Mit einer Spendenaktion am Fünferlessteg sammelt die Carithek Geld für soziale Projekte. In den Metallzylindern landen auch Münzen aus fernen Ländern.
Nun ist sie aufgebaut, die nagelneue Tafel. Sie erklärt nicht nur, woher der ungewöhnliche Name der Fußgängerbrücke stammt. Sondern auch, wer sich über die gespendeten Groschen freuen darf. Denn das schwarze Feld, in dem sonst immer der Verwendungszweck geschrieben stand, war über längere Zeit nicht mehr beschriftet worden.
Mancher Passant hatte sich beim Spaziergang durch den Erbapark gefragt, ob die Spendenbehälter überhaupt noch in Verwendung sind. "Ja, sind sie", stellt Klaus-Stefan Krieger, Leiter des Freiwilligenzentrums der Carithek, klar. Diese ist Trägerin der Spendenaktion, der gerade neues Leben eingehaucht wurde. Doch bevor Krieger auf diese zu sprechen kommt, blickt er zurück in die Vergangenheit. Denn zur Geschichte der kleinen Brücke gibt es Einiges zu sagen. Etwa, wie sie an ihren heutigen Standort kam.
Vorläufiges Ende des Steges
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts diente ein Steg zunächst als temporärer Fußgängerüberweg vom Kunigundendamm zum gegenüberliegenden Regnitzufer, dem heutigen Heinrichsdamm. Der Bau des Main-Donau-Kanals bedeutete das Ende des Steges.
Von Juni 2009 bis Oktober 2010 wurde die Idee des Fünferlesstegs wiederbelebt: Er diente während des Neubaus der Kettenbrücke als provisorischer Weg über den Fluss. In zwei Edelstahlbehältern sammelten damals der Stadtmarketing-Verein und die Carithek zu karitativen Zwecken Geld. Die Idee dafür stammte vom damaligen Stadtheimatpfleger Hanns Steinhorst und seiner Frau Renate. Rund 20 000 Euro kamen zusammen. Mit diesem Geld wurde die ehrenamtliche Arbeit von 17 Bamberger Organisationen unterstützt, etwa das Frauenhaus Bamberg, die Offene Behindertenarbeit oder die "Schülerpaten" der Carithek.
Umzug auf die Gartenschau
2012 zog der Fünferlessteg dann zur Landesgartenschau auf die Erbainsel - und mit ihm die Spendenboxen. Gerundet 4000 Euro landeten während des Großereignisses in den Sammelbehältern. Zugute kam das Geld zum Beispiel der Alzheimergesellschaft oder den Salesianern Don Boscos.
Wer heute "a Fünferla" oder mehr einwirft, gibt etwas für Projekte der Carithek: Die "Schülerpaten", das Freiwillige Soziale Schuljahr, die Leih-Großeltern sowie weitere "Initiativen bürgerschaftlichen Engagements, um deren Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und Freiwilligen zu unterstützen", wie es auf der Tafel heißt.
In der Vergangenheit war jeden Monat für ein anderes Projekt gesammelt worden. Das hat man laut Klaus-Stefan Krieger von der Carithek jedoch verworfen, da die Summen, die nach dem Ende der Landesgartenschau zusammenkamen, schlicht zu gering gewesen seien - teilweise 100 Euro pro Monat oder weniger.
Dafür tauchten immer wieder "Kuriositäten" in den Spendenboxen auf, wie Krieger sagt. Er berichtet von Geld aus fremden Ländern, etwa einem Schein mit asiatischen Schriftzeichen. Doch auch originale DDR-Münzen sind aufgetaucht, genauso wie historisches Kleingeld aus dem 19. Jahrhundert. Gelegentlich fanden auch kleine Briefe oder Gedichte ihren Weg durch den Geldschlitz. Sie wurden 2010 zur Feier "ein Jahr Fünferlessteg" ausgestellt.
Fest rund um den Steg
Für 2017 schwebt der Carithek ein "Dankeschön-Fest für Ehrenamtliche" vor. Stattfinden soll es rund um den Fünferlessteg. Derzeit laufen laut Krieger Gespräche mit der Stadtverwaltung und weiteren Institutionen. Als Termin hat er die "Woche des bürgerschaftlichen Engagements" im September ins Auge gefasst.
Der Name des Steges
Im Jahr 1925 errichte der im Stadtteil Wunderburg lebende Bürger Johann Bruckner einen Behelfssteg. Über diesen konnten von April bis Oktober Fußgänger vom Kunigundendamm ans andere Regnitzufer gelangen. Jeder Passant zahlte ein "Fünferla" - fünf Pfennige - an die Familie, die den Steg unterhielt und vom Brückenzoll lebte. Das Ende dieser Fußgängerbrücke kam 1960: Grund war der Kanalbau.