlebt oder bei den Stühlen in der Brose-Arena, wo vor zwei Jahren 4000 Sitze ausgetauscht werden mussten.
Die Stadt weiß um die Peinlichkeit der Arbeiten, versucht aber nüchtern damit umzugehen. "Alle müssen den Spott ertragen, aber es ist nun einmal so, wie es ist", sagt Claus Reinhardt vom Baureferat. Was dabei hilft, ist der Umstand, dass die Mängelbeseitigung nicht auf öffentliche Rechnung erfolgt, sondern auf Kosten des verantwortlichen Bauunternehmens.
Das gilt auch für den größten Brocken, den so genannten barrierefreien Streifen aus Granitplatten mit dem zu großen Quergefälle. Dieses stellt, wie berichtet eine Gefahr für Rollifahrer, bei Nässe oder Eis aber auch für Fußgänger dar. Um die Platten anzuheben und so dem empfohlenen Gefälle von zwei Prozent doch noch zu nahe zu kommen, müssen etwa zwei Drittel der Fläche des westlichen Brückenbogens, Pflaster und Platten, komplett wieder herausgebrochen werden, schätzt Reinhardt. Immerhin: Die verwendeten Platten können offenbar wiederverwendet werden.
Den Einwurf von Stadtrat Norbert Tscherner (BBB), an eben dieser Stelle habe man auch eine fahrlässig geringe Überdeckung darunter liegender Leitungen gewählt, lässt man in der Stadt dagegen nicht gelten. In diesem Punkt sei alles ordnungsgemäß hergestellt worden.
Ohne Brückensperrung gehen geht auch die Nachbesserung nicht ab. Zwei Wochen soll die Verbindung über die Regnitz ab 24. Oktober unterbrochen möglich, nur am Wochenende wird die Passage erlaubt.
Bei den betroffenen Anliegern ruft die Aussicht auf eine nochmalige Behinderung des Kundenstroms neue Verärgerung hervor. Bereits anfang des Jahres hatte der Umstand, nur wenige Wochen vor dem Beginn der Arbeiten informiert worden zu sein, Empörung ausgelöst.
Zwar dürften sich die Umsatzverluste Ende Oktober nicht mehr so gravierend auswirken wie noch im Mai und Juni, "doch genau das, was jetzt kommt, hätte man leicht verhindern können", sagt Heiner Wohlfart, einer von über 18 Gewerbetreibenden an der Brücke.
Wohlfahrt, der für das gesamte Projekt eine wirksame Bauaufsicht vermisst, hatte das Problem des zu hohen Quergefälles auf den Platten nach eigenen Angaben schon beim Einbau Ende Juli reklamiert, in der Erwartung so den fehlerhaften Einbau stoppen zu können. Doch Wohlfarts Zwischenruf bei der Stadt verhallte ungehört. Es wurde weitergebaut.
Unerhört
Wenn es zutrifft, was Heiner Wohlfahrt behauptet, dass er das Problem des zu hohen Quergefälles auf den Platten schon beim Einbau Ende Juli reklamierte und die Stadt nicht darauf reagierte, dann ist das unerhört.
Auf diesen Vorwurf sollte das Baureferat schleunigst antworten.
Ich frage mich nur, wo die hoch dotierte Bauaufsicht aus dem Rathaus war? Selbst ein Laie wie der Herr Wohlfahrt hat den Murks erkannt und die Stadt informiert. Aber wie gehabt: Arrogant und Ignorant. Beratungsresistent!
Vergleicht man das Bamberger Baureferat mit dem aus Berlin -verantwortlich für den Bau des Großflughafens- so schneiden die Kollegen aus der Hauptstadt deutlich besser ab...