In Memmelsdorf wird ein Nachfolger für Bürgermeister Johann Bäuerlein gesucht. Vieles hat er bewegt. In seiner Dienstzeit wurde auch die Ortsumfahrung gebaut. Drei Kandidaten buhlen nun um seinen Nachfolge.
Das mit dem Zeigefinger an seiner rechten Hand ist ihm eigentlich etwas unangenehm. Das dritte Fingerglied fehlt. Die Arbeit als Memmelsdorfer Bürgermeister in den letzten 17 Jahren hat Spuren hinterlassen - könnte man meinen.
Nein, sagt Johann Bäuerlein und lacht etwas verlegen, "das war vor einem Jahr beim Rasenmähen". Er habe wieder Mal Stress gehabt damals und schnell, schnell gemacht. Und schon war es passiert. "Inzwischen ist das Gefühl im Finger wieder da", sagt der 67-Jährige.
Dienstleister für Bürger Die Geschichte mit dem Finger passt zur Arbeitseinstellung des inzwischen zweifachen Großvaters. Bäuerlein hat einiges bewegt in der Vergangenheit. "Ich habe den Job gern gemacht, im Amt war ich sieben Tage in der Woche." Er hat auch mal am Sonntag eine Trauung durchgeführt, wie er selbst betont.
Denn: "Wir sind Dienstleister, das war immer meine Prämisse."
Seine Amtszeit als Bürgermeister der über 9000-Einwohnergemeinde endet nun. Bäuerlein hat die Altersgrenze erreicht. Er kann am Sonntag, wenn sein Nachfolger gesucht wird, nur noch zusehen. Es habe ihm schon Spaß gemacht, eine Gemeinde zu gestalten, muss er zugeben.
Johann Bäuerlein (WLW/CSU) war länger im Amt als alle anderen Gemeindechefs vor ihm. Er selbst sagt ganz unbescheiden: "Bis 2032 bleibe ich der Dienstälteste." Der Rekord steht. Seit 1990 saß er im Gemeinderat. 1996 übernahm er - damals als Zweiter Bürgermeister - das Amt des Gemeindechefs für den erkrankten Alfons Scherbaum. 1997 wurde Bäuerlein dann außer der Reihe offiziell zum Ersten Bürgermeister gewählt.
Ortsumgehung war wichtig Gestaltet hat er vieles seitdem.
Die Ortsumfahrung fällt in seine Dienstzeit. Memmelsdorf ist seit der Fertigstellung der Umgehungsstraße, die schwer umkämpft war, im Jahr 2008 weitgehend vom Durchgangsverkehr befreit. Auch die Errichtung des Rathauses oder der Schulausbau sind zu nennen. Es sei immer wichtig gewesen, regelmäßige "Jour fixes" anzubieten - feste Termine, um die betroffenen Bürger über Baumaßnahmen zu informieren, das ist in den Augen von Bäuerlein gut gelaufen.
"Er hat hervorragende Arbeit geleistet", lobt CSU-Kandidat Andreas Saal, einer von drei potenziellen Nachfolgern. Es herrsche eine gute Zusammenarbeit in der Gemeinde, viele Dinge seien erreicht worden. Diese Arbeit will Saal gerne fortsetzen. Die Pro-Kopf-Verschuldung sei mit 330 Euro so niedrig wie fast nirgendwo. Das sei auch der Arbeit des Bürgermeisters zu verdanken.
"Johann Bäuerlein hat viel bewegt und richtig gemacht", sagt auch Harald Tkaczuk.
Dafür sei ihm zu danken. Dennoch müsse man mehr noch dem Bürger das Gefühl geben, dass man ihn versteht, findet der Kandidat der Alternativen Liste Memmelsdorf 9 (ALM9). "Jour fixes sind in Ordnung, aber mehr Transparenz und Offenheit der Verwaltung fehlen noch." Das will Tkaczuk ändern. Auch Gerd Schneider von der SPD verspricht Transparenz im Handeln durch Bürgerdialog und Bürgerversammlungen in allen Gemeindeteilen.
Saal, Tkaczuk oder Schneider? Die Entscheidung fällt am kommenden Sonntag. Und Johann Bäuerlein wird den Wahlabend ganz entspannt verfolgen.
Sein Nachfolger darf dann auch "seine" letzte Baustelle einweihen: den Ausbau des Hochwasserschutzes im Ortsteil Drosendorf. Die Stützmauer am Leitenbach wird gerade gebaut. Bäuerlein geht auch hier regelmäßig vorbei. Das Projekt sei schließlich 1,7 Millionen Euro teuer. Klar muss da der Chef weiterhin nach dem Rechten schauen.
Nach dem Ende seiner Amtszeit am 30. April will sich der im Ortsteil Weichendorf wohnende Bäuerlein seinem kleinen Kartoffelanbau widmen und weiterhin engagiert bleiben, gerade auch als Vorsitzender der Horst-Bieger-Altenstiftung.
Deren neu errichtete Begegnungsstätte für Senioren soll im Frühjahr eröffnet werden. Sie liegt mitten im Ort. Dort sollen sich die Senioren zum Kaffee treffen können. Und Johann Bäuerlein wird sich darum kümmern, dass alles läuft: "Arbeitslos werde ich ganz sicher nicht."
Herr Bürgermeister Bäuerlein für die Gemeinde Memmelsdorf
gearbeitet und gestaltet.
Was FERENC, soll diese Erbsenzählerei zum Abschied
- was haben Sie in den letzten 30 Jahren geleistet ???
Diese Lebensleistung verdient einfach nur ein DANKE !!!
(meint ein - nicht Memmelsdorfer - Franke)
"Die Ortsumfahrung fällt in seine Dienstzeit." Verbunden ist sie mit erheblichen Eingriffen in die freie Landschaft und erheblicher Flächenversiegelung. Erfahrungsgemäß gehe ich davon aus, daß nicht objektiv (!) geprüft worden war, ob die beabsichtigte Entlastung der Ortsdurchfahrt auch mit weniger gravierenden Mitteln hätte erreicht werden können. So reduziert bereits eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h die Lärmbelastung auf die Hälfte - und ein höherer Verkehrsanteil läßt sich nur höchst selten auf die Umfahrung umlenken (Quell- und Zielverkehr). Weitergehende Maßnahmen (Stärkung öffentlicher Verkehrsmittel, Verbesserungen der Radfahrbedingungen im innerörtlichen und Nachbarortsverkehr, ...) wären zusätzlich denkbar.
Stichwort Radverkehr: Die Radverkehrslenkung ist spätestens seit Eröffnung der Umfahrung eine reine Frechheit. Und das Radfahrverbot auf der Umfahrung könnte rechtlich unzulässig sein - oder ist eine Widmung der Straße erfolgt, welche Radverkehr ausschließt?