Der Freistaat unterstützt die Einrichtung von Wlan-Hotspots in Gemeinden - Lauter lehnt aber dankend ab. Die Kommune geht lieber ihren eigenen Weg.
Werner Wolfschmitt hat sein Smartphone immer am Mann. Der Gemeinderat ist Nebenerwerbs-Landwirt und außerdem bei der Feuerwehr. Dort, wo er seinen Traktor geparkt hat, ist inzwischen einer seiner Lieblingsplätze, denn Wolfschmitt kann nun ohne einen Cent zu bezahlen seine Whatsapp-Nachrichten empfangen und verschicken: "Super", findet Wolfschmitt.
Auf dem Parkplatz vor dem Feuerwehrhaus, an das sich der Sportplatz der SpVgg
Lauter anschließt, kann jeder das drahtlose Internet (Wlan) kostenlos nutzen. Ohne Anmeldung. "Freifunk" heißt das Zauberwort, weswegen sich die Gemeinde gegen andere Angebote entschieden hat.
Günstigere Alternative
Denn Wlan wird auch auf dem Land immer wichtiger. Derzeit rüsten viele Gemeinden mit dem sogenannten Bayern-Wlan auf, ein Programm des Freistaats, das Wlan-"Hotspots" mitfinanziert.
Das Vorhaben klingt zunächst fantastisch: Der Freistaat will durch das Programm bis zu 20.000 dieser "Funkzugriffspunkte", in Bayern ermöglichen. Damit steige die Chancengleichheit für diejenigen, die sich keine Mobilfunkflatrate leisten könnten, heißt es. Außerdem sieht der Freistaat darin touristische Standortvorteile.
In jeder Kommune werden dazu zwei Anschlüsse mit jeweils bis zu 2500 Euro gefördert. Allerdings - und das ist der Haken - nur die Installationskosten würden darüber abgedeckt, sagt Lauters Bürgermeister Armin Postler (CSU). Verbunden mit dem Bayern-Wlan ist ein Vertrag bei Vodafone. Die laufenden Kosten müsse die Kommune tragen. Laut Postler wären das 84 Euro im Monat.
Störerhaftung wird umgangen
Deshalb geht die Verwaltung ihren eigenen Weg: "Wir haben das Programm gestoppt", sagt der Bürgermeister.
Die Gemeinde hat mit "Freifunk" eine günstigere Alternative entdeckt.
Möglich gemacht hat das Günther Fößel. Der 55-Jährige kümmert sich unter anderem bei Gemeinde, Feuerwehr und dem Sportverein um Computerangelegenheiten. Die Idee zum eigenen Wlan kam, als er Anfang des Jahres bei der Eröffnung des neuen Spielplatzes angesprochen worden war, dass nun noch drahtloses Internet am Sportheim fehlen würde.
"Ich hatte das zunächst abgetan, weil ich der Meinung war, dass das mit der Störerhaftung nicht so einfach ist", schildert Fößel sein Skepsis. Denn der Betreiber eines freien Internetfunknetzes haftet bei Missbrauch, wenn etwa verbotene Inhalte heruntergeladen werden. Ein Arbeitskollege der Uni Bamberg machte Fößel dann auf die "Freifunk"-Initiative aufmerksam, die diese Rechtshürde mit einer technischen Lösung umgeht.
Über einen zwischengeschalteten Router werden Verbindungen in das Datennetz von "Freifunk Franken" weitergeleitet über das die Anbindung an das Internet erfolgt. Durch das sogenannte Providerprivileg ist "Freifunk" von allen Haftungsansprüchen befreit. Das ist die Absicht von "Freifunk": Unabhängig von Anbietern wie Vodafone oder Telekom ein freies Wlan für alle zu schaffen, indem ein dezentrales, nicht-kommerzielles und kostenfreies Netz aufgebaut wird.
Der halbe Ort ist versorgt
Nach und nach überzeugte Fößel die Gemeinde, Feuerwehr und den Sportverein. Inzwischen ist das "halbe Dorf" mit freiem drahtlosen Internet ausgestattet. Das gesamte Gelände um das Feuerwehrhaus und das Sportheim seien abgedeckt: Nicht nur in den Räumen der Gebäude, auch unter anderem auf dem Kinderspielplatz sowie auf dem Sportgelände und dem Parkplatz davor hat man Empfang.
Fößel berichtet, dass am Sportplatz an manchen Spieltagen der Spielvereinigung 35 Geräte am Router angemeldet seien.
Bezahlen muss die Gemeinde dafür nichts. Und für diejenigen, die ohnehin einen Internetvertrag besitzen und über den "Freifunk"-Router ihr Netz für die Allgemeinheit öffnen, entstehen laut Fößel keine Mehrkosten.
Drahtloses Internet sei in Lauter besonders wichtig, sagt Bürgermeister Postler. "Hier ist der Mobilfunkempfang mit O2 ein Problem." Auch das könnte mit einem flächendeckenden Wlan gelöst werden.