Die immergrünen Nadelbäume im ehemaligen Kloster-Hof am Michelsberg müssen weg. Die Stadt führt Denkmalschutzgründe für die Entscheidung für die Fällung an.
Eiben gelten gemeinhin als wertvolle und schützenswerte Bäume. Trotzdem sind die Tage von 16 älteren Exemplaren auf dem Michaelsberg gezählt. Sie schaden angeblich dem Baudenkmal.
Und dessen Schutz hat in diesem speziellen Fall Vorrang vor dem Naturschutz und vor dem Erhalt der Gehölze, argumentieren die Stadtverwaltung bzw. die Bürgerspitalstiftung als Eigentümerin der ehemaligen Klosteranlage. Der Eingriff steht unmittelbar bevor: Die Bäume fallen noch im Februar, weil später im Jahr grundsätzlich kein Hecken- und Baumschnitt mehr gestattet ist.
Nach Angaben von Steffen Schützwohl aus der Rathaus-Pressestelle liegt die naturschutzrechtliche Zustimmung aus dem Umweltamt bereits vor. Den Antrag gestellt hat die Bürgerspitalstiftung als Eigentümerin. Es gibt, wie Schützwohl auf Anfrage darlegte, gute Gründe für den Eingriff: Die Bäume hätten sich als schädlich für die Bausubstanz erwiesen. Tatsächlich stehen sie ziemlich nah vor dem ehemaligen Wirtschaftsflügel des Klosters, der sich rechts von der großen Freitreppe erstreckt, die in die Kirche führt.
Mikroklima der Hofs verändert
Die Bäume hätten das Mikroklima an dieser Stelle des Hofs verändert und trügen dazu bei, dass die Hausmauer nicht mehr genügend Luft bekommt. In der Folge sei die Sandsteinfassade feucht geworden, was wiederum schon zu Frostschäden geführt habe.
Bei einer Videobefahrung der dort verlegten Kanalleitungen kam laut Schützwohl außerdem zu Tage, dass die Wurzeln der Bäume die Leitungen vollständig zugesetzt hätten. Auch dieser Umstand habe in der Vergangenheit zu feuchten Äußenwänden und Kellern und hinterspülten Stützmauern beigetragen. Fazit der Stadt: Damit nicht noch mehr wertvolle Bausubstanz "unwiederbringlich verloren geht" müssen die Eiben weichen.
Es handelt sich um keine uralten Bäume, aber es sind auch keine jungen Exemplare mehr. Sie dürften irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg an dieser Stelle gepflanzt worden sein. Diesen Schluss lässt der Vergleich mit historischen Aufnahmen zu. Eine alte Ansichtskarte aus der Zeit vor 1950 zeigt, dass im Hof an dieser Stelle nur ein bisschen Rasen wuchs. Mittelfristig soll der Noch-Standort der Eiben wiederum zur Grünfläche werden, entsprechend der übrigen Hof-Gestaltung.
Keine Abholzung für Parkplätze
Spekulationen, wonach an Stelle der Bäume Autostellplätze entstehen könnten, tritt man im Bamberger Rathaus entschieden entgegen. Der Eingriff habe auch rein gar nichts mit der Tatsache zu tun, dass vier städtische Ämter in den nächsten Wochen ihre Büros in Teilen des sanierten ehemaligen Kanzleibaus beziehen werden.
Die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg hatte diesen Verdacht zwar nicht erhoben, aber zwischen den Zeilen in einem Schreiben anklingen lassen, mit dem sie bei der Stadt nach der Zukunft der Eiben fragte. Eine umfangreiche Pressemitteilung ist die Reaktion der Stadt auf den Brief.
Für die 16 Eiben muss die Bürgerspitalstiftung Ersatz pflanzen. Geplant ist eine gleiche Anzahl von Obst- und Laubbäumen. Sie sollen in die stiftischen Streuobstwiesen gesetzt werden und damit dem Erhalt der historischen Klosterlandschaft auf dem Michelsberg dienen.
Das ist so schnell wie in Wildensorg gegangen. Denkmalrambos auf der ganzen Welt kennen den trockenen Sofortschlag. Prof. Rohde, Leiter der Gartenabteilung der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten in Berlin und Potsdam und führende Fachmann für alle Fragen der Gartendenkmalpflege hat im vergangenen Jahr bei einem Besuch auf dem Michelsberg in Bezug auf die Eiben und meine (jetzt bestätigten) Befürchtungen zu deren künftigem Schicksal erklärte, dass aus fachlicher Sicht weder eine Gefährdung der Bausubstanz (im Gegensatz zu den üblichen Behauptungen aller Beseitigungswilligen auf der Welt) noch des kräftigen und lebensfähigen Eibenbestandes bestehe. Die Eiben sollten nur zurückgeschnitten werden. Er unterstellte, dass es hierzu in Bamberg kaum Erfahrungen gebe - wie wahr, mit der Motorsäge kann man aber schon umgehen.
Aus meinen 40-jährigen Erfahrungen in der Baudenkmalpflege kann ich ergänzen, dass die Pflanzen auch ausweislich des Fotos in der Zeitung weit vom Baubestand abgerückt waren und ihre Wurzeln kaum in das Mauerwerk des Gebäudes eingedrungen sein dürften. Allenfallsige unerlaubte Eingriffe des Wurzelwerks in das Baudenkmal hätten problemlos unterbunden werden können. Ein Stutzen der Eiben und eine laufende Pflege hätten genügt, um dem Gebäude die angeblich (so ein Unsinn) nötige Luft zu verschaffen, damit die Beamten darin nicht ersticken. Hanebüchen sind auch die Schutzbehauptungen, die Beseitigung diene dem Denkmalschutz. Die Eiben waren vielmehr selbst rechtlicher Bestandteil der Denkmalanlage, ihre Beseitigung ohne die notwendige denkmalrechtliche Erlaubnis (das darf ich nach den hiesigen Erfahrungen unterstellen) war eine Ordnungswidrikgkeit, welche die Stadt nunmehr bei allen Verantwortlichen zu ahnden hätte. Es wird wieder ausgehen wie beim Weinberg - die Stadt verstösst selber gröblichst gegen Natur- und Denkmalschutz und niemand ist bereit, dem Treiben ein Ende zu setzen.
Zurzeit werden viel mehr Bäume gefällt als in der Vor-Holz-Verbrenn-Zeit.
Wo geht eigentlich das Holz hin, das da anfällt?
Wird das Bedürftigen zur Verfügung gestellt oder verkauft? Oder wandert das in andere Öfen?
Da werden nämlich Bretter draus gemacht für die vielen Köpfe, deren stärkste Waffe das nämliche davor ist!
Ich hoffe ja nicht, dass man auf die Ebracher Idee kommt und die Eiben einfach wegsprengt. Dann müsste zumindest die Michaelskirche nicht mehr saniert werden
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Wenn diese mikro-klimaschädlichen Eiben erst mal weg sind, können sich die katalysator-gereinigten Autoabgase der allgegenwärtigen Luxus-Limousinen im Michelsberger Innenhof erst so richtig effektiv für das dortige Makroklima entfalten.