Im Laufe des letzten Jahres entstand in der Justizvollzugsanstalt ein "Kunst am Bau"-Projekt. Dafür arbeitete Künstler Peter Groh mit Gefangenen des offenen Vollzugs zusammen.
"Das Rad bleibt nicht stehen - das Leben geht weiter", erklärt Peter Groh eine der wichtigsten symbolischen Eigenschaften des "Kraftfeld"-Projektes. Er hat Sträflinge im offenen Vollzug der JVA Ebrach dabei begleitet, ein Kunst-am-Bau-Projekt an der "Alten Mühle" der Jugendstrafanstalt auf die Beine zu stellen.
Der Impuls für dieses Projekt ging von Gerhard Weigand, dem Leiter der Justizvollzugsanstalt Ebrach, aus. Dieser wünschte sich etwas, das eng mit den Menschen in Verbindung steht, die dort leben müssen, wo das Kunstwerk letztendlich seinen Platz finden wird: in der Jugendstrafanstalt, neben dem renovierten Gebäude "Alte Mühle". Nachdem vor ziemlich genau einem Jahr die ersten Gespräche stattfanden, wurde das fertige "Kraftfeld" jetzt der Öffentlichkeit präsentiert.
Besonders der Hauptteil des Kunstwerks, das große stählerne Mühlrad, steht in engem Bezug zu dem Bauwerk selbst - es soll unter anderem die alte Geschichte der Mühle und ihre heutige Nutzung in Verbindung bringen. Allerdings wird dieses "Mühlrad" nicht mit Wasser angetrieben. Stattdessen muss es mit eigener Kraft bewegt werden - durch das Drehen entzündet sich dann ein Lämpchen.
"Ohne die eigene Kraft, ohne den eigenen Willen bekommen wir das Lämpchen nicht zum Leuchten", verdeutlicht Projektleiter Peter Groh, der seit sieben Jahren ehrenamtlich in der Anstalt tätig ist. Für die Gefangenen ist das Licht ein Symbol für das zukünftige Leben, für ihr "neues" Leben nach der Haftentlassung.
Die eine Seite des drei Meter hohen und 80 Zentimeter breiten Mühlrades bildet ein Spinnennetz, von dem man nicht loskommt, obwohl man das möchte - irgendwann kommt die Spinne und frisst
einen, erklärt Peter Groh die Gedankengänge der Häftlinge. Auf der anderen Seite sind einige Augen zu erkennen. Diese symbolisieren, dass man in der Strafanstalt ständig unter Beobachtung ist. Außerdem steht das Rad dafür, dass das Leben immer weitergeht.
Zum "Kraftfeld" gehören neben dem stählernen Rad auch alte Mühlsteine. Schwer und belastend stehen sie für das "alte" Leben der Gefangen, bevor sie in die JVA nach Ebrach gekommen sind. Den dritten und letzten Teil des Kunstwerkes bilden runde Sandsteine, die durch Stahlrohre verbunden wurden. Aus alten Steinen der barocken Mühlenanlage gefertigt, erinnern diese "Hanteln" an den Kraftraum in der JVA und symbolisieren somit Energie und Kraft, die die jugendlichen Strafgefangenen sich holen, um den Alltag in der Strafanstalt meistern zu können. Sechs mal sechs Meter misst das Areal, auf dem die verschiedenen Teile angeordnet wurden.
Die Einzelteile des "Kraftfeldes" sind an einigen Stellen bewusst unförmig, roh und rostig, und wirken so noch unvollkommen.
Zusammenarbeit wichtig Sowohl Bauamt, Gefängnisseelsorger, Bedienstete der Justizvollzugsanstalt Ebrach, die Betriebe der JVA Ebrach (Bau, Schlosserei, Bauverwaltung), ehrenamtliche Mitarbeiter und nicht zuletzt die Gefangenen selbst waren Mitwirkende am Entstehungsprozess des Kunstwerkes. Für Gerhard Weigand symbolisiert die entstandene "Kunst am Bau" ein "gesellschaftliches Netzwerk", ohne das Resozialisierung nicht funktionieren kann.
Den Mut des Bauamtes, sich in der heutigen Zeit auf ein Projekt einzulassen, bei dem von vornherein keineswegs klar war, was letztendlich dabei herauskommen würde - dies war für den Künstler Peter Groh, Kunsterzieher an der Freien Waldorfschule Haßfurt, eine der wichtigsten Erfahrungen beim "Kunst-am-Bau"-Projekt
"Kraftfeld". Den Bauprozess selbst bezeichnet er außerdem als "besonders sinnvoll", da nicht nur irgendetwas Fertiges aufgestellt, sondern selbst etwas erarbeitet worden sei.
Die Zahl der am Projekt beteiligten Gefangenen schwankte erheblich, weshalb von keinem verbindlichen Arbeitsplan ausgegangen werden konnte. Zum einen war dies aufgrund persönlicher Befindlichkeiten der 17- bis 24-Jährigen der Fall, zum anderen aufgrund der relativ kurzen Verweildauer im offenen Vollzug. Diese beträgt vier bis sechs Monate - die gesamte Projektdauer dagegen ein ganzes Jahr. Alle Gefangenen, die direkt am Projekt mitgearbeitet haben, wurden bereits entlassen.