Michaelsberg: Die Tage der Eiben sind gezählt

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Der Schutz des Baudenkmals geht in diesem Fall vor den Naturschutz: Die Eiben vor der Michaelskirche werden gefällt. Foto: Matthias Hoch
Der Schutz des Baudenkmals geht in diesem Fall vor den Naturschutz: Die Eiben vor der Michaelskirche werden gefällt. Foto: Matthias Hoch
Die Michelsberg-Ansicht aus der Zeit vor 1950 zeigt, dass damals rechts von der Kirche keine Bäume standen. Repro: Stadtarchiv
Die Michelsberg-Ansicht aus der Zeit vor 1950 zeigt, dass damals rechts von der Kirche keine Bäume standen.  Repro: Stadtarchiv
 

Die immergrünen Nadelbäume im ehemaligen Kloster-Hof am Michelsberg müssen weg. Die Stadt führt Denkmalschutzgründe für die Entscheidung für die Fällung an.

Eiben gelten gemeinhin als wertvolle und schützenswerte Bäume. Trotzdem sind die Tage von 16 älteren Exemplaren auf dem Michaelsberg gezählt. Sie schaden angeblich dem Baudenkmal.

Und dessen Schutz hat in diesem speziellen Fall Vorrang vor dem Naturschutz und vor dem Erhalt der Gehölze, argumentieren die Stadtverwaltung bzw. die Bürgerspitalstiftung als Eigentümerin der ehemaligen Klosteranlage. Der Eingriff steht unmittelbar bevor: Die Bäume fallen noch im Februar, weil später im Jahr grundsätzlich kein Hecken- und Baumschnitt mehr gestattet ist.

Nach Angaben von Steffen Schützwohl aus der Rathaus-Pressestelle liegt die naturschutzrechtliche Zustimmung aus dem Umweltamt bereits vor. Den Antrag gestellt hat die Bürgerspitalstiftung als Eigentümerin. Es gibt, wie Schützwohl auf Anfrage darlegte, gute Gründe für den Eingriff: Die Bäume hätten sich als schädlich für die Bausubstanz erwiesen. Tatsächlich stehen sie ziemlich nah vor dem ehemaligen Wirtschaftsflügel des Klosters, der sich rechts von der großen Freitreppe erstreckt, die in die Kirche führt.

Mikroklima der Hofs verändert
Die Bäume hätten das Mikroklima an dieser Stelle des Hofs verändert und trügen dazu bei, dass die Hausmauer nicht mehr genügend Luft bekommt. In der Folge sei die Sandsteinfassade feucht geworden, was wiederum schon zu Frostschäden geführt habe.

Bei einer Videobefahrung der dort verlegten Kanalleitungen kam laut Schützwohl außerdem zu Tage, dass die Wurzeln der Bäume die Leitungen vollständig zugesetzt hätten. Auch dieser Umstand habe in der Vergangenheit zu feuchten Äußenwänden und Kellern und hinterspülten Stützmauern beigetragen. Fazit der Stadt: Damit nicht noch mehr wertvolle Bausubstanz "unwiederbringlich verloren geht" müssen die Eiben weichen.

Es handelt sich um keine uralten Bäume, aber es sind auch keine jungen Exemplare mehr. Sie dürften irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg an dieser Stelle gepflanzt worden sein. Diesen Schluss lässt der Vergleich mit historischen Aufnahmen zu. Eine alte Ansichtskarte aus der Zeit vor 1950 zeigt, dass im Hof an dieser Stelle nur ein bisschen Rasen wuchs. Mittelfristig soll der Noch-Standort der Eiben wiederum zur Grünfläche werden, entsprechend der übrigen Hof-Gestaltung.

Keine Abholzung für Parkplätze
Spekulationen, wonach an Stelle der Bäume Autostellplätze entstehen könnten, tritt man im Bamberger Rathaus entschieden entgegen. Der Eingriff habe auch rein gar nichts mit der Tatsache zu tun, dass vier städtische Ämter in den nächsten Wochen ihre Büros in Teilen des sanierten ehemaligen Kanzleibaus beziehen werden.

Die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg hatte diesen Verdacht zwar nicht erhoben, aber zwischen den Zeilen in einem Schreiben anklingen lassen, mit dem sie bei der Stadt nach der Zukunft der Eiben fragte. Eine umfangreiche Pressemitteilung ist die Reaktion der Stadt auf den Brief.

Für die 16 Eiben muss die Bürgerspitalstiftung Ersatz pflanzen. Geplant ist eine gleiche Anzahl von Obst- und Laubbäumen. Sie sollen in die stiftischen Streuobstwiesen gesetzt werden und damit dem Erhalt der historischen Klosterlandschaft auf dem Michelsberg dienen.