Männer-WG sichert die Bamberger Strom- und Wasserversorgung

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Zwischen Bett und Arbeit: Norbert Eichfelder ist einer der vier freiwillig in Quarantäne tätigen Stadtwerke-Mitarbeiter. Fotos: News5/Merzbach
Zwischen Bett und Arbeit: Norbert Eichfelder ist einer der vier freiwillig in Quarantäne tätigen Stadtwerke-Mitarbeiter.  Fotos: News5/Merzbach
Die isolierte Leitwarte befindet sich in der Stadtwerke-Zentrale am Margaretendamm.
Die isolierte Leitwarte befindet sich in der Stadtwerke-Zentrale am Margaretendamm.
 
Sven Weber
Sven Weber
 

Vier Mitarbeiter der Stadtwerke bleiben von der Außenwelt abgeschottet, um den reibungslosen Betrieb der Energie- und Wassernetze zu gewährleisten. Wer sie ablöst, muss negativ auf das Coronavirus getestet sein.

Dass Sven Weber einmal an seinem Arbeitsplatz in freiwillige Quarantäne gehen würde, hätte er sich vor ein paar Wochen noch nicht träumen lassen. Inzwischen steuert er seit Montag mit drei Kollegen alle Netze und technischen Anlagen der Stadtwerke aus einem nur ihnen zugänglichen Gebäudeteil heraus. Die Männer sind von der Außenwelt isoliert, um Ansteckungen zu verhindern und den Betrieb der kritischen Infrastrukturen während der Pandemie zu gewährleisten.

"Lagerkoller haben wir keinen, noch vertragen wir uns alle gut", sagt Weber am Telefon und lacht. Der 21-Jährige hatte am Donnerstag die Frühschicht von 6 bis 12 Uhr, behielt in dieser Zeit das Bamberger Strom-, Gas- und Wassernetz im Blick. Nach dem selbstgekochten Mittagessen hat er dann mit den drei Kollegen, die gerade nicht Dienst hatten, eine Runde Boccia gespielt.

Mit dem Koffer zur Arbeit

"Wir wurden ins kalte Wasser geworfen, allerdings mit einem Plan", sagt Weber. Wie die anderen Stadtwerke-Mitarbeiter hat er sich freiwillig für den isolierten Arbeitsplatz gemeldet. "Meine Mutter war zunächst ein bisschen geschockt. Aber sie weiß auch, dass es mir gut geht und ich getestet werde." Wenn er nächste Woche zum ersten Mal abgelöst wird, freut Weber sich auf seine Familie - und Mischlingshund Nico ("Der sieht ein bisschen aus wie ein Fuchs").

Neben Weber kam auch Steffen Urban am Montag mit einem Reisekoffer zur Arbeit. Statt in den Urlaub ging es auch für ihn und die weiteren Stadtwerkler Norbert Eichfelder und Ralph Schneiderbanger in die Quarantäne. Die vier Mitarbeiter in der Verbundleitwarte am Bamberger Margaretendamm stellen dort gemeinsam mit ihren Kollegen den reibungslosen Betrieb der Energie- und Wassernetze in Bamberg, Hallstadt und Stegaurach sicher. Sie kontrollieren zum Beispiel die Füllstände der Trinkwasserhochbehälter, den Gasverbrauch und auch den reibungslosen Betrieb des Glasfasernetzes der Stadtwerke.

Maximal acht Tage am Stück

Wenn das Stromnetz ausfällt, weiß der Diensthabende es sofort. Um bei Störfällen unverzüglich reagieren zu können, ist die Leitwarte immer rund um die Uhr besetzt, auch an Feiertagen und in Krisenzeiten.

"Strom, Gas, Wasser, Wärme, Internet - das sind allesamt kritische Infrastrukturen, die jetzt mindestens so zuverlässig funktionieren müssen wie an jedem anderen Tag auch", sind sich Urban und seine Kollegen ihrer Verantwortung bewusst. Eine Situation wie diese gab es zwar noch nicht, doch die Stadtwerke hätten die Lage gut unter Kontrolle.

Der Notbetrieb läuft bis auf Weiteres, die Mitarbeiter arbeiten im Vier-Schicht-Betrieb: sechs Stunden hochkonzentriert in der Leitwarte, 18 Stunden Pause für Freizeit und Schlaf. Das Ganze maximal acht Tage am Stück, danach gibt es vier Tage Heimaturlaub. Die Teams werden dann durchgewechselt - aber erst, nachdem sie erneut negativ auf das Corona-Virus getestet worden sind.

Für die kasernierten Mitarbeiter wurden Besprechungsräume zu Schlafzimmern umfunktioniert und Duschen für die Mitarbeiter der Leitwarte reserviert. Zusätzlich zu den Grundnahrungsmitteln werden die Kollegen in der Quarantäne mit frischem Obst, Gemüse und Milchprodukten beliefert. In der für andere Kollegen gesperrten Kantine stehen auch eine Couch und ein Fernseher, im Hof können sie Basketball oder Federball spielen. Per Videotelefonie halten die vier Männer Kontakt zu ihren Familien - bis sie von der freiwilligen Quarantäne wieder in die Freiheit entlassen werden. Soweit man das in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen so bezeichnen kann.

Wie Polizei, Feuerwehr, Justiz und Verwaltung auf die Sondersituation in der Corona-Krise reagieren

Polizei

Besucher der Polizeiwache in der Schildstraße müssen in diesen Tagen draußen warten und werden nur noch einzeln hereingelassen. In der Wache wurden zusätzliche Glasscheiben angebracht - wie inzwischen an vielen Supermarkt-Kassen. Der Dienstbetrieb wurde teilweise auf Homeoffice umgestellt, Polizisten nach Möglichkeit auf Einzelbüros verteilt. Die Dienstgruppe wurde aufgesplittet, die Hälfte sitzt nun in der Schranne. "Besprechungen haben wir in einen großen Raum verlegt, wo zwei bis drei Meter Abstand möglich sind", sagt Silke Gahn, Pressesprecherin der Polizei Bamberg-Stadt. Im Dienstbetrieb begegnen sich die einzelnen Dienstgruppen nun nicht mehr, die Übergabe regeln die Leiter.

Feuerwehr

"Wir halten im Moment keinen Unterricht und keine Übungen ab", sagt Stadtbrandrat Matthias Moyano. Die Einsatzbereitschaft sei jedoch gewährleistet. Die hauptamtlichen Kräfte der ständigen Wache werden derzeit nur in der Mindestschichtstärke von sieben Feuerwehrleuten besetzt, sechs weitere können hinzugerufen werden. "Die Kollegen haben sich selbst in die Isolierung gesetzt", sagt Moyano. Die Schichten würden immer mit den gleichen Leuten besetzt, die nach drei Tagen abgelöst werden. Bei den Ehrenamtlichen führt Moyano Buch über Erkrankungen, "um zu wissen, welche Löschgruppen funktionieren".

Justiz

Dass auch die Justiz in Krisenzeiten funktioniert, betont der Präsident des Oberlandesgerichts Bamberg, Lothar Schmitt. Auch hier werden vermehrt Heimarbeit und Videokonferenzen genutzt. Außerdem sei ein "Rotationsmodell" eingeführt worden, um die Funktionsfähigkeit der Rechtspflege zu sichern und die Gesundheit der Justizangehörigen zu schützen. Beschäftigte, die sich vertreten, sollen sich nicht mehr gleichzeitig in Dienstgebäuden aufhalten. Die Anzahl öffentlicher Gerichtsverhandlungen ist auf das Nötigste reduziert worden und auch der Publikumsverkehr wurde stark beschränkt.

Landratsamt

Die Landkreis-Verwaltung konzentriert sich auf Corona-Management, will aber "soweit möglich nicht aufschiebbare Anliegen der Menschen bearbeiten", etwa Fahrzeugzulassungen oder die Auszahlung von Hilfen zum Lebensunterhalt. Für den nötigen Abstand soll (wo möglich) Ein-Zimmer-Besetzung, zeitversetztes Arbeiten oder Homeoffice sorgen. Für alle Besprechungszimmer bis zum großen Sitzungssaal und sogar für den Aufzug wurden Maximalbelegungen definiert.