Die Bambergerin Karen Stein bricht heute Richtung Libyen auf, um mit dem Schiff "Sea-Eye" Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten.
Karen Stein spricht nicht von Migration und Integration. Die 46-jährige Bambergerin treibt schlichte Mitmenschlichkeit in eine gefährliche Mission: "Ich kann und will helfen, dass nicht noch mehr Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken", sagt die zierliche Religionslehrerin an der Berufsschule in Coburg. Außerdem empfinde "jeder echte Segler Solidarität auf dem Wasser". Und sie sei nun einmal erfahrene Freizeitseglerin mit Nautikwissen.
Heute bricht Karen Stein zunächst nach Malta auf. Dort ankert die "Sea-Eye" im Hafen, ein 26 Meter langer ehemaliger Fischkutter, den der Regensburger Unternehmer Michael Buschheuer für die Seenotrettung umrüsten ließ. Seit dem ersten Einsatz im April 2016 hat die "Sea-Eye" über 8000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet: "Das ist eine rein humanitäre Aktion und kein politisches Fanal", erklärt Buschheuer gegenüber unserer Zeitung.. Menschen ertrinken zu lassen, bedeute moralisches Versagen und sei durch nichts zu rechtfertigen. "Jeder Christ sollte etwas dagegen tun", meint Buschheuer und fügt hinzu: "Ich mache es nicht für Gott, sondern für die Menschen." Und mit ihm inzwischen Hunderte Gleichgesinnte, die sich seinem Verein "Sea-Eye" angeschlossen haben. Als Nichtregierungsorganisation (NGO) finanziert der Verein die Rettungseinsätze ausschließlich aus Spenden. Die Helfer arbeiten ehrenamtlich, opfern Freizeit, Urlaub und Geld für die "Mission Mitmenschlichkeit".
So wie jetzt Karen Stein in den Sommerferien. Nach der Übergabe durch die Vorgängercrew sticht sie mit zehn weiteren Freiwilligen - darunter eine Ärztin - in See. Bis zur Zwölf-Meilen-Zone vor der Küste Libyens: "Die ist ein Tabu, da fahren wir nicht rein!" betont Karen Stein.
Die "Sea-Eye" wird dort auf dem Mittelmeer kreuzen: 60 Seemeilen östlich, 60 Seemeilen westlich.
Mulmiges Gefühl
Die Bambergerin ist innerlich gewappnet für ihre Aufgabe als Menschenfischerin. Ja, ein mulmiges Gefühl habe sie schon, zumal wenn das Wetter schlecht werde und sie mit Seekrankheit kämpfen müsse. Doch der "große Respekt" vor der Aufgabe in den nächsten 14 Tagen überwiegt. Karen Stein ist als sogenannte Wachgängerin eingeteilt. Das bedeutet, dass sie auch nachts Ausschau halten muss nach seeuntüchtigen überfüllten Schlauchbooten oder Holzkähnen, die zu kentern drohen. Derzeit versuchen bis zu 12 000 Menschen pro Woche, von der Küste Libyens nach Europa zu kommen. Tausende verlieren dabei ihr Leben.
Michael Buschheuer räumt freimütig ein, dass er "keine Generallösung in der Schublade hat gegen das Sterben im Mittelmeer". Libyen müsste zur Ruhe kommen, brauche befriedete und soziale Strukturen, die es den Schleppern unmöglich mache, ihr verbrecherisches Handwerk auszuüben. Überhaupt seien langfristige Maßnahmen notwendig, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Während die Regierungen der Mittelmeer-Anrainerstaaten sofort handeln müssten: "Doch die kümmern sich nicht", beklagt Buschheuer.
Nach Schätzungen werden derzeit mehr als 40 Prozent der geretteten Bootsflüchtlinge im Mittelmeer von privaten Hilfsorganisationen wie "Sea-Eye" aufgespürt. Die "Sea-Eye" hat 700 Schwimmwesten und Rettungsinseln für weitere 500 Menschen an Bord. "Nur Verletzte und schwangere Frauen kommen auf das Schiff in die Krankenstation", berichtet Karen Stein. Gleichzeitig werde ein SOS-Notruf an die "Seenotleitstelle Mittelmeer" in Rom abgesetzt: "Nach Seerecht sind Schiffe, die sich in der Nähe befinden, verpflichtet, Hilfe zu leisten", erklärt Stein. Solche Schiffe würden die Geretteten dann nach Sizilien bringen.
Sie weiß nur zu gut, dass ihr selbstloser Einsatz nicht nur auf Lob stößt. "Seenotretter ernten Unverständnis, ja sogar Hass." Gerüchte und Unterstellungen, die NGOs würden mit Schleppern kooperieren, kursieren. "Absurd" sagt Karen Stein dazu, für die NGOs seien die Schlepper "Mörder".
Wenn sie diesen Menschen helfen will. dann soll sie als Entwicklungshelferin in deren Länder gehen und den Menschen dort helfen. Ansonsten leiden nämlich die Menschen, denen sie zumutet für all die "Geretteten" in Zukunft aufzukommen und nun zwangsweise mit denen auszukommen.
Sie könnte ja auch dafür sorgen, daß die "Geretteten" wieder sicher an den Ausgangsort ihrer Reise zurückkehren. Es drängt sich nämlich der Verdacht auf, daß sie zu den Schleusern gehört und Geld damit "verdient".
"alusru" scheint ein selbstloser Einsatz für Menschen in Not völlig fremd zu sein. Die Unterstellung, die Religionslehrerin gehöre zu den Schleusern und verdiene damit Geld, ist entweder boshaft oder einfach nur dumm.Ich habe hohen Respekt vor dieser Frau, die anpackt, wo andere wegschauen oder sogar den Flüchtlingen auf dem Mittelmeer den Tod wünschen, damit "wir nicht zwangsweise mit ihnen auskommen müssen".
Dumm sind diejenigen, die glauben, daß Deutschland diese Masseneinwanderung verträgt ohne daß sich hier alles zum Schlechteren ändert und wir eines Tages Sklaven dieser Einwanderer werden, denn die werden sich gegen uns Gutgläubige (nicht Gottgläubige) durchsetzen. Ich wünsche diesen Menschen nicht den Tod, das ist wirklich Quatsch. Ich finde es besser wenn diese Leute sich in deren Heimat wohl fühlen und auch dort bleiben. Das kann man nur mit Entwicklungshilfe erreichen. Man muß sich nur die Folgen ausmalen können!