Flüchtlinge in Bamberg: Bürger diskutieren mit OB über Unterbringung
Autor: Ralf Welz
Bamberg, Donnerstag, 12. Dezember 2024
Wohin mit Flüchtlingen in Bamberg, wenn das Ankerzentrum aufgelöst wird? In einer Diskussion stellte sich Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) den Fragen und Sorgen von Bürgern. "Jedes Anliegen wird ernst genommen", betonte er dabei.
Das Thema Migration wird seit Jahren in Deutschland intensiv diskutiert. Besonders die Kommunen spüren die Auswirkungen der anhaltenden Flüchtlingsbewegung deutlich: Die große Anzahl von Asylbewerbern bringt die Verantwortlichen vielerorts an ihre Grenzen. Im Raum Fürth wurde zur Unterbringung von Asylsuchenden zuletzt zweimal eine Immobilie angemietet. In Bamberg führt das dortige Ankerzentrum immer wieder zu Unzufriedenheit. Sollte die Sammelunterkunft wie geplant im Jahr 2025 schließen, müssen nach Angaben der Stadt etwa 800 Geflüchtete dezentral untergebracht werden. Doch wo?
Aus Sicht der rot-grünen Stadtführung kommen dafür grundsätzlich 26 Standorte infrage. Gegen die Vorschläge regt sich vonseiten der CSU allerdings starker Widerstand. Im Bürgerlabor in der Hauptwachstraße fand nun ein Austausch zwischen Oberbürgermeister und Bevölkerung statt. Andreas Starke (SPD) beantworte vor Ort die Fragen von Bürgern zur Flüchtlingsunterbringung. Laut Angaben der Stadt waren zahlreiche Menschen erschienen, um dem Rathaus-Chef ihre Fragen zu den 26 möglichen Standorten für Container zu stellen und ihre Meinung zu äußern.
Unterbringung von Geflüchteten in Bamberg: Starke stellt sich Fragen von Bürgern
Hintergrund der öffentlichen Veranstaltung war die Auflösung des Bamberger Ankerzentrums, die auf Grundlage eines Vertrags mit der Staatsregierung weiterhin durch den Stadtrat gefordert wird. "Es ging vor allem um erste Vorschläge für eine dezentrale Unterbringung der Geflüchteten im gesamten Stadtgebiet", berichtet die Stadt in ihrer am Donnerstag (12. Dezember 2024) veröffentlichten Pressemeldung. Starke äußert sich darin mit Blick auf den in der Vorwoche erfolgten Austausch zufrieden. "Es war ein sehr offener, konstruktiver Dialog, bei dem es gelungen ist, einige Unklarheiten zu beseitigen", so das Stadtoberhaupt. "Außerdem ist mir das direkte Gespräch wichtig."
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Starke erfuhr der Pressemitteilung zufolge von Unsicherheiten, die sich ergeben, wenn Unterkünfte in den Bamberger Stadtteilen entstehen. Laut Schilderung der Stadt gab es zugleich auch Anwesende, die den Vorschlag machten, die Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft zu integrieren. "Es ist wichtig, über das aktuelle Thema in der Stadtgesellschaft jetzt zu diskutieren", stellte Starke klar. "Wir dürfen aber nie vergessen, dass es um Menschen und Schicksale geht."
Noch bis 8. Januar können Bürger, Vereine, Verbände und Institutionen ihre Stellungnahme zu den vorgeschlagenen 26 Standorten auf der Webseite der Stadt abgeben. "Jedes Anliegen wird von uns ernst genommen“, sagte der OB den Anwesenden. In ihrer aktuellen Mitteilung führt die Stadt folgende fünf Fragen aus dem Bürgerdialog und die dazugehörigen Antworten auf (der Wortlaut wurde von inFranken.de nicht verändert):
Werden die Menschen, die jetzt im Ankerzentrum untergebracht sind, dann im Stadtgebiet untergebracht?
Nein. Der Freistaat Bayern muss für Oberfranken einen anderen Standort für eine Erstaufnahmeeinrichtung und die damit verbundenen Behördensitze finden. Von dort werden dann - wie in allen anderen oberfränkischen Kommunen schon jetzt - Geflüchtete an die Stadt Bamberg zugewiesen. Die Verfahren laufen dann nicht mehr in Bamberg.
Warum will die Stadt Bamberg Containeranlagen bauen?
Containeranlagen sind für alle Beteiligten, seien es die Geflüchteten oder die Anwohner, eine Notlösung. Jedoch kann die Stadt Bamberg gerade keine verbindlichen Gespräche mit Vermietern oder Eigentümern führen: Dazu fehlt die offizielle Entscheidung und die Vorgabe des Freistaats. Aus diesem Grund müssen die Bürgerinnen und Bürger ein erstes Konzept diskutieren, das (noch) keine Immobilien zum Gegenstand hat.