Innovative Baukultur steht im Mittelpunkt einer Internationalen Bauaustellung, wie sie zur Zeit in Hamburg stattfindet. Dort haben vor allem die Wasserhäuser Interesse ausgelöst - auch bei Käufernt. Foto: IBA Hamburg, Johannes Arlt.
Auch das Thema preiswerter Wohnungsbau spielt auf der IBA in Hamburg eine wichtige Rolle. So genannter "Woodcube". Foto: IBA Hamburg, Bernadette Grimmenstein.
Bamberg lässt prüfen, ob eine Internationale Bauausstellung bei der Umwandlung des US-Geländes helfen könnte. Dabei geht es um neue Fördermittel, um Kreativität und kostensparendes Wohnen. Freilich kostet eine solche Schau auch Geld. In Hamburg beträgt der Etat über 90 Millionen Euro.
Carsten Jonas hat einen Traum: Bamberg-Ost, bisher das Stiefkind der Bamberger Stadtentwicklung, die klassische B-Lage, wie der frühere Bamberger Baureferent sagt, könnte in wenigen Jahren ein Vorzeigestadtteil werden - mit preiswertem Wohnungsbau, ökologisch-energetischen Modellprojekten, ein neues Stücke Welterbe östlich der Bahnlinie.
Ob diese Vision eintrifft oder nicht, haben die Bürger Bambergs selbst in der Hand. Die Konversion ist eine Chance, wie sie nur ganz wenige Städte in ihrer Geschichte erhalten, meint nicht nur Jonas: 435 Hektar der ehemaligen US-Garnison, ein Zehntel der Stadtfläche, können dem Stadtkörper wieder einverleibt werden. Doch risikolos ist dieser Prozess nicht: "Ich habe die Sorge, dass das Gebiet zugunsten von Einzelinteressen und dem Wunsch von Investoren folgend zerstückelt wird und alte Fehler wiederholt werden. Was wir brauchen, ist eine qualitätvolle, öffentlich einsehbare und für bürgerschaftliche Mitwirkung geeignete Gesamtplanung. Wir brauchen bezahlbaren Wohnungsbau und Flächen für nicht produzierendes Gewerbe", sagt Jonas. Impulse für ein Problemviertel Einen ersten Schritt ist die Stadt in diesem Prozess bereits gegangen, indem sie einen groß angelegten Prozess der Bürgerbeteiligung angestoßen hat. Anfang September werden Interessierte in einem öffentlichen Forum über die Ziele für die Konversion in Bamberg diskutieren. Dabei geht es auch um die Durchführung einer Internationalen Bauaustellung (IBA).
Was das ist, dürften die wenigsten Bamberger wissen, auch wenn Bamberg 2012 ein durchaus ähnliches Instrument der Stadtentwicklung kennengelernt hat - die Landesgartenschau auf der Erba-Insel. Vergleichbar einer solchen Großveranstaltung soll auch eine IBA Impulse für ein vormaliges Problemviertel geben - freilich durch innovative Architektur und Gestaltung, moderne Bauformen und die Zurschaustellung der Objekte vor einer internationalen Öffentlichkeit.
Wie so eine IBA einen Stadtteil umkrempeln und Bewohner wie Besucher gleichermaßen begeistern kann, lässt sich derzeit im Hamburger Süden erleben. Hier gelangen zentral gelegene, aber lange vernachlässigte Stadtteile in den Fokus der Stadtentwicklung, allen voran Wilhelmsburg, die Veddel und der Harburger Binnenhafen. Freilich ist eine solche Veranstaltung nicht umsonst zu haben: Finanziert wird das Vorhaben mit über 90 Millionen Euro aus Sonderinvestitionsprogrammen der Freien und Hansestadt Hamburg. Zum Vergleich: Die Landesgartenschau in Bamberg warf Kosten von über 30 Millionen Euro auf - ohne Abzug der Einnahmen gerechnet. Es war Carsten Jonas, der die Idee, die Konversion in Bamberg für eine Internationale Bauaustellung zu nutzen, als erster öffentlich formuliert hat. Jonas verfasste unter dem Motto "Im Osten was Neues" einen Aufruf, der inzwischen von über 100 Bürgern unterschrieben wurde. Darin fordern sie, Bamberg möge sich "neben seiner aus der Vergangenheit gespeisten Qualität als Teil des Weltkulturerbes für die Zukunft als innovative Stadt der Moderne präsentieren".
An Unterstützern für diese Idee mangelt es nicht. Anfangs skeptisch hat sich auch Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) von einer Besichtigungstour auf der IBA in Hamburg überzeugen lassen. "Es war beeindruckend zu sehen, wie hier innovative Baukultur dazu beiträgt, ein ehemaliges Problemviertel aufzuwerten." Freilich sei klar, dass die Hamburger Dimensionen für Bamberg ein bis zwei Nummern zu groß seien. Stadtrat gab grünes Licht Auch der Stadtrat hat nach einem Antrag der GAL-Fraktion bereits vorsichtig grünes Licht gegeben. Es soll in einem ersten Schritt geprüft werden, ob eine solche Schau, angepasst an Bamberger Dimensionen, machbar wäre und welche Vor- und Nachteile damit verbunden wären. Zumindest GAL-Chefin Ursula Sowa sieht die Bauausstellung als große Chance, das Konversionsgelände in Bamberg wieder zum Blühen zu bringen - durch den Ansporn zu höchster architektonischer Qualität, durch das Festlegen sozialer Ziele, aber auch durch das zusätzliche Einspielen von Fördermitteln von Bund, Land und Europäischer Union. Die erste "IBA" in Bayern Einen besonderen Effekt verspricht sich die Architektin durch den Umstand, dass Bamberg die erste Stadt in Bayern wäre, die eine Internationale Bauausstellung durchführt. "Bambergs Konversionsprozess mit einer IBA zu verbinden, wäre für Bayern ein Aushängeschild und für unsere Welterbestadt ein würdiges Pendant zur denkmalgeschützten Altstadt."
Vor allem in Fachkreisen stößt die Idee einer IBA auf Zustimmung. Etwa der Planer Christoph Gatz, bekannt durch den modernen Anbau an der Villa Concordia und das Levi-Strauss-Museum. Gatz findet die Idee einer IBA in Bamberg vor allem deshalb elektrisierend, weil es nur durch Wettbewerbe möglich sei, hohe Qualitätsansprüche zu realisieren. Für Gatz braucht es eine Initialzündung, um die Standortprobleme von Bamberg-Ost in den Griff zu bekommen. Auf der Erba gelang dies durch die Universität, den Bau des Fischpasses und die Durchführung der Landesgartenschau. Von einem Problemviertel spricht hier seither niemand mehr. Freilich gibt es auch zurückhaltende Stimmen. Stadtplaner Markus Schäfer fragt sich, ob es wirklich realistisch sei, zu glauben, dass Bamberg den Zuschlag für eine IBA bekommen könne. Die Stadt, in der so mancher Architektenwettbewerb eingestampft worden sei, habe sich in jüngster Zeit nicht gerade durch eine hohe Planungs- und Baukultur ausgezeichnet. Dennoch sieht auch Schäfer die Vorteile einer solchen Schau - zusätzliche Fördermittel und innovative Ideen nach Bamberg zu holen, wie sie gerade Bamberg-Ost nötig habe. Eine IBA könne dazu beitragen, dass in Bamberg Dinge entstehen, an denen Investoren aus Renditegründen kein Interesse hätten: eine großzügige Durchgrünung etwa und bezahlbaren Wohnraum.
Das wäre in der Tat ein doppelter Befreiungsschlag. Denn die Verhinderung einer Militärbrache ist nur das eine Thema. Das andere ist der Wohnungsmangel. Bereits im Frühling haben die Autoren des Stadtent-wicklungskonzepts festgestellt, dass Familien mit mittlerem Einkommen aus der Stadt mehr und mehr verdrängt zu werden drohen - eine bedenkliche Entwicklung.
Würde eine Bauausstellung diese Auswüchse dämpfen und neue grüne Stadtteile in Bamberg-Ost mit besserer Anbindung an die Stadtmitte begründen, wäre das ein Traum, den sicher nicht nur Experten träumen könnten. Im Osten was Neues - davon hätte ganz Bamberg etwas.
Schon wieder leuchten die Augen: Man hat eine Idee, wie man uns Bürgern erneut für ein Großprojekt Millionen entlocken kann. Aus der Begeisterung dafür kann man entnehmen, dass das wichtigste Thema ganz auf der Strecke bleiben soll, denn es wird strikt ignoriert: der Naturschutz.
Der Hauptsmoorwald ist Bannwald. In diesem Begriff steckt auch, dass Gewinnstreben und Flächenfraß gebannt werden müssen.
Wenn Bamberg Ost, als Stiefkind in diesem Artikel bezeichnet wird, ist dann Südwest der verlorene Sohn?
Schon wieder leuchten die Augen: Man hat eine Idee, wie man uns Bürgern erneut für ein Großprojekt Millionen entlocken kann. Aus der Begeisterung dafür kann man entnehmen, dass das wichtigste Thema ganz auf der Strecke bleiben soll, denn es wird strikt ignoriert: der Naturschutz.
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