Sind die Taschen der Kunden dann voll, dürfen sie sie kostenlos mitnehmen. Einen symbolischen Euro verlangen die Ehrenamtlichen aber von jedem Kunden. "Wir hatten viele Debatten im Team darüber, ob wir den Euro verlangen sollen oder nicht, aber schließlich fallen für die Miete, die Versicherung und die Warmkosten monatlich rund 680 Euro an", erklärt Elisabeth. Die Euros der Kunden helfen, diese Kosten zu decken, der Löwenanteil wird aber durch Mitgliedsbeiträge, Geldspenden und Mietpatenschaften finanziert. Somit ist der Euro wirklich eher symbolischer Natur.
Wer sich im Mosaik-Laden einbringen möchte, kann das neben den Ladenschichten auch in anderer Form tun. Auch für die Öffentlichkeitsarbeit, für die Organisation von Spieleabenden und anderen Veranstaltungen sowie für Hintergrundarbeit in Form von Ladenreinigung und ähnlichem werden laufend neue Ehrenamtliche gesucht. "Wir freuen uns immer über helfende Hände und die Arbeit ist vielfältig genug, dass wir für jeden Typ eine Sparte finden", sagt Elisabeth.
Das Konzept des Umsonstladens geht für alle Beteiligten auf. Die Spender sorgen nachhaltig für ihre alten Kleidungsstücke, die Ehrenamtlichen leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, indem sie die Arbeit im Laden aufrechterhalten, und die Kunden, die oft finanzielle Schwierigkeiten haben, können Geld sparen. Damit ist der Laden gleich in zweifacher Hinsicht gemeinnützig, da er nicht nur zur Ressourcenschonung beiträgt, sondern auch die soziale Solidarität fördert.
Weitere Anlaufstellen
Neben dem Mosaik-Umsonstladen und Begegnungsstätte gibt es viele andere Anlaufstellen für persönliche Abgaben der Kleiderspenden in Bamberg. Weitere Möglichkeiten sind das Kolping-Center, der Kir Royal Second Hand Shop, der Arbeitskreis "Jacke wie Hose" vom Verein Freund statt Fremd, das Kreis-Lauf Kaufhaus der Laufer Mühle gGmbH und die Kleiderkammern der Caritas oder vom Deutschen Roten Kreuz. Je nach Träger werden die Kleidungsstücke entweder günstig oder ganz kostenlos weitergegeben. Auch der Kundenkreis kann variieren, der Arbeitskreis "Jacke wie Hose" gibt seine Kleidung beispielsweise nur an Flüchtlinge aus.
Viel zu schade für den Reißwolf
So weit weg und doch so nah: In Zentralasien liegt der Aralsee, der noch in den 1950er Jahren zu den größten Seen der Welt gehörte. Seither fiel sein Wasserspiegel rasant, und ohne einen Damm wäre der See wahrscheinlich heute nahezu verschwunden. Was ist passiert? Das Wasser aus dem See steckt unter anderem in T-Shirts aus Baumwolle, die hierzulande beim Discounter zum Spottpreis verkauft werden.
Greenpeace sieht in der globalen Textilindustrie einen der größten Umweltsünder, da die Herstellung von immer mehr und immer billigeren Klamotten mehr Kohlendioxid in die Luft bläst als der Flug- und Schiffsverkehr zusammen. Dazu kommen enorme Mittel an Pestiziden und Unkraut-Vernichtungsmitteln beim Baumwollanbau und ein Wasserverbrauch, den man erst einmal ungläubig zur Kenntnis nimmt: Wie können in einem T-Shirt, das keine fünf Euro kostet und das tausende Kilometer gereist ist, zwischen 3000 und 15 000 Liter Wasser stecken? In Bamberg kostet der Kubikmeter Wasser (1000 Liter) 1,99 Euro ...
Der Exkurs nach Zentralasien führt zum Thema: Die Bundesbürger, und nicht nur die, kaufen trotz des Corona-Dämpfers mehr Kleidung als je zuvor. 2014 hat die globale Textilproduktion erstmals die Marke von 100 Milliarden Kleidungsstücken überstiegen, und die Menge legt weiter zu. Jeder Bundesbürger kauft jedes Jahr 28 Kilogramm Textilien (Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz) und gibt dafür 800 Euro im Jahr aus (Statistisches Bundesamt).
Was auf dem Klamottenmarkt los ist, belegt der Rückblick: Innerhalb der letzten 15 Jahre hat sich die Menge der gekauften Kleidungsstücke etwa verdoppelt, die Ausgaben sind aber kaum gestiegen: immer mehr, immer billiger!
"Fast Fashion"
Die Umweltorganisation Greenpeace nennt den Trend, der in den Hersteller-Ländern, vornehmlich in Asien, oft auch zu katastrophalen sozialen Zuständen führt, "Fast Fashion" - in Anlehnung an Fast Food. Da viele Kleidungsstücke sehr billig sind, werden sie nach kurzem Tragen ausgemustert und durch neue ersetzt, selbst kleine Schäden nicht mehr repariert und sogar Flecken oft nicht ausgewaschen. Der Massenmarkt treibt Händler und Produzenten zu immer ausgefeilteren Verkaufskonzepten mit bis zu 20 Kollektionen im Jahr; im gleichen Zug wächst der Druck auf die Produzenten. Der einzige Ausweg aus dem Teufelskreis ist nach Ansicht der Umweltschützer ein bewussterer Umgang mit dem Gut Kleidung. Weniger kaufen, eher hochwertige Ware aus dem Fachgeschäft. Länger nutzen und nach dem Tragen zur Zweitverwendung abgeben. Diese Möglichkeiten gibt es: Container: Altkleider-Container stehen in jedem Ort. Meist werden sie von gemeinnützigen Organisationen (Rotes Kreuz) aufgestellt, womit gewährleistet ist, dass die Kleiderspende wirklich Bedürftigen zugute kommt. Es gibt aber auch schwarze Schafe unter den Container-Stellern, die mit guten Altkleidern Profit machen. Also aufpassen. Allerdings landet auch in "guten" Containern oft Müll, von unvernünftigen Zeitgenossen entsorgt. Das kann im schlimmsten Fall den Inhalt der ganzen Box unbrauchbar machen. Sammlungen: Textilien und Schuhe werden manchmal auch direkt gesammelt über in den Briefkasten geworfene und gefüllt dann an die Straße gestellte Säcke. Auch da gilt wie beim Container: Auf den Absender achten. Das generelle Problem bei den Sammlungen: Der "Spender" weiß nicht, wo seine Gaben landen. Zwar wird nach einer Studie des Fachverbandes Textilrecycling von den 1,1 Millionen Tonnen Alttextilien, die in Deutschland jedes Jahr gesammelt werden, mehr als die Hälfte direkt wiederverwendet, also weiterhin getragen. Aber knapp die Hälfte wird zu minderwertigen Produkten (Putzlappen) verarbeitet oder verbrannt. Das liegt auch daran, dass für viele Kleidungsstücke Mischfasern verwendet werden, die sich nicht mehr oder nur mit großem Aufwand trennen lassen. Auch darauf kann man schon beim Kauf achten. Kleiderkammer: Das Rote Kreuz und andere karitative Organisationen betreiben vielerorts Kleiderkammern. Dort wird gebrauchte, gut erhaltene Kleidung an Bedürftige kostenlos abgegeben oder günstig verkauft. Viele dieser Stellen suchen auch ehrenamtliche Helfer. Wer gleich mehrfach Gutes tun will, kann im Kreis der Verwandten und Bekannten Kleider sammeln und in der Kleiderkammer bei der Ausgabe helfen.
Obwohl sie in der Regel die Berechtigung dazu haben, nutzen viele Menschen mit Fluchthintergrund die Kleiderkammern kaum - sei es aus Unkenntnis oder aus Scham. Vor allem für die in den Ankereinrichtungen untergebrachten Menschen ist der Zugang zu guter Kleidung schwer. Wohlfahrtsverbände und private Initiativen helfen direkt. Diese Hilfe kommt ganz sicher beim "Richtigen" an.gf