Neues Dach für die Kilianskirche Scheßlitz

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Bereits eingerüstet ist der Turm der Scheßlitzer Pfarrkirche St. Kilian an der Wilhelm-Spengler-Straße. Links davor das Pfarrheim, vom Turm verdeckt das Scheßlitzer Pfarrhaus. Foto: Ronald Rinklef
Bereits eingerüstet ist der Turm der Scheßlitzer Pfarrkirche St. Kilian an der Wilhelm-Spengler-Straße. Links davor das Pfarrheim, vom Turm verdeckt das Scheßlitzer Pfarrhaus. Foto:  Ronald Rinklef

In Scheßlitz wurde die Sanierung des Kirchendaches lange vor sich hergeschoben. Jetzt ist der 52 Meter hohe Turm eingerüstet, im Frühjahr soll das Kirchenschiff folgen. Dabei ist auch der Dachstuhl auszubessern.

Lange hat die katholische Kirchenstiftung von St. Kilian die Sache vor sich hergeschoben. Spätestens seit dem Jahr 2004 aber führte an der Sanierung des Daches der Scheßlitzer Pfarrkirche kein Weg mehr vorbei. Doch immer wieder kam etwas dazwischen - die Erweiterung des Pfarrheimes zum Beispiel.

Nicht gezählt sind deshalb die Wannen und Eimer voller Wasser, die Mesner Hubert Kurzela derweil vom Dachboden der Kilianskirche geholt hat. Mit kleineren Reparaturen versucht man zudem, die Schäden in Grenzen zu halten. Doch damit, so Kirchenpfleger Günther Neumaier, ist es auf Dauer nicht getan. Jetzt wird eines der größten Dächer im Landkreis - insgesamt etwa 2000 Quadratmeter - saniert.

Und obwohl die größeren Schäden am Dach des Kirchenschiffes selber festgestellt sind, muss am Turm begonnen werden. "Es wäre ja unsinnig, erst das Dach darunter zu sanieren und danach den Turm - da könnte allzu leicht wieder ein Schaden entstehen." Einen Winter lang wird Hubert Kurzela also noch mit Wannen und Eimern arbeiten müssen.

Vor etlichen Kubikmetern Wasser hat er das Gotteshaus auf diese nicht ungefährliche Weise schon bewahrt. Denn zwischen den Balken des Dachstuhls kann er oft nur über quer gelegte Bohlen die Behältnisse an die richtige Stelle bugsieren.

Der Turm erhält derweil schon seine neue Schiefereindeckung. Bis Weihnachten will man damit fertig sein und Architekt Johann Müller aus Stettfeld und die Mitarbeiter der Firma Krebs aus Ebrach fürchten eigentlich nur einen Wintereinbruch - dann nämlich könnten die Schieferdecker an dem 52 Meter hohen Turm nicht arbeiten.
Vor etwa 50 Jahren ist das zum letzten Mal gemacht worden, und viel länger ist die Lebensdauer eines Schieferdaches halt nicht.

Aus Gründen des Denkmalschutzes wird wieder ein Schieferdach aufgebracht - wegen der steilen Dachneigung wäre eine andere Eindeckung zumindest am Turm auch kaum möglich. Der Schiefer kommt allerdings nicht mehr aus Thüringen, sondern aus Spanien. Laut Johann Müller ist der aber ebenfalls beste Qualität.
Bevor die neuen Schieferplatten angenagelt werden können, müssen zunächst die Schäden am Unterbau repariert sein. Und das sprengt bei Weitem die Dimensionen einer "normalen" Baustelle. "In diesem Dachstuhl sind ganze Wälder verbaut, mit unterschiedlichen Holzarten", meint der Spezialist für denkmalgeschützte Bauten. Bis zu einem halben Meter starke Balken sind hier eingefügt - die allerdings müssen gottlob nicht ausgewechselt werden. Sie würden heute gar nicht mehr hergestellt.

"Eine ganz tolle Kirche", findet Johann Müller, steht in Scheßlitz. Vermutlich im 16. oder 17. Jahrhundert dürfte sie ihre heutige Gestalt erhalten haben. Die ältesten Teile sind wohl Turm und Chorhaus. Sehr selten finde man eine vierschiffige Anlage, die vermutlich aus einem Urbau und Anbauten entstanden sein dürfte. Äußerst ungewöhnlich sei auch ein Holzgewölbe im Chorraum - normalerweise wurden die Gewölbe lange zuvor gemauert.

Von Bonalino gebaut


Genauer weiß es der Scheßlitzer Bürgermeister Franz Zenk (CSU): Vermutlich nach einem Brand im 30-jährigen Krieg wurde das Langhaus in den Jahren 1623/24 von dem fürstbischöflichen Hofbaumeister Hans Bonalino neu gebaut. Sein Wappen findet sich im Kirchenschiff, in Scheßlitz ist eine Straße nach ihm benannt.

Einig sind sich Bürgermeister und Architekt über die große Bedeutung der Kirche in der Historie des Scheßlitzer Landes. "Die Größe und Qualität auch der umstehenden Gebäude belegt, dass die Pfarrei Scheßlitz eine große Rolle bei der Christianisierung des Landes gespielt haben muss", ist Müllers Überzeugung. Und Franz Zenk verweist auf die erste urkundliche Erwähnung der Stadt in der Zeit Karls des Großen, der bekanntlich an der Ostgrenze seines Reiches - und die war hier - 14 Kirchen zur Missionierung der Slawen erbauen ließ. Von der Urpfarrei Scheßlitz spalteten sich später andere Pfarreien wie zum Beispiel Zapfendorf ab.

Geblieben ist ein gewaltiges Gotteshaus. Obwohl weniger als ein Zehntel des Dachstuhles erneuert werden muss, schätzt Johann Müller den Holzbedarf auf gute 40 Kubikmeter. Für den Dachstuhl eines Einfamilienhauses benötigt man etwa zehn Kubikmeter Holz. Die Dachneigung am Turm beträgt übrigens 80 Grad, an Langhaus und Chor 54 Grad.

Viel Arbeit "verspricht" auch die Neu-Einschieferung. "Weil hier die altdeutsche Eindeckung gefordert ist, muss jede Schieferplatte einzeln zugeschlagen werden", sagt Johann Müller. "Unten die größeren, oben die kleineren." Und das beim "größten Dach weit und breit". Klar, dass das nicht billig ist. Mit etwa 670 000 Euro sind die Kosten veranschlagt, rund 400 000 Euro beträgt der denkmalpflegerische Mehraufwand.

Der Dringlichkeit wegen haben sich in den vergangenen beiden Jahren auch die Förderer der Dachsanierung gefunden. 60 Prozent der Kosten steuert die Erzdiözese Bamberg bei, die Oberfrankenstiftung gewährt 130 000 Euro. Mit 40 000 Euro beteiligt sich die Bayerische Landesstiftung, die Stadt Scheßlitz gibt ebenfalls 40 000 Euro dazu. Für den Rest muss die Pfarrei St. Kilian aufkommen, für Kirchenpfleger Günther Neumaier keine leichte Aufgabe. Denn gerade wurde das Pfarrheim saniert, die Sanierung des Pfarrhauses schlägt mit weiteren 200 000 Euro zu Buche. "Wir nehmen Spenden entgegen", sagt der Kirchenpfleger bedeutungsvoll.