Bamberg
Situation im Krankenhaus

"Es geht an die Substanz": Mitarbeiter des Klinikums Bamberg reicht Kündigung ein - und übt heftige Kritik

Das Klinikum Bamberg hat derzeit mit massiven Problemen zu kämpfen. Nun berichtet ein Mitarbeiter aus dem Arbeitsalltag, bei dem zuletzt immer mehr "auf der Strecke geblieben" sei.
Klinikum Bamberg: Mitarbeiter reicht Kündigung ein - und übt heftige Kritik - "geht an die Substanz"
Das Klinikum Bamberg hat eine wichtige Stellung bei der medizinischen Versorgung in der Region. Doch ein Mitarbeiter schildert nun, Beschäftigte würden hier vermehrt ihren Job kündigen. Foto: geralt/pixabay.com (Symbolbild); Ralf Welz/inFranken.de; Collage: inFranken.de
  • Klinikum Bamberg: Mitarbeiter kündigt seinen Job - Druck sei zu groß
  • Ex-Beschäftigter berichtet von "sehr negativer Stimmung" - er beobachtet Abwanderung
  • Patienten "immer unzufriedener": Menschliches und Soziales bleibe auf der Strecke
  • "System über Jahre kaputtgespart": Klare Forderung an Politik 

Für Michael (Name von der Redaktion geändert) ist seine Zeit als Mitarbeiter des Klinikums Bamberg vorbei. Er entschied sich nach eigener Aussage vor einigen Monaten bewusst dafür, zu kündigen. Das beobachte er auch zunehmend bei anderen Beschäftigten im Haus, erklärt er gegenüber inFranken.de. Das Bamberger Klinikum hat derzeit mit massiven Problemen zu kämpfen - unter anderem wegen Personalmangels - und befürchtet in den kommenden Monaten einen Zusammenbruch der medizinischen Versorgung, wie eine Sprecherin jüngst gegenüber unserer Redaktion bestätigte. 

Ex-Beschäftigter berichtet von Arbeit im Klinikum Bamberg - "sehr negative Stimmung"

Zu wenig Personal und zu viel Zeitdruck sind ein nicht erst seit diesem Jahr häufig geäußertes Problem in deutschen Kliniken. Michael habe in den vergangenen Jahren beobachtet, wie sich die Situation immer mehr zugespitzt habe. "Es wird immer mehr Arbeit, mit immer weniger Personal", betont er. „Es haben sehr viele Leute jetzt auch gekündigt“, so seine Beobachtung.

Zusätzlich zu gesundheitlichen Problemen in den vergangenen Jahren habe er bei sich selbst gemerkt: "Es geht an die Substanz. Der Stress wird immer mehr. Die Patienten werden immer unzufriedener. Sie müssen immer länger warten. Es bleibt viel auf der Strecke, vor allem das Menschliche und Soziale." Im Klinikum herrsche "eine sehr negative Stimmung", berichtet er. Ein großes Problem sieht er in einer gesellschaftlichen mangelnden gesellschaftlichen Wertschätzung medizinischem Personal gegenüber. "Es nützt nichts, einfach nur zu klatschen. Wer soll denn die Leute irgendwann einmal pflegen?"

"Wenn die Politik nicht mit aller Macht dagegen steuert, laufen wir auf eine Vollkatastrophe zu - sei es im Krankenhaus oder Altenheim", so Michael. "Es muss sich was ändern. Meiner Meinung nach gehören Krankenhäuser nicht in private Hände. Ein Krankenhaus dürfte keine Gewinne erwirtschaften. Es gehört wieder in die öffentliche Hand und die Fallpauschalen müssen vor allem abgeschafft werden", fordert er.

"System über Jahre kaputtgespart": Mann richtet massive Vorwürfe an Politik

Der Staat müsse viel mehr in die Krankenhäuser investieren, so seine Forderung. "Er hat das System über Jahre hinweg kaputtgespart und diesen Beruf absolut unattraktiv gemacht, weil den Menschen zu viel abverlangt wird." Dazu gehöre etwa, die Gehälter anzuheben. "Mir hat einmal eine Schwester gesagt, sie stehe jeden Tag mit einem Bein im Gefängnis, wegen ihrer großen Verantwortung."

Diese müsse auch angemessen bezahlt werden, findet er. Der Ex-Mitarbeiter hingegen habe das Gefühl, Bilanzen ständen im Vordergrund. 
So seien aus seiner Sicht mehr Entlastungen notwendig, wobei für viele Beschäftigte "freie Zeit fast schon ein Luxus" sei und sie häufig einspringen müssten, "weil plötzlich Leute ausfallen".

"Wir sind alle irgendwann einmal auf Hilfe angewiesen", macht er zum Schluss deutlich. Das Klinikum Bamberg habe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen, erzählt Michael. Was er in jedem Fall bereits vermisse, seien seine Kolleginnen und Kollegen

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