Die Stadt Bamberg verfolgt mit der Übernahme der Pines-Siedlung das Ziel, möglichst schnell Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Ob der auch "bezahlbar" wird, ist angesichts des ins Auge gefassten Sanierungsaufwands allerdings fraglich.
Fünf Ordner voller Gutachten. Die Akten stehen im Büro des Stadtbau-Geschäftsführers Veit Bergmann - eine Art überdimensionaler Mängelliste für die Übernahme der ersten US-Siedlung durch die Stadt. Als künftiger Eigentümer von acht Blocks mit 103 Wohnungen sieht das kommunale Wohnungsbauunternehmen mit Argusaugen auf die Bausubstanz: "Wir haben jede Wohnung untersucht, sind durch jedes einzelne Abwasserrohr durch", sagt Veit Bergmann und zeigt auf einen verschütteten Kanalschacht im Umfeld der so genannten Pines-Area. Er weiß: "Den Kanal frei zu machen, kostet rund 2000 Euro." Aber nicht die Stadtbau: Die Summe wird vom Kaufpreis der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) abgezogen.
Verstopfte oder eingewachsene Kanäle sind das geringste der Probleme, die die Experten über die Siedlung hinter dem Kasernenzaun an der Zollnerstraße zusammengetragen haben. Einfach den Zaun einzulegen und die Wohnungen aufzusperren, wie man es sich in der Initiative "Armygelände in Bürgerhände" wünscht, geht schon wegen der an das deutsche Netz anzuknüpfenden Leitungstrassen nicht. Gleichwohl verfolgt die Stadtbau GmbH nach eigenem Bekunden das gleiche Ziel wie die engagierten Bürger. Sie will "akzeptable Mieten und günstige Verkaufspreise" anbieten.
Doch auf dem Weg dahin sieht man sich vor einer Menge praktischer Hürden. Bergmann spricht von einem Spannungsfeld zwischen den Verkaufsvorstellungen der Bima und dem Versprechen, bezahlbaren Wohnraum möglich zu machen.
Konkret heißt das: Das Wertermittlungsverfahren, das bei den "Pines" zur Anwendung kommt, begünstigt aufwändige Sanierungen, da diese vom Kaufpreis abgezogen werden. Was gut für die Stadt sein mag, hat aber Konsequenzen für den Wohnungsmarkt und die künftigen Mieter oder Eigentümer, die diese Leistungen bezahlen müssen, auch wenn sie sie vielleicht gar nicht wollten.
"Bäume pflanzen" für die Böden
Zum Beispiel die viel zitierten Böden: Die Stadtbau sieht sich bei dem Ziel, die umstrittenen Beläge mit einer PAK-Belastung im Kleber zu entfernen, durch die Empfehlungen renommierter Fachleute bestätigt, die auch von der Möglichkeit, nachträglich zu sanieren, abgeraten haben. 11.000 Quadratmeter Holzparkett sollen alleine in der Pines-Siedlung entfernt und in einem ersten Schritt durch Linoleum ersetzt werden. Ob es die Wohnungssuchenden in und um Bamberg tröstet, dass die Stadtbau im Gegenzug ein Zeichen setzen und die Aktion des jugendlichen Baum-Aktivisten Felix Finkbeiner unterstützen will? Bergmann verspricht, dass für jeden abgerissenen Quadratmeter Parkettboden ein Baum gepflanzt wird. Macht dann 11.000 Bäume alleine für die "Pines".
Sind auch die Dächer fällig?
Ähnlich denkt der Stadtbau-Chef auch bei anderen Gewerken. Natürlich könne das Dach noch zehn Jahre halten, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch die Ziegel neu zu machen, wenn das Gerüst schon einmal steht, sei langfristig wirtschaftlich und sende ein schon von außen erkennbares Signal aus, dass es hier im Viertel aufwärts geht.
"Vorsorglich" sehen die Stadtbaupläne schon heute den Umbau der 100 bis 120 Quadratmeter großen Wohnungen in kleinere Einheiten vor, sollten die Interessenten der Stadtbau nicht doch die Bude einrennen. Bergmann glaubt nicht daran. Man habe in den letzten Monaten die Erfahrungen gemacht, dass es Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen sind, die mit Abstand am meisten nachgefragt sind. Laut Bergmann gab es für Wohnungen über 100 Quadratmeter bei der Stadtbau seit Januar nicht mehr als 31 Anfragen.
Ob es an der Klientel des kommunalen Wohnungsbauunternehmens liegt? Das vermeintliche Desinteresse für große Wohnungen steht jedenfalls in eklatantem Widerspruch zu den Erkenntnissen des Mietervereins Bamberg und der Bamberger Familienverbände, die in der Vergangenheit mehrfach den Mangel an großen Wohnungen in Bamberg angeprangert hatten. Auch in der Bewerberliste mit mittlerweile 300 Interessenten für die Pines-Siedlung dominiert auf den ersten Blick der Wunsch nach großen Vier-Zimmer-Wohnungen. Etwa ein Drittel der Interessenten bekundet zudem das Interesse, die Wohnungen zu kaufen.
Freilich stellt sich die Frage, ob ein Kaufpreis von deutlich unter 2000 Euro pro Quadratmeter, wie ihn Konversionsreferent Christian Hinterstein als Zielmarke ausgegeben hatte, überhaupt machbar ist angesichts der ins Auge gefassten umfangreichen Sanierungen. Bergmann macht auf Nachfrage keine Hoffnung, dass er dies für ein realistisches Ziel hält.
So sehen die Pläne Aufzüge zum Kostenpunkt von rund 70.000 Euro pro Haus ebenso vor wie die aufwändige Aufrüstung der Fassadendämmung. Dafür sollen die derzeit auf dem 36-Zentimeter-Mauerwerk aufgebrachten sechs Zentimeter starken Polystyrol-Matten entfernt und durch 14 Zentimeter starke Matten ersetzt werden, "um die Nebenkosten zu senken". "Es wäre ja nicht gut, wenn zu einer Miete von 4,50 Euro noch drei Euro Nebenkosten pro Quadratmeter dazukämen", sagt Bergmann.
Ausbau in zwei Standards
Beschlossen hat der Aufsichtsrat der Stadtbau in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause, dass etwa 40 von 100 Wohnungen verkauft werden sollen. Ob zu einem erschwinglichen Preis, erscheint jedoch fraglich angesichts der vorliegenden Fakten. Bergmann beziffert den voraussichtlichen Sanierungsaufwand der Stadtbau mit rund rund 1500 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommt noch der Verkaufserlös für die Bima. Bei vergleichbaren Wohnungen im Bundesgebiet soll die Bima zwischen 400 und 800 Euro pro Quadratmeter erzielt haben. Neu ist auch, dass die Mietwohnungen jetzt in zwei Ausbaustandards angeboten werden sollen. Auf einem einfachen und einem gehobeneren Niveau - zu Mieten zwischen fünf und sechs Euro.
Keine Vorteile beim Kaufpreis
Christine Lawrence von der Initiative "Armygelände in Bürgerhände" bezweifelt, dass die bis zuletzt bewohnten Pines-Häuser an der Zollnerstraße tatsächlich einen so hohen Sanierungsaufwand verursachen. Es sei ein Trugschluss zu glauben, dass die Stadt dadurch Vorteile beim Kaufpreis habe. "Es ist nicht die Bima, die die Sanierungen zahlt, sondern der Bürger, der höhere Kaufpreise und teurere Mieten in Kauf nehmen muss", sagt Lawrence.
Die Sprecherin erinnert an das von allen Fraktionen gegebene Versprechen, auf dem Kasernengelände bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Durch Aufzüge oder neue Dacheindeckung würden die Pines-Wohnungen ohne Not verteuert. Lawrence hat Zweifel, dass Aufzüge in dreigeschossigen Häusern wirklich notwendig sind.
ich wohne glücklich und zufrieden auf dem Land und in die Stadt fahre ich nur, wenn ich zum Zahnarzt muss oder für Besorgungen, die nur in Bamberg möglich sind - viele sind das aber nicht. Somit habe ich auch keine Möglichkeit, bei den nächsten Kommunalwahlen durch das RICHTIGE Kreuzchen eine Änderung in der Stadtführung herbeizuführen.
SIE, liebe Bamberger, SIE haben diese Möglichkeit.
Bis dahin, geben Sie nicht auf und gehen Sie gegen diese Machenschaften der Bamberger Immobilienlobby vor. Es muss doch jemanden geben, der einen gehörig großen Popo in der Hose hat und diesen Herrschaften das Handwerk legt.
@omalinsi schreibt es doch, was für Schrott hier an deutsche (Bamberger) Bürger vermietet wird - und das auch garantiert nicht für 3 Euro für den Quadratmeter Wohnraum.
@Frankenfun beschreibt, wie sich die Amis um den Erhalt der US-Wohnungen gekümmert haben. Mehr braucht ein Bamberger dann doch auch nicht und er will es auch gar nicht.
So langsam fange ich, und das sogar als eigentlich Außenstehender, mich zu ärgern an über so viel Dreistigkeit.
Lasst Euch das nicht g´falln.
Was ich noch ergänzen wollte, ich wohne auf dem Land ZUR MIETE und habe Gott sei Dank einen Vermieter, der mir nicht das Fell über die Ohren zieht und sich auch um den Erhalt des Gebäudes sehr bemüht, ohne jeden ausgegebenen Euro gleich auf die Miete umzulegen. So was gibt´s tatsächlich auch noch.
kann man die Verantwortlichen Planer, Sachverständigen, Stadtverwaltung, Stadträte und den OB nicht einfach mal so durch Volksentscheid abwählen? Es kotzt einen an, welche Argumente da herangezogen werden, nur um der IMO-Mafia einen Gefallen zu tun. Wer hat in vergleichbaren Häusern z.B. in der Zollnerstrasse ab Weißenburger Str. Richtung Bahnhof schon eine grundsanierte Wohnung mit Aufzug? Schaut euch doch mal diese teils armseligen Häuser an, bevor ihr intakte Häuser aus Profitgier neu saniert und damit für die Famielen unerschwinglich macht....
Im Vorfeld der letzten Wahl des Oberbürgermeisters sind beispielsweise Machenschaften wie das massive Verschieben städtischer Schuldenlast auf die stadteigenen Gesellschaften lang und breit in den Medien ausgebreitet und diskutiert worden. Auch der nahezu vollständige Abbau der Rücklagen wurde ausführlich angesprochen.
Resultat: Der hierfür verantwortliche Amtsinhaber wurde mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt.
Und die jüngste Neuwahl des Stadtrats erbrachte ebenso eine Verfestigung der Verhältnisse.
Der Souverän, die wahlberechtigte Bevölkerung, hat also gesprochen.
Bitte? Die geringe Wahlbeteiligung belegt eine geringe Legitimation der gewählten Volksvertreter?
Wer zu bequem ist, seine Stimme abzugeben, belegt vielmehr, daß er an den Verhältnissen nichts ändern will - ihm allerdings auch egal ist, wenn und in welche Richtung sich etwas ändert.
"Die allerdümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber", heißt es nicht zu Unrecht.
über meinen Arbeitgeber in den letzten 30 Jahren viele Baustoffe in die Kaserne geliefert.
Die letzte Lieferung mit ca. 6000 € Material war ca. 4 Wochen bevor die letzten 60 Soldaten abgezogen sind.
Die US-Armee hat meines Erachtens nach die Wohnungen immer in einem Topzustand gehalten, wovon ich mich in vielen Besuchen über die Jahre hinweg selbst überzeugen konnte.
Wo jetzt diese hohe Sanierungskosten herkommen sollen ist mir völlig schleierhaft
Wenn man ein Haar in der Suppe sucht findet man eins, zur Not muss man halt ein eigenes reinlegen.
Wenn die Stadtbau ihre jetzt vorhandenen eigenen Wohnungen so akribisch untersuchen würde wäre wohl keine einzige Wohnung dabei die nicht dringend saniert werden müsste.
Und Asylbewerber können ohne größere Sanierung kurzfristig einziehen? Gelten hierfür andere Maßstäbe?
Und nochwas: wie sollen bei einem 36 cm Mauerwerk mit 6 cm Zusatzdämmung noch 3 € Nebenkosten pro qm hinzukommen??
Wir wohnen seit 20 Jahren in einem Haus mit 165 qm Wohnfläche und 36 cm starkem Mauerwerk ohne Dämmung und sind meilenweit davon entfernt....
wären unter Garantie in den nächsten 10 bis 15 Jahren nicht neu gedeckt worden, wären die Amerikaner nicht abgezogen. Es ist doch Leuteverblödung, wenn der Stadtbau-Chef behauptet, nur weil jetzt ein Gerüst steht müssten die Dächer neu eingedeckt werden. Ich will mir auch nicht vorstellen, dass die Amis ihre Soldaten nebst Familien in dreckverseuchten Wohnungen hätten hausen lassen. Plötzlich aber ist alles marode.
Und wie Forumsteilnehmer GeorgF oben bemerkt, müssten dann wohl die Mehrzahl aller Stadtbauwohnungen dringend saniert werden. Nicht wenige Menschen gehen schließlich im Landkreis nach Wohnungen suchen, weil es in Bamberg erstens wenig Bezahlbares und zweitens noch viel mehr Unzumutbares an Wohnraum gibt.
Da bringt man mal eben schnell ein paar Hundert Asylbewerber in den Ex-Ami-Häusern unter; das schreckt dann vielleicht die hiesigen Wohnungssuchenden ab.
Was tut man nicht alles, die Mietpreise in Bamberg hoch zu halten. Die Geldlobby sitzt schließlich im Stadtrat und die Stadtbau ist ein städtisches Unternehmen. Klüngel unter sich - wie es sich gehört.
"Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden ................. meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“
Vorstehend der Amtseid nach dem deutschen Grundgesetz; hab das mal rausgegoogelt. Gilt für den Bundespräsidenten und für alle Bundesminister. Aber nachdem die sich da nix drum scheren, warum sollten dann Kommunalpolitiker und Stadt- bzw. Gemeinderäte sich daran halten ? Es ist doch viel einfacher und lukrativer, die Bevölkerung für blöde zu verkaufen.
Schlecht könnt´s einem werden .................