Könnten wieder Züge nach Schlüsselfeld fahren?

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Auf der Steigerwaldbahn fährt nur ein Güterzug pro Tag. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Strecke auch wieder für Personenverkehr genutzt werden könnte.

Gut 40 Jahre ist es nun her, dass auf der Bahnstrecke Strullendorf - Schlüsselfeld der letzte reguläre Personenzug fuhr. Aber im Gegensatz zu anderen Nebenbahnstrecken wie Strullendorf - Ebrach und Bamberg - Scheßlitz ist das Gleis noch vorhanden. Und es wird sogar genutzt. Werktäglich rollt ein Güterzug mit rund 400 Tonnen Stahldraht zu einer Firma nach Schlüsselfeld. Allerdings sehr langsam mit Maximaltempo 20. Denn Teile der im Jahr 1900 fertiggestellten Strecke, vor allem die zahlreichen Brücken, sind marode und dringend sanierungsbedürftig.

Ob nach einer entsprechenden Ertüchtigung auch Personenverkehr möglich sein könnte, diese Frage tauchte nun am Rande auf, als der Kreisausschuss einen Zuschuss zum Sanierungskonzept des Streckenbetreibers Bayerische Regionaleisenbahn GmbH (BRE) beschloss. Denn in der Diskussion um das "Intermodale Mobilitätskonzept" hatte sich herauskristallisiert, dass Orte mit Bahnanschluss beim Nahverkehr einen Standortvorteil haben. Das gilt nicht nur für die Hauptverbindung von Altendorf bis Zapfendorf oder für Oberhaid an der Bahnlinie nach Würzburg, sondern auch für die Nebenstrecke nach Ebern.


Gedrosselte Geschwindigkeit

Die Nebenstrecke Schlüsselfeld - die einst auch Elsendorf, Wachenroth, Mühlhausen, Steppach, Sambach, Wingersdorf, Frensdorf und Pettstadt mit Bamberg verband - taucht im Mobilitätskonzept gar nicht auf. "Es wurde bei der Regionalkonferenz angesprochen, aber nicht vertieft", erinnert sich der Schlüsselfelder Bürgermeister Johannes Krapp (CSU). Es sei wohl aus Kostengründen verworfen worden. "Natürlich würden wir uns sehr freuen", sagt Krapp bei der Vorstellung, dass es für Schlüsselfeld Personenverkehr auf der Schiene geben könnte. Er ist aber Realist genug, den Erhalt der Strecke zunächst als wichtig für den Wirtschaftsstandort und dann erst als strategische Option zu sehen. "In zehn, 20 oder 30 Jahren kann es ganz anders aussehen."

Klar ist auch, dass das von der BRE vorgelegte Sanierungskonzept nicht für den Personenverkehr ausreichen wird. Zumal fast die ganze Betriebsinfrastruktur verschwunden ist. Bahnhöfe wurden verkauft oder abgerissen, Bahnsteige rückgebaut. Die Gesamtinvestitionen sollen sich in den kommenden zehn Jahren auf 1,5 Millionen Euro summieren. Sieben Prozent davon übernimmt der Landkreis Bamberg, mit acht Prozent wird sich die Stadt Schlüsselfeld daran beteiligen. Das sind jährlich Summen im niedrigen fünfstelligen Bereich. "Das wir wohl reichen, dass die Güterzüge wieder mit Tempo 40 bis 50 fahren können", schätzt Krapp. Vor fünf Jahren hatte BRE-Geschäftsführer Gerhard Curth 50 km/h als Ziel genannt. Für Personenverkehr sollten es aber schon mindestens 80 Stundenkilometer sein.

Der zeitliche Aspekt, dass sich die jetzt geplante Sanierung bis ins Jahr 2027 hinziehen wird, hat sicher dazu beigetragen, dass die Strecke nicht ins Mobilitätskonzept aufgenommen wurde, das in wesentlichen Teilen bis 2024 umgesetzt werden soll. Den Wert einer Schienenanbindung betonten im Kreisausschuss auch Krapps Amtskollegen Max-Dieter Schneider (Ebrach/SPD) und Ekkehard Hojer (Baunach/BBL).


Schwesterstrecke plattgemacht

Während Hojer die Anbindung an die Agilis-Bahn zwischen Bamberg und Ebern zu schätzen weiß, hat Schneider ganz andere Erfahrungen gemacht. Auf der 1904 als Schwesterbahn zur Schlüsselfelder Strecke eröffneten Verbindung Strullendorf - Ebrach wurde bereits 1961 der Personenverkehr und 1999 der Güterverkehr eingestellt. 2006 wurde die Strecke komplett abgebaut. "Da ist einiges platt gemacht worden", bedauert Schneider.

Das scheint der Strecke nach Schlüsselfeld erspart zu bleiben. Auf absehbare Zeit wird es aber bei den Gütertransporten und den gelegentlichen Nostalgie- und Sonderfahrten bleiben, die die Interessengemeinschaft Oberfränkische Steigerwaldbahn organisiert.