Kindern die Gelegenheit zum Trauern geben

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Ein eher seltenes Bild: Kinder auf dem Bamberger Friedhof.Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Ein eher seltenes Bild: Kinder auf dem Bamberger Friedhof.Foto: Ronald  Rinklef/Archiv

"Sehr gut" findet Konrad Göller, der Vorsitzende des Hospizvereins Bamberg, die Idee von Friedhofsführungen für Kinder. Er erfuhr erst durch die Anfrage des FT davon und kann sich vorstellen, dass Ehrenamtliche aus dem Verein das Angebot unterstützen würden, wenn dies gewünscht ist.

Göller bestätigt einen Bedarf aus seinen Erfahrungen im Verein. Man erlebe oft, dass Eltern in falsch verstandener Sorge versuchen, Kindern und Jugendlichen die Konfrontation mit dem Sterben zu ersparen: "Ich glaube, dass Kinder und Jugendliche pseudo-geschützt werden." Wenn jemand stirbt, der ihnen nahe steht, seien junge Leute berührt und müssten die Möglichkeit haben, sich auszudrücken. Sie täten das viel unbefangener und direkter als Erwachsene.

Der Hospizverein macht seit drei Jahren gute Erfahrungen mit extra Angeboten für trauernde Kinder und Jugendliche. Es gibt eine offene Trauergruppe, in der vor allem gesprochen - und geweint - wird. Und es gibt Freizeiten mit Pferden. Laut Göller hat sich daraus eine feste Gruppe entwickelt, die sich trifft und ein richtiges Netzwerk gebildet hat. Auch Eltern kämen manchmal dazu.

Trauer zulassen


Göller weiß aus eigenem Erleben in der Hospizarbeit, dass es Erwachsenen schwer fällt, bei Kindern und Heranwachsenden Trauer zuzulassen und damit umzugehen. Der Vorsitzende rät, sie unbedingt auch am Abschied von einem lieben Menschen zu beteiligen. Sie seien dazu besser in der Lage als viele Erwachsene. Er schildert das am Beispiel seines damals 14-jährigen Sohns. Dieser besuchte seinen todkranken Opa auf der Intensivstation und blieb lange bei ihm.

Als der Großvater am nächsten Tag starb, sei der Junge spazieren gegangen und habe viele Tränen um einen Menschen vergossen, dem er nahe stand. Weil er Gelegenheit hatte, sich von ihm zu verabschieden, habe er den Verlust gut verarbeitet. "Auch todkranke Kinder sind stark und realistisch", sagt Göller. Nicht selten seien sie durch ihren offenen Umgang mit dem nahen Ende eine große Hilfe für ihre verzweifelten Eltern.