Nachdem der private Investor ausgestiegen ist, will der Staat das 6-Millionen-Vorhaben bei Ebrach realisieren.
Fast ein Dreiviertel Jahr lang herrschte Funkstille über den Baumwipfeln des Steigerwaldes, die ein Pfad in luftiger Höhe erlebbar machen soll. Dann rief Staatsminister Brunner am Dienstag den Ebracher Bürgermeister an. Doch der hatte zwecks Terminen das Handy aus. So gab's auch für ihn die gute Nachricht erst am Mittwoch, dafür aber von Staatsminister Helmut Brunner persönlich: Der Freistaat Bayern nimmt sich des Baumwipfelpfad-Projektes an. Damit es voran geht, nachdem der private Investor nun definitiv abgesprungen ist.
Das vom Staat errichtete und betriebene Nachhaltigkeitszentrum im Handthal wird in Kürze eröffnen. Gleiches war für den Baumwipfelpfad bei Ebrach geplant, da beide Einrichtungen nach Wunsch der Staatsregierung einander ergänzen und den Steigerwald touristisch beleben sollen.
Stillstand seit Juli Seit Juli letzten Jahres, so Bürgermeister Schneider auf Nachfrage, hatte sich in punkto Baumwipfelpfad, zumindest seitens des Investors, nichts mehr getan. Wobei die Marktgemeinde Ebrach alle die ihr möglichen und nötigen Voraussetzungen baldmöglichst geschaffen hatte. Seitens des Investors, der Erlebnis Akademie Bad Kötzting, habe es dann nur "eine Ausflucht nach der anderen" gegeben, so Schneider.
Bis Ostern dieses Jahres feststand, dass die Akademie aus dem Projekt aussteigt. Landwirtschaftsminister Brunner hatte Schneider allerdings um Stillschweigen gebeten, angesichts der nötigen Verhandlungen und Beschlüsse, die erforderlich waren, damit der Staat in das sechs Millionen Euro teuere Vorhaben einsteigen kann. Deswegen war es Schneider bislang nicht möglich, die immer wieder kehrenden Nachfragen anders als kryptisch zu beantworten.
Seit Dienstagmittag jedenfalls ist das Geheimnis um die Zukunft des Baumwipfelpfades gelüftet. Die Bayerischen Staatsforsten werden das Millionen teuere Leuchtturm-Projekt selbst schultern. Das hat das Bayerische Kabinett auf Vorschlag von Forstminister Helmut Brunner, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Staatsforsten ist, beschlossen.
Konditionen unklar Da das Projekt schon immer auf einer Fläche der Staatsforsten - am Radstein, oberhalb Ebrachs - geplant war, ist Reinhard Strobel als Staatsforsten-Bereichsleiter Immobilien und weitere Geschäfte von Anfang an einbezogen und mit dem Vorhaben bestens betraut. Angesichts der veränderten Konstellation steht man in gewissen Dingen doch wieder am Anfang, sagt er.
Unklar ist bis dato etwa, ob und wenn zu welchen Konditionen die Planung der Erlebnis Akademie übernommen wird. Dann muss das Vorhaben zu den Bedingungen des Förderrechts realisiert und entsprechend ausgeschrieben werden. Nur wenn wirklich alles gut läuft, rechnet Ströbel mit einer Realisierung noch im Jahr 2015, ansonsten dann 2016. "Wir wollen über den Baumwipfelpfad unsere Botschaften vermitteln und ihn auch selbst betreiben," verriet Strobel die weitere Linie bei diesem touristischen Leuchtturm-Projekt für den Steigerwald. Der ursprüngliche Ansatz war, den Pfad nach Wunsch der Regierung durch einen privaten Investor bauen und betreiben zu lassen.
Wie sich nun zeigt, scheitert das wohl an der Finanzierung. Die Akademie wolle sich in der Angelegenheit selbst noch an die Öffentlichkeit wenden, so Ströbels Informationsstand.
Seitens der Akademie war auf Nachfrage bislang jedoch kein Vorstandsmitglied für eine Stellungnahme zu erreichen. Laut der kurzen schriftlichen Mitteilung geht das Projekt von der Erlebnis Akademie an die Bayerischen Staatsforsten. "Nachdem im Rahmen der finalen Finanzierungsgespräche ein großer Finanzpartner kurzfristig abgesprungen war, konnte durch die Erlebnis Akademie eine Realisierung des Projekts im zeitlich gewünschten Rahmen nicht mehr realisiert werden", heißt es in der Mitteilung.
Wichtig für die Region Froh ist Ebrachs Bürgermeister jedenfalls, dass die Umsetzung des für die Region so wichtigen Vorhabens gesichert ist. Zwar war man davon ausgegangen, dass das Projekt durch einen privaten Investor rasch umgesetzt werden kann.
Dafür dürfte der Staat garantieren, dass alles zuverlässig abgewickelt wird. Laut dem Planungsbüro, erinnert Bürgermeister Schneider, ist mit einer Bauzeit von sieben Monaten zu rechnen. Für Ausschreibung, Vergabe und dergleichen, die im Vorfeld nötig sind, fallen weitere zwei Monate an.
Die Tatsache, dass die Erlebnis Akademie laut ihrer Homepage zwischenzeitlich ein Baumwipfel-Projekt im Schwarzwald angegangen hat, das demnächst in Betrieb gehen wird, möchte Schneider lieber nicht kommentieren.
Das werden wohl eher die Ebracher Marktgemeinderäte tun. Die sich am 2. Juni erneut mit dem Ebracher Baumwipfelpfad zu beschäftigen haben. Schließlich müssen die bisherigen Verträge geändert werden, da die Erlebnis Akademie als Vertragspartner weggefallen ist.
Stichwort gefallen: Ein Stein vom Herzen fällt angesichts der aktuellen Ereignisse auch Schneiders Bürgermeister-Kollegen Heinrich Thaler (CSU) aus Burgwindheim vom Herzen: "Weil das Projekt wichtig für die gesamte Region ist und Burgwindheim einen Mosaikstein beisteuern möchte, der in das Thema passt."
Kommentar von Anette Schreiber: "Jetzt aber ran!"Man darf den Staat ruhig auch mal loben. Dafür, dass sich im Steigerwald tatsächlich etwas tut und die Weichensteller es nicht bei Lippenbekenntnissen belassen. Zumal die Wahlen - erfolgreich - gelaufen sind. Dass das Baumwipfel-Projekt nun doch nicht mit einem privaten Investor funktioniert hat, ob es vorauszusehen war? Schwer zu sagen. Vielleicht liegt in der Federführung des Staats nun gerade die Chance. Zumal das Schwester-Projekt im Handthal seinerseits auf Staats-Säulen fußt.
Vielleicht liegt in der zeitlichen Versetzung die Chance, die zweite Einrichtung noch an die aus der Praxis erkannten Bedürfnissen der ersten anzupassen.
Gespannt sein darf der interessierte Beobachter, welche Gestalt der Erlebnispfad annehmen wird. Die ursprünglich für Ebrach geplante innovative Ausführung könnte in den Schwarzwald "gewandert" sein. Ein Kopie davon wird die Erlebnis-Akademie wohl kaum im Steigerwald sehen wollen, noch dazu unter anderer Regie.
Die Konsequenz wäre wohl ein anderer Entwurf, der wieder Zeit kosten wird, zusätzlich zu den bekannt vielen Genehmigungs-Etappen, die bei einem Staatsvorhaben gefordert sind. Entscheidend ist bei alledem nur das Eine: Dass der Baumwifpelpfad nicht noch irgendeinem politischen Wechsel zum Opfer fällt. Deswegen gilt: "Jetzt aber ran!"
Juhu,
der Staat hat seine Spendierhose angezogen. Jetzt geht es mit Ebrach aufwärts, vor allem aber mit dem Motorsägenschmiermuseum in Handthal, das ohne den Baumwipfelpfad nicht den Hauch einer Chance hätte, zu Ecks "Leuchtturmprojekt" zu werden. Wie schön, dass er in München die Strippen ziehen kann, um Subventionsgelder nach Franken zu pumpen, die er stets gebetsmühlenhaft ablehnt, wenn sie jemand fordert, der nicht seiner Meinung ist. So schreit er die ganze Welt zusammen wegen eines Schutzgebietes in Ebrach, durch das den Staatsforsten jährlich ein Gewinn von etwa 20000 EUR entgehen wird. Allein die Zuzahlung zum Baumwipfelpfad durch die Staatsforsten (10 % von 5 Mio. EUR = 500000 EUR) beträgt ein Vielfaches des entgangenen Gewinns.
Baut den Baumwipfelpfad, aber gebt halt zu, dass bisher der Leuchtturm fehlt, der seinen kostendeckenden Betrieb ermöglicht! Daher ist das große Schutzgebiet in Ebrach so wichtig! Das weiß auch Herr Eck, doch darf er das nicht zugeben.